Zweibrücken Flutende und doch nie zu breit wirkende Klänge

Nach glasklaren, jubilierenden Trompetenfanfaren setzte der Projektchor Vox Bipontinae unter Leitung von Helge Schulz mit volltö
Nach glasklaren, jubilierenden Trompetenfanfaren setzte der Projektchor Vox Bipontinae unter Leitung von Helge Schulz mit volltönendem Klang ein, die Stimmgruppen fächerten sich aber sehr schnell mit bestechend sicher gehaltenen Tempi in ein mehrstimmiges Klanggeflecht aus.

Beim Konzert zu 500 Jahren Reformation standen am Samstagabend in der Zweibrücker Alexanderskirche im Rahmen des Festivals Euroclassic Werke von Johann Sebastian Bach auf dem Programm. Unter Leitung von Bezirkskantor Helge Schulz musizierten das Kammerorchester Kaiserslautern, der Projektchor Vox Bipontinae, Altistin Simone Sattelberger, Tenor Won Choi, Bass Dietmar Franke, Geigerin Johanna Ruppert und Walther Theisohn an der Oboe.

Die Pfalz zählt zu den Kerngebieten der Reformation, und so konzipierten das Dekanat Zweibrücken und die Mozartgesellschaft Zweibrücken-Bitche-Pirmasens aus diesem Anlass ein Festkonzert. Zu den Höhepunkten des Abends zählte die Kantate Nr. 148 „Bringet dem Herrn Ehre seines Namens“. Nach glasklaren, jubilierenden Trompetenfanfaren setzte der Projektchor Vox Bipontinae mit volltönendem Klang ein, die Stimmgruppen fächerten sich aber sehr schnell mit bestechend sicher gehaltenen Tempi in ein mehrstimmiges Klanggeflecht aus. In der Arie „Ich eile, die Lehre des Lebens zu hören“ überraschte Won Choi mit seinem schwerelos schwebenden, schlackenreinen lyrischen Tenor. Seine Koloraturen schienen mit der Musik zu atmen und traten in einen ausdrucksstarken Dialog mit dem eindringlichen Violinspiel von Johanna Ruppert, so dass sich eine zutiefst berührende Korrespondenz entfaltete. Die klar tragende, dunkle Altstimme von Simone Pepping-Sattelberger überzeugte mit volltönendem Klang und schönen Farben in der Arie „Mund und Herze steht dir offen“. Trotz des fülligeren Klangbilds führte sie ihre Stimme schlank, in mühelos gleitenden Koloraturen mit samtiger Fülle. Im Schlusschoral „Führ auch mein Herz und Sinn“ begeisterte der Projektchor Vox Bipontinae durch eine wundervoll einstimmige Intonation, die den bewusst liedhaft-einfach gehaltenen Chorsatz in voll flutenden und doch nie zu breit wirkenden Klängen schlank und wendig ausgestaltete. Im Wechselgespräch mit hell tönenden Trompetenklängen, die zur Aufmerksamkeit mahnten, und intervenierenden Streichern reagierte der Chor mit einem Kanon in einem bewegt wogenden und doch immer transparenten Klangbild voll höchster Ausdruckskraft. Fesselnd interpretierte das Kammerorchester Kaiserslautern das Konzert für Oboe, Violine, Streicher und Basso continuo e-Moll BWV 1060. Volle und doch seidenweiche Klänge voll durchscheinender Klarheit und Leichtigkeit prägten im schnellen Allegro das Klangbild, das sich ganz im Duktus der barocken Fortspinnungsmotorik sehr schnell auffächerte. Impulsgebende Solistimmen traten in Korrespondenz mit dem reagierenden Kammerorchester. Sehr flexibel agierte der ungemein lebendig und dynamisch wirkende Klangkörper unter der differenzierten Leitung von Helge Schulz, subtile Echoeffekte erzeugten durch ihre wechselnden Klangfarben packende Spannungsmomente. Faszinierend waren die klangschönen Dialoge zwischen Oboist Walther Theisohn und Geigerin Johanna Ruppert im liedhaften Mittelteil, die sich zu einem intimen musikalischen Zwiegespräch zusammenfanden. Auch der markante Schlusssatz zeichnete sich durch Spannungsmomente voller Leichtigkeit aus. Weitere Programmpunkte waren die Kantate Nr. 126 „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“ und Werke von Johann Walter (1496-1570) und Benedikt Ducis (um 1492-1544).

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