Zweibrücken Die Festung zwischen den Hügeln

Leer wirkt die Wasserkammer technisch und kalt ...,
Leer wirkt die Wasserkammer technisch und kalt ...,

Von fern ist es ein Bunker, der genau zwischen zwei Hügel passt. Und das eine Fenster über Eck ein Sehschlitz in der sonst fensterlosen Fassade einer modernen Festung. Wenn man näher kommt, staunt man vor allem über die Geometrie, die Form: Es ist eine Raute. Keine Frage: Der Neubau der Zweibrücker Wasserversorgung ist ein ungewöhnliches Stück Architektur. Mit den Wassertürmen, die man von früher kennt, hat er nun gar nichts mehr gemein.

Der Clou ist, dass der Wasserturm versteckt ist. Die beiden großen Wasserbehälter liegen unter der Erde. Von Außen sieht man nur das Drumherum: In der Raute befinden sich die Räume, von der aus die Anlage bedient wird, das Bedienhaus. Natürlich hätte man auch ein normales Haus über die Kammern setzen können, doch das wollte Kerstin Molter, die Architektin nicht. Sie stammt aus Zweibrücken, kennt das Gelände und hatte ein sinnliches Erlebnis, als sie den Auftrag bekam und sich auf dem Gelände umsah. „Die Idee mit der Raute hatte ich, als ich vom Berg hochgelaufen bin und die Wipfel der Hausdächer in der Nähe sah, die Dreiecke. Eigentlich wäre es schön, wenn man von dem neuen Bau auch so etwas sieht, dachte ich“, erläutert sie das Konzept. Vom Tal betrachtet, wirkt der Bau viel größer als er tatsächlich ist. Die Seiten sind nur acht Meter lang. „Die Fassade spielt mit unseren Sehgewohnheiten“, so Molter. Man sieht quasi die Spitze eines Eisbergs, die komplette Anlage ist nur in Konturen spürbar. Das liegt daran, dass der Bau so massiv wie eine Festung oder eben ein Bunker genau zwischen zwei Hügel eingepasst ist – die es so vorher natürlich auch nicht gab, denn die Landschaft rund um das Bauwerk wurde ebenfalls gestaltet – und das Dach begrünt. Von Außen kann man das Bauwerk immer sehen, doch als Normalsterblicher kommt man nur am Tag der Architektur auch ins Innere. Dort ist extra eine kleine Ausstellung aufgebaut mit Zeichnungen, dem Modell und Fotos, die bei der Herstellung gemacht wurden. Denn vom Auftrag bis zur Fertigstellung vergingen drei Jahre. Das Gebäudemodell erklärt die ungewöhnliche Form. Man muss sich einen Pfeil vorstellen: Die vordere Spitze des Pfeils ist die Raute, die aus der Landschaft ragt. Der Schaft des Pfeils ist das Zwischenstück (der Technikraum), an das rechts und links die Wasserbehälter angesetzt sind. Spiegelbildlich. Die Behälter oder Kammern sind an einem Ende rund. Jede fasst 600 Kubikmeter Wasser. Sie sind aus wasserundurchlässigem Beton. Der wird nicht angestrichen, sondern bleibt aus hygienischen Gründen so wie er ist: grau. Sichtbeton nennt man das. Die Wände der Trinkwasserkammern sind ohne vertikale Fugen gebaut wurden, also in nur einem Betoniervorgang entstanden. Für die pfeilförmige Außenwand, die aus der Landschaft ragt und am höchsten Punkt acht Meter hoch ist, wurden 70 Kubikmeter Beton ebenfalls in nur einem Arbeitsgang verbaut. Das Wasser kann man gut sehen. Bodengleiche Kontrollfenster geben den Blick frei in die Kammern mit dem Trinkwasser. Gleichzeitig kann man in die Landschaft schauen: durch das über Eck gestaltete Panorama-Fenster im Bedienhaus – das sind die Sehschlitze, die man auch von Außen erkennt. Sie sorgen auch dafür, dass genug Licht in das Bedienhaus fällt. „Das Spiel mit dem Licht, tanzend auf den Wasser, inszeniert den Fliesenboden. Vom hellsten belichteten Teil zum abgelegenen Raumbereich wird der Fliesenbelag immer dunkler“, erklärt die Architektin. „Die Wasserflächen der Kammern schließen bei voller Befüllung nahezu ebenengleich an den Fliesenbelag an.“ Natürlich gibt es noch einen weiteren Gebäudeteil, den Bereich für die Anlagentechnik. Dazu gehören die Mess-Steuer-Regeltechnik, Rohrleitungen zum Befüllen, Entleeren und Restentleeren, Probenentnahmestellen und die Notstromversorgung. Die Rohrtechnik befindet sich im Untergeschoss. Dort sieht alles sehr hell und aufgeräumt aus: grau, silber, blau. All das kann man morgen, am Tag der Architektur, besichtigen. Kerstin Molter und ihr Mann Mark Linnemann, die das Bauwerk im Auftrag der Zweibrücker Stadtwerke entworfen haben (den Bau besorgte die Zweibrücker Firma Wolf & Sofsky) sind von 14 bis 18 Uhr vor Ort und beantworten die Fragen der Besucher. Übersicht Architekturtag: Kultur

... gefüllt erinnert sie an einen Tempel.
... gefüllt erinnert sie an einen Tempel.
Das Haus ist morgen, Samstag, von 14 bis 18 Uhr offen für jedermann. Eine Ausstellung erläutert, wie das Bauwerk entstand.
Das Haus ist morgen, Samstag, von 14 bis 18 Uhr offen für jedermann. Eine Ausstellung erläutert, wie das Bauwerk entstand.
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