Zweibrücken Die Brandos reiten wieder

Brandos-Sänger und -Gitarrist Dave Kincaid hat früher einige Zeit in Mexiko gelebt. Die Einflüsse sind auf der neuen CD „Los Bra
Brandos-Sänger und -Gitarrist Dave Kincaid hat früher einige Zeit in Mexiko gelebt. Die Einflüsse sind auf der neuen CD »Los Brandos« deutlich zu hören: Die Hälfte der Songs singt er auf Spanisch.

Die Brandos sind zurück: Am Sonntag begann ihre erste Tour seit 2008. Auf dem Homburger Maimarkt spielten sie vor 350 Zuhörern zum ersten Mal Titel ihres neuen Albums „Los Brandos“, das zur Hälfte aus spanischsprachigen Liedern besteht und noch stärker als der Vorgänger „Over the Border“ aus dem Jahr 2006 mexikanische Einflüsse verarbeitet.

1994 veröffentlichten die Brandos mit „Light of Day“ ein Album, das so geschickt Rock, Irish Folk und Country mit den Geschichten des Amerika im 19. Jahrhundert verknüpfte, dass es das Zeug hatte, ein Klassiker im gerade wieder aufkommenden Alternative-Country-Genre zu werden. Doch die Band aus New York hat ein Problem, das sie mit den Hooters aus Philadelphia teilt – die am 30. Juni wieder in Pirmasens auftreten: Sie ist in den USA weit weniger erfolgreich als in Europa, wo sie vor allem in Deutschland und den Niederlanden Fans hat. Auch in Neustadt an der Weinstraße trat sie in den 90ern einige Male auf. Dass die Brandos nach zehn Jahren Pause nun ausgerechnet in Homburg ihr Comeback feiern, wo sie vorher noch nie waren, liegt an einem Zufall: Einer der Programmmacher ist ein Fan der Band, die just für diesen Monat ihre Tour und die CD-Veröffentlichung geplant hatte, so dass es vom Termin her schlicht passte. Was nicht ganz so passte, war die Band zum Maifest. Zwar wurden die Brandos Mitte der 90er mit dem fröhlichen, irisch angehauchten Mitsing-Stück „Love of My Life“ bei uns bekannt, weil der Radiosender SWR3 das Lied immer wieder spielte, aber mittlerweile sind sie doch wieder in Vergessenheit geraten – wenn auch nicht bei den 20 bis 30 Fans, die zum Teil von weiter her zum Konzert angereist waren. Und so dauerte es doch seine Zeit, bis das Quartett um Sänger und Gitarrist Dave Kincaid auch die übrigen Zuhörer auf dem Christian-Weber-Platz auf seine Seite gezogen hatte. Das gelang erst am Ende des knapp zweistündigen Sets mit Klassikern der ersten drei Brandos-CDs: „Gettysburg“, „Anna Lee“, „Light of Day“ und „Gunfire at Midnight“. Vielleicht wäre der Funke früher übergesprungen, wenn die Band ihr Programm etwas angepasst hätte. Die Kracher zu Beginn, mehr Songs von ihrem besten Album „Light of Day“, mehr Rock und Irish Folk als Tex-Mex, dazu vielleicht ein oder zwei Creedence-Clearwater-Revival-Covers. Denn Dave Kincaids Stimme erinnert so sehr an die von CCR-Sänger John Fogerty, dass er selbst damit kokettiert und immer mal wieder Creedence-Songs ins Repertoire einstreut. Auf der anderen Seite jedoch: Die Band spielt in dieser Besetzung erstmals zusammen, war erst am Vortag in Europa angekommen und hat eine neue CD, die sie auch live präsentieren will. Wer kann es den Vieren da verdenken, dass sie nicht noch eigens für das Maifest irgendwelche Bonbons einstudieren und an der Titelreihenfolge herumdoktern, sondern den Schwerpunkt des Konzerts auf „Los Brandos“ legen. Acht der zehn neuen Stücke sind in Homburg zu hören, und sie klingen live kraftvoller als auf der CD, die am Freitag erscheint. Die starken spanisch-mexikanischen Einflüsse rühren daher, dass Dave Kincaid früher einige Zeit in Mexiko gelebt hat. Langsamer Beginn hin oder her, am Ende hätte man gerne noch „Pass the Hat“ gehört, den besten Brandos-Song nach der „Light of Day“-CD. Der stand neben „Can’t Go Home“ auch als weitere Zugabe auf der Setlist, fiel aber der Sperrstunde um 22 Uhr zum Opfer. 21 Songs hatten die Brandos am Ende gespielt und es schließlich auch geschafft, Zuhörer zu überzeugen, die mit dem Namen vorher nichts oder wenig anfangen konnten. Und so sagte Dave Kincaid kurz vor Schluss: „Danke, dass ihr gekommen seid, um uns zu sehen. Oder bei uns geblieben seid, wenn ihr nicht extra gekommen seid, um uns zu sehen.“

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