Zweibrücken der sepp vom hallplatz: Vom Nigrin-Mann und Sanella-Bildern

„Gell, es is jo ned we de Reklame, es is we de Werbung! Hann ich mir dess ned gedenkd!“ Wenn der Postler Herbert Bayer, der lange Jahre auch als Pressefotograf in Aktion war, so beiläufig vom Geschäftsinhaber gebeten wurde, den Apparat doch mal in jene Richtung auf ein anderes Motiv zu halten – dann gab es von Herbert meist diese Bemerkung zu hören. Immer wieder war es interessant, bei der Werbung neue Wege zu sehen, und hier war in den Nachkriegsjahren der „Nigrin-Mann“ einer der Vorreiter. Zwar hatte Viktor Kler, der örtliche Vertreter der Schuhcreme, natürlich nannte man das hier „Schuhwichs“, auch einen Werbehinweis an seinem VW-Käfer. Mit dem reiste er durch die Lande zu den Schuhmachereien und den privaten Kolonialwarengeschäften, um dort das vertretene Produkt anzupreisen. Aber für seinen Umsatz enorm wichtig war ein riesiger Mann mit einem Zylinder auf dem Kopf: Das machte den Nigrin-Mann noch um einiges länger. Was aber ganz wichtig war: Dieser beugte sich weit herunter und drückte den Kindern – nicht wegen der Werbung, sondern wegen der Reklame! – einen Blechfrosch in die Hand. Mit diesem konnte man so herrlich knacken und den Schulunterricht stören. Wie Viktor Kler, so war auch Heinrich Gastl ein „Reisender“. Man kannte ihn zwar als tüchtigen Modeberater „beim Goebes“, er war aber auch als Vertreter unterwegs, um Produkte zu offerieren, die mancher belächelte: Er hatte Hosenträger und Sockenhalter in seinem Angebot, später dann auch Gürtel. Die Repräsentanten, welche ihre Kunden vor Ort aufsuchten, sie hatten es nicht leicht, waren aber Aushängeschilder für die Unternehmen. Einmal warb sogar ein ganzer traditionsreicher Sportverein, der TSC nämlich, für ein Unternehmen: Dachdeckermeister Albert Didier, an seiner Seite „de Schuh-Schmidt aus de Hauptschdroß“, hatte das Unternehmen „Polsterecke“ aus der Bleicherstraße als Unterstützer an Land gezogen, und so wurde dieser Name dem Vereinsnamen hinzugefügt. Weil es Neuland war: Proteste blieben da nicht aus! Als das Fernsehen mit seinen bewegten Bildern noch weit weg war, da waren die Zigaretten-Bilder-Alben recht begehrt. So lernte man „Deutschlands Vogelwelt“ (interessant) oder auch „Die Malerei der Renaissance“ (machte weniger neugierig) kennen. Man war vor allem jederzeit bereit, die Raucher zu versorgen, weil es dann ein Bildchen aus der Verpackung gab. Bei den Sanella-Margarine-Würfeln regten Sammelpunkte die Werbung an und „geh mol schnell zum Wewer Richard“, auch zum Langhauser am „Storchen“, auch Frau Bauer in der Ixheimer Straße – kein Problem! Alles wegen der Werbung. Wer heute solche Alben auf den Flohmärkten am Schloss findet, der sieht, dass sie oft recht einfallsreich das Wissen vermittelten. Außerdem konnten unter der Schulbank auch Sammelbilder getauscht werden, was nicht immer einfach war. Aber man lernte früh schon Angebot und Nachfrage fürs Leben kennen. Da aber Schulfreund Richard Gräbel, „es Itsche“, sich auf die elterliche Gastwirtschaft „Vier Jahreszeiten“ stützen konnte und enorme Mengen von Sanella-Bildern in die Klasse brachte, kam der „Bank-Handel“ fast zum Erliegen. Probleme brachte dann höchstens die Frage: „Derf ich ma e Album zum Inklewe kaafe?“ Sie wurde meistens leider mit einem Kopfschütteln beantwortet. „Es fehld uns noch so viel Needisches!“ In der „schlechten Zeit“ war dies, an die man sich heute so gerne erinnert.

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