Zweibrücken Eckstraße heilt alle Rückenschmerzen

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Nachdenkliche Worte bestimmten den Kirrberger Neujahrsempfang am Samstagabend. Ortsvorsteher Manuel Diehl (CDU) erinnerte daran, „dass es uns gut geht. Trotz schwieriger Zeiten und gesellschaftlicher Veränderungen gehören wir zu den privilegiertesten acht Prozent der Weltbevölkerung. Wollen wir immer weiter nach mehr streben?“ Derweil bekundete Saarpfalz-Landrat Theophil Gallo (SPD) sein Unbehagen über den neuen US-Präsidenten und „eine Partei, die sagt, dass sie eine Alternative sein will“.

Dabei verstand es Manuel Diehl in seiner Ansprache in der Lambsbach-Halle durchaus, seine kabarettistischen Talente zu beweisen. Wer unter Rückenbeschwerden leide, dem verordnete der Dorfchef kurzerhand eine heilsame Tour über die „Kirrberger Quaddelstrecke“: „Vergessen Sie Arztbesuch, Fango und Massage. Fahren Sie lieber mal bei uns durch die Eckstraße. Dort hat die Stadt Homburg keine Kosten gescheut, um überall Schlaglöcher zu verteilen. Bei einer Eckstraßen-Tour lösen sich all Ihre Verspannungen garantiert; Sie fühlen sich wie neugeboren.“ Lobend schilderte der Ortsvorsteher die heimelige Atmosphäre, die an jenem „historischen Winterabend Ende 2015“ herrschte, als sich die Vorsitzenden der beiden größten Kirrberger Vereine „bei Schwenker, Bier und Schnaps“ spürbar nähergekommen seien: „Ich arbeite schon lange daran, dass sich Turnverein und Sportverein endlich besser kennenlernen. Viel zu lange gingen beide Vereine getrennt voneinander ihrer Wege“, berichtete Diehl hoffnungsfroh von einer „100-Euro-Ballspende“, die der TV-Vorsitzende Sebastian Müller dem SV-Chef Kurt Linke an jenem denkwürdigen Abend überreicht habe. „Ob ich eines Tages den Zusammenschluss zum Turn- und Sportverein Kirrberg erleben darf?“ „Kerbrich ist schon etwas Besonderes“, bescheinigte anschließend der Homburger Oberbürgermeister Rüdiger Schneidewind (SPD) dem Stadtteil, in dem er selbst wohnt: „Kirrberg steht dermaßen gut da, dass der Ortsvorsteher außer der Eckstraße schon gar nichts mehr zu bemängeln hat.“ Stichwort Eckstraße: Der OB rief den saarländischen Landtag dazu auf, möglichst rasch die Gesetzeslage im Land zu den wiederkehrenden Beiträgen bei der Straßensanierung neu zu regeln. „Bis es für uns als Stadt da eine klare Handhabe gibt, müssen wir die schlimmsten Löcher halt selber flicken.“ Schneidewind sagte, er hielte es für ungerecht, würde die Stadt jetzt – auf derzeitiger, alter Rechtsgrundlage – die Eckstraße sanieren und dafür die Anwohner mit 90 Prozent der Baukosten zur Kasse bitten. „Und zwei Jahre später wäre für die Anlieger dann alles viel preisgünstiger gewesen, weil wir dann endlich die wiederkehrenden Beiträge hätten“, bat der OB die Eckstraßen-Anrainer um Geduld: „Aber das ist ja eine bekannte Kerbricher Tugend, ich weiß das.“ Einig waren sich Diehl, Gallo und Schneidewind in ihrem Appell, bei den anstehenden Landtags- und Bundestagswahlen „nicht aus unüberlegtem Protest oder Trotz heraus sein Kreuzchen zu machen“. Und die Politik dürfe nicht aufhören, mahnte Schneidewind, die zuletzt so gescholtene EU zu erklären: „Sie ist seit 70 Jahren Garant für Frieden und Wohlstand. Das darf man nie vergessen.“ Landrat Theophil Gallo ermunterte die Bevölkerung, das neue Jahr 2017 „mit großer Zuversicht“ anzugehen. „Dennoch sollten wir wachsam sein“, sprach der Landrat die aktuellen Bedrohungen der Gesellschaft „durch Rechtsextremisten und Salafisten“ an: „Viele Leute konsumieren nur noch die Annehmlichkeiten, die wir heute haben, sie wollen aber nicht mehr dafür kämpfen. Wir brauchen Menschen mit Mut – nicht mit Wut.“ Abschließend fand Gallo den inhaltlichen Schwenk zur Kommunalpolitik: Die in nächster Zeit anstehende Gebäudesanierung der Kreisverwaltung und des Rathauses am Homburger Forum, so sagte der Landrat, biete die „historische Chance, endlich für beide Behörden ein gemeinsames Bürgerbüro zu schaffen“. |ghm

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