Zweibrücken Grüne kritisieren Möbelmarkt-Pläne für Truppacher Höhe

Landtagsmitglied und Landschaftsplaner Andreas Hartenfels (hellgrünes Hemd, braune Weste) erteilte einem 40 000-Quadratmeter-Möb
Landtagsmitglied und Landschaftsplaner Andreas Hartenfels (hellgrünes Hemd, braune Weste) erteilte einem 40 000-Quadratmeter-Möbelhaus auf der Truppacher Höhe eine klare Absage.

Der von Stadtverwaltung und Flughafenzweckverband (Zef) auf der Truppacher Höhe projektierte Möbelmarkt stößt bei den Grünen auf wenig Gegenliebe.

„Es gab bereits alle möglichen Pläne, man hat niemanden dafür gefunden. Jetzt geht es nur noch um ein Möbelhaus mit 40 000 Quadratmetern Verkaufsfläche und 20 Prozent Randsortiment. Das ist ein großer Kritikpunkt, und eine Diskussion ist bislang nicht zustande gekommen“, eröffnete Felix Schmidt, Grünen-Direktkandidat für den Wahlkreis, die Diskussionsrunde. Mit Kritik wurde denn auch nicht gespart. Rund 20 Teilnehmer waren der Einladung gefolgt und nahmen das vorgesehene Gelände in Augenschein. Für die fachliche Expertise hatte Schmidt den Landtagsabgeordneten Andreas Hartenfels aus Kusel eingeladen. Hartenfels, Landschaftsplaner und im Landtag für Fragen rund um Raumordnung, Bauen und Wohnen zuständig, wies auf die Unstimmigkeiten des geplanten Projekts hin. Das Landesentwicklungsprogramm (LEP) IV gebe Leitplanken vor, und die bevorzugten Innen- vor Außenentwicklung. Eine Leitplanke: „Nur wenn keine Gefahr für die Innenstadt besteht, darf ein Ergänzungsangebot außerhalb und möglichst auf Konversionsflächen errichtet werden“, so Hartenfels. Eine weitere Leitplanke nannte Hartenfels beim Randsortiment. Das darf laut LEP IV maximal zehn Prozent des Sortiments betragen, hier jedoch seien 20 Prozent geplant. Vor allem beim Randsortiment, immerhin über 8000 Quadratmeter, müsse daher „unbedingt nachgebohrt werden“. Laut LEP IV müsse dieses hier nämlich „möbelnah“ sein. Der Landtagsabgeordnete stellte den Sinn der Ansiedlung generell in Frage. „Wo geht die Gesamtentwicklung der Region hin? Auch angesichts der demografischen Entwicklung: Ist das realistisch?“, fragte er die Anwesenden. Hartenfels verwies auf die Mall in Kaiserslautern, die sich massiv negativ auf die Fußgängerzone ausgewirkt habe. „Wir haben zwei Millionen Euro für die Entwicklungsperspektiven (der Innenstadt, etwa für Stadt am Wasser, Anmerkung der Redaktion) ausgegeben. Das würden wir konterkarieren, wenn dieses Möbelhaus kommt“, so Hartenfels. Die Position des Landes sei ohnehin klar: „Das Land will Innenentwicklung.“ Vernichtender fiel die Kritik von Norbert Pohlmann aus, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat. „Die Region ist strukturschwach, objektiv gibt es für ein weiteres Möbelhaus keinen Bedarf. Anders als beim Outlet wird es wenig neue Kunden geben. Die Leute, die hier hoch gehen, gehen nicht in die Innenstadt“, so Pohlmann. Er kritisierte, dass bislang weder im Stadtrat noch beim Zef wirklich diskutiert worden sei. Es sei immer nur um Details gegangen. Ob der Markt überhaupt entstehe, sei nicht klar. „Wir haben bereits den vierten Interessenten. Drei sind also zuvor bereits gescheitert.“ Auch Bernd Schumacher, Kreistags-Fraktionsvorsitzender der Grünen, hatte wenig für das Projekt übrig. „Hier muss man mal einige Dinge zurechtrücken. Das Projekt wird Auswirkungen im Umfeld haben.“ Anstatt „herumzueiern“ sollten Stadtrat und Zef „endlich Farbe bekennen“. Das Projekt mache so keinen Sinn, man müsse sich mit den umliegenden Städten und Gemeinden in einer Planungsgemeinschaft zusammentun, „anstatt sich gegenseitig zu kannibalisieren. Wir brauchen ein Konzept, das alle Städte und Gemeinden berücksichtigt“, so Schumacher. Ein weiterer Möbelmarkt übersättige den Markt. „Die Leute haben nur ein Budget für Möbel, ein Wettlauf der Möbelhäuser nutzt nichts“. Dem stimmte Fred Konrad, ehemals Landtagsabgeordneter der Grünen, zu. „Niemand stellt sich zwei Schränke ins Wohnzimmer. Die Region ist bereits voller Möbelhäuser, jetzt will man da oben noch eins hinstellen. Am Ende wird eine der Hütten leerstehen.“ Es sei sinnlos, überall „Beton in die Landschaft zu stellen, und in 20 oder 30 Jahren liegt es dann an den Gemeinden, die Betonruinen abzuräumen“. Schumacher und Konrad verwiesen zudem auf die problematische Geschichte der Truppacher Höhe und deren Relikte: Im Untergrund lägen Reste von Bunkern. „Wer bezahlt das eigentlich?“, fragte Schumacher. „Alle reden über das große Haus, aber wie kommen wir da hin? 1969 fand man beim Bau der Autobahn einen Bunker voller Sprit. Und jetzt? Wer macht das weg?“ Für die Zweibrücker Einzelhändler ergriff Andreas Michel, Vorsitzender der Händlervereinigung Gemeinsamhandel, das Wort. Denn die Ladeninhaber haben große Bedenken. „Seit 15 Jahren versuchen wir, von den drei Millionen Outlet-Besuchern was abzubekommen. Doch sie kriegen die Leute nicht in die Innenstadt. Wir haben viele Ecken in der Stadt mit viel Potenzial. Das Innenstadtkonzept von 2006 wird aber gar nicht gelebt, viele Punkte greifen nicht. Zuerst muss man in den Städten schauen und dort aufräumen“, ärgerte sich Michel. Die Innenstadt sei bei dem Mega-Möbelmarkt der Verlierer. Als Beispiele nannte Michel Kaiserslautern und Neunkirchen – „eine Katastrophe für die Innenstädte“. Konrad legte noch mal nach: „Wir haben viele Sachen, die als Tiger gestartet und als Bettvorleger geendet sind. Es wird überhaupt nicht diskutiert, wo wir in 20 Jahren stehen wollen. Es geht immer nur ums Bauen, nicht um die Sozial- oder die Stadtstruktur.“

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