Zweibrücken „Farbe muss stimmig sein“

Werner Gräßer setzt ganz auf die Wirkung der Farbe, hier in seinem Acrylgemälde „Yellow-Red“, das in Homburg zu sehen ist.
Werner Gräßer setzt ganz auf die Wirkung der Farbe, hier in seinem Acrylgemälde »Yellow-Red«, das in Homburg zu sehen ist.

„Warum ich abstrakt male? Weil das meiner Art zu malen entspricht“, meint der Zweibrücker Maler Werner Gräßer. Zurzeit stellt er in Homburg aus.

„Ich kann nicht aus dem Bauch heraus malen, ich muss schon wissen, wo’s hingehen soll, dann kann ich ein Bild auch strukturieren. Und dann kommen natürlich noch Emotionen dazu, die kommen in der Farbgestaltung zum Ausdruck.“ Farbe spielt eine wichtige Rolle in diesen Bildern, die fast alle 2016 und 2017 entstanden sind. „Farbe muss stimmig sein, und das ist etwas, was man nicht lernen kann“, ist Werner Gräßer überzeugt. „Was in mir ist, kommt dann raus.“ Die Farben sind also nicht zwangsläufig naturalistisch in seinen Werken, sondern Ausdruck von Befindlichkeit. Auffallend oft sind sie das wichtigste Struktur bildende Element in Gräßers Werken. Sie entfalten eine Eigendynamik, die sich erst bei näherer Betrachtung offenbart. Wie in dem Bild „Yellow Red“. Kreuze stürzen hier in Flammen zusammen, scheinen sich dabei in einer gelben Feuerwelt zu spiegeln, in einem dynamischen Flammenwirbel – ein apokalyptisches Panorama, das sich dank seiner Farbfragmente dem Betrachter aber erst bei näherer Betrachtung in immer neuen Facetten enthüllt. Die einzige eindeutig identifizierbare Form sind die Kreuze, alles andere sind vieldeutige Farbelemente, die sich beim Betrachten in immer neue Kombinationen auflösen. Die hellen, warmen Farben täuschen beim ersten Blick über die Katastrophe hinweg, die sich hier abspielt, scheinen sie zu überdecken. Erst nach und nach treten die zerstörerischen Aspekte hervor, das Bild gewinnt ein dynamisches Eigenleben. Eine abstrakte Bildkomposition, die aus dem Spiel von Farben und Formen entsteht, ist auch „Limon-Cella“. Von einem hellen, limonengelb-grünen Hintergrund heben sich flächige, fragmentierte Körper ab. In diese Farbwelt bricht vorne ein blau-grünes Farbuniversum mit einem roten Stahlstück dazwischen hinein. Dahinter ragen in einem quer gestreckten braunroten Farbbalken Rohrfragmente hervor. Die Farbstruktur gestaltet nicht nur den Bildraum, sondern schafft auch die mehrfach gebrochene Tiefenperspektive des Bildes. Farbspiele sind auch das Thema einer „Rhapsodie in Blue“-Reihe. Eines dieser Werke fesselt durch eine „verkehrte Tiefenperspektive“: Eine schwarzblaue Wand in der linken Bildhälfte öffnet sich in einem „Schichtenlook“ und gibt so den Blick frei auf eine nach hinten rechts sich öffnende Wasserfläche, in der sich rote Flammen irrlichternd spiegeln. Dynamik durch Farbbewegungen beschreibt „Extasie“. Farbwelten aus Blaulila mit weißen, blauen und goldenen Einsprengseln kreisen hier in horizontalen Ringen um ein nicht näher identifizierbares Zentrum. Von links oben bricht ein Farbstrahl in dunklem Lila mit schwarzen, grauen und goldenen Farbflecken in diese Kreise ein, zerstört das Gleichgewicht ihrer Bewegung durch seine eruptive gegenläufige Dynamik, die sich einem klaren Zentrum verweigert. Farben in kontrastierender Bewegung sind das Struktur-Element in „Lila Cocktail“. In eine bruchstückhafte Landscape in Schwarz, Weiß und Grau brechen ein langer lilafarbener und ein kürzerer violettfarbener Strahl wie ein Wasserfall von oben ein und stürzen schräg durch das Bild. Formen als zusätzliches Gestaltungselement bezieht „Tango“ in die Bildkomposition ein. Hier überlagern sich Symbole in hellen Brauntönen in dichter Schichtung, ein grüner Untergrund unten rechts und eine ockergoldene Fläche links oben werden durch einen schrägen Streif mit bruchstückhafter blauer Schrift geteilt. Weitere kompositorische Farbspiele zeigen „Red Point“, „Green Art“ und „Blue Art“. Ausstellung Werner Gräßer: „Dynamische Aktionen“, Malerei, Homburg. Uniklinik, Urologie, bis 2. September.

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