Kreis Südwestpfalz Ein bisschen wie Sauna

Die Fahrgäste genießen die Beförderung im alten Schienenbus – trotz der Hitze.
Die Fahrgäste genießen die Beförderung im alten Schienenbus – trotz der Hitze.

«BUNDENTHAL.» Anlässlich der Reaktivierung der Wieslauterbahn vor 20 Jahren verkehrt bis Freitag sowie von Montag bis Freitag kommender Woche ein historischer Schienenbus nach Sonderfahrplan. Die RHEINPFALZ ist mitgefahren.

Bis 1966 fuhr die Bahn regelmäßig im Zweistundentakt, danach wurde der Betrieb eingestellt. Seit 1997 fährt der „Bundenthaler“ nun wieder mittwochs und sonntags von Karlsruhe aus ins Dahner Felsenland. Gut 60 Jahre hat der Triebwagen auf dem Buckel, in den wir einsteigen. Er dampft zwar nicht, aber trotzdem bekommen junge und alte Fahrgäste glänzende Augen, wenn sich der rote Wagen in Bewegung setzt und an jedem Bahnübergang sein durchdringendes Pfeifen hören lässt. Rund 20 Eisenbahnbegeisterte sind an Bord, als der Jubiläumszug am Montagmorgen gegen 10 Uhr in Hinterweidenthal seine Fahrt nach Bundenthal aufnimmt. Am Nachmittag sind es nicht ganz so viele, aber die, die mitfahren, zeigen sich begeistert. Eine Familie aus Kempen in Nordrhein-Westfalen, zu Besuch beim Opa in Landau, hat extra einen Ausflug in die Südwestpfalz unternommen, um mitzufahren. Der vierjährige Lars aus Dahn wartet am Bahnhof in Bundenthal schon ganz ungeduldig, bis er einsteigen darf. Mama und Oma begleiten ihn – einmal Hinterweidenthal und zurück. Zugfahren findet er klasse. Bei 28 Grad Außentemperatur fühlt sich das Innere leicht nach Sauna an, da hilft auch der mitgebrachte Fächer nicht viel. Dafür gibt’s aber auch keine Erkältung durch eine Klimaanlage – alles hat zwei Seiten. Mit bis zu 80 Stundenkilometern geht’s durchs Wieslautertal. An diesem Nachmittag nicht ganz reibungslos. Triebwagenführer Klaus Ulshöfer muss nachhelfen, eine der beiden Maschinen will schon Feierabend machen. Mit etwas Verspätung beginnt die Fahrt dann doch noch. Im Schritttempo passieren wir die unbeschrankten Bahnübergänge. So mancher am Wegesrand wundert sich über den regen Bahnverkehr dieser Tage auf der Strecke. In den Ortschaften stehen immer wieder Menschen und winken, Fahrradfahrer, die schnell vom Fahrrad absteigen, um zu fotografieren, und auch der ein oder andere Hobbyfilmer, der schon an der Strecke wartet, um das Ganze mit der Kamera festzuhalten. Mit im Führerhaus sind Marcus Zimmermann, der Vorsitzender der Eisenbahnfreunde Dahn, und Daniel Jennewein als Zugbegleiter. Der 15-Jährige ist bekennender Eisenbahnfan, Mitglied bei den Eisenbahnfreunden und fährt die zwei Wochen bei den Jubiläumsfahrten ehrenamtlich als Zugbegleiter mit. „Diese Chance lasse ich mir nicht entgehen, wer weiß, wann das mal wieder kommt“, sagt er. Er öffnet und schließt die Türen, hilft schon mal dem ein oder anderen in den Zug und achtet darauf, dass bei der Abfahrt die Türen geschlossen sind und keine Nachzügler zurückgelassen werden. Lokführer will er aber nicht werden. Sein Traumberuf sei Schiffsführer, und er wolle nach Italien, erzählt er. Fast bei jedem Halt steigen Fahrgäste ein oder aus. Knapp eine halbe Stunde dauert die Fahrt bis Hinterweidenthal. Lars und seine Familie bleiben einfach sitzen und fahren wieder zurück, weil’s so viel Spaß macht. Als kleines Schmankerl zum Jubiläum kostet die Fahrt an diesem ersten Tag der beiden Wochen nichts. Hätten wir das mal gewusst, wären wir morgens eingestiegen und einfach hin- und hergefahren oder hätten gleich den ganzen Kindergarten mitgebracht. Aber auch so ist es ein Erlebnis. Info Den Sonderfahrplan zur Sommeraktion findet man auf www.wieslauterbahn.info

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