Zweibrücken Ein schmaler Grat zur Absurdität

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Der Wahnsinn hat Methode in „Pilks Irrenhaus“. Wenn es denn Wahnsinn ist. Oder ist es vielleicht einfach nur absurd? Das muss jeder für sich entscheiden, wenn die Theater-AG des Hofenfels-Gymnasiums Zweibrücken loslegt. Denn hier ist nicht ganz klar, was eigentlich gerade passiert. Und das ist durchaus beabsichtigt.

Der Grat zwischen Normalität und Absurdität ist schmal. Das wird in der Uraufführung am Donnerstagabend schnell klar, wenn ein Landstreicher einem Selbstmörder vor dessen Sprung vom Hochhaus noch alles Wertvolle abluchst. Und ihm dann seelenruhig hinterherschaut. Wahnsinn? Berechnung? Skrupellosigkeit? Mit ähnlich irritierenden Szenen geht es weiter. Jede neue Situation wirkt irgendwie normal und doch verkehrt. Da klagt die Mutter über ihren faulen Sohn, der daraufhin das Huhn gibt. Doch als der Nervenarzt kommt, verläuft alles anders als erwartet und schon gar nicht, wie man denkt. Doch was ist überhaupt die richtige Erwartung? Was erwartet man von einem Arzt (gespielt von Cedric Noé), den man um Heilung ersucht? Ganz bestimmt kein irres Lachen bei jedem Aufruf und erst recht keine „medizinischen Knallfrösche“. Anderthalb Stunden lang stellten die Schauspieler das Publikum vor immer neue skurrile Szenen. Vom schrägen Restaurantbesuch über verpatzte Urlaube bis hin zum Fechtduell in Zeitlupe. Letzteres mit dramatischer Musikuntermalung. Mit Wortstakkatos, Gesprächen unter Babys über den nahenden 50. Geburtstag und planlosen Spionen. Schon blöd, wenn die Schwiegermutter im Urlaub plötzlich verstirbt. Aber beim Versuch, sich zu verständigen, kann man immerhin gleich Spanisch lernen. Verrückt? Möglich. Wie verhält man sich, wenn man plötzlich einen unsichtbaren Mitbewohner hat? Die Frage stellten sich Luca Ruppert und Sören Schmidt. Zum Schreien komisch in dieser Szene ist übrigens Julian Weis, mehr sei hier nicht verraten. Und wenn ein kleines Kind (gespielt von Leonie Müller) auf dem Dachboden eine neue Lieblingspuppe (gespielt von Lina Albrecht) findet, wird es gruselig. Denn ist diese Puppe, die Müller mal eben über zwei Treppen durch den Raum schleift, wirklich eine Puppe? Am Ende stellt sich doch noch heraus, wie der Landstreicher wirklich tickt. Immerhin etwas Klarheit, die die Gruppe den Zuschauern gönnt. Seit Oktober haben die 18 Darsteller unter der Leitung von Camilla Sternheim und Co-Regisseur David Ehresmann geübt. Zunächst einmal pro Woche zwei Stunden, dann auch an Wochenenden und bei Probetagen, im weiteren Verlauf drei, vier Stunden am Stück und länger. Die fünf Maskenbildnerinnen fuhren extra zum Workshop ans Staatstheater nach Saarbrücken, bereits drei Stunden vor jeder Aufführung beginnt ihre Arbeit. Denn jeder der Darsteller muss in das pantomimische Zerrbild eines Clowns verwandelt werden. Eine Souffleuse, zehn Leute für das Bühnenbild, sieben für die Technik: Die Theater-AG geht auch dieses Jahr wieder ohne Abstriche in die Vollen. Den verdienten Lohn gab es dafür bereits am Donnerstagabend bei der Uraufführung. Zweimal klatschte das begeisterte Publikum die Schauspieler auf die Bühne zurück. Der vielstimmige Jubelschrei hinter der Bühne war der Abschluss einer durch und durch gelungenen Aufführung. Info Heute, Samstag, 19.30 Uhr, findet die letzte Aufführung von „Pilks Irrenhaus“ in der HFG-Aula statt.

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