Zweibrücken Der OQman kann es auch solo

Beim OQman geht es oft sanftmütig, aber stets hervorragend instrumentiert zu. Hier begleitet ihn Violinistin Lisa Hahnewald.
Beim OQman geht es oft sanftmütig, aber stets hervorragend instrumentiert zu. Hier begleitet ihn Violinistin Lisa Hahnewald.

Während der Frontmann von Oku & the Reggaerockers vor kurzem als Solist die Stummsche Reithalle in Neunkirchen mit 200 Besuchern ausverkaufte, war der Zuspruch bei seinem Konzert in Zweibrücken eher enttäuschend; wenn auch nicht für den stets positiv zum Leben eingestellten Kirrberger. Nur 60 wollten den OQman im kleinen Club der Eventhalle live erleben. Diejenigen, die auf das Konzert verzichtet haben, haben aber etwas verpasst.

Startet ein erfolgreicher Bandmusiker ein Soloprojekt, dann wird das oft aus vorsichtiger Distanz beobachtet. Denn nicht immer geht das gut. Markus „Oku“ Okuesa ist mit seinen Reggaerockers seit mehr als zehn Jahren sehr erfolgreich. Zu den Konzerten kommen bei Stadtfesten nicht selten mehr als tausend Fans. Die CDs der Band sind ebenfalls samt und sonders hörenswert. Aber im Innenleben des Deutschnigerianers scheint eine Quelle nicht enden wollender Kreativität zu sprudeln. Seit vielen Jahren komponiert der Förderlehrer am heimischen Klavier unentwegt Lieder, die sich nicht alle für die Reggaerockers eignen, etwa weil sie stiller sind. Hörenswert sind auch sie, aber muss man damit gleich auf die Bühne? Im Falle des OQmans darf man diese Frage mit einem klaren Ja beantworten. Auch weil das ein Schritt in eine völlig andere musikalische Richtung ist. In einen intimen Rahmen, ganz nah dran am Zuhörer. Beim OQman geht es oft sanftmütig, aber stets hervorragend instrumentiert zu. Wie im Song „Intro“. Nackig machen will Okuesa sich. Weniger körperlich. Das Entblößen bezieht sich eher auf das Seelenleben des Künstlers. Das „Intro“, sanft getragen vom Zusammenspiel des begnadeten Pianisten Daniel Krüger und der bezaubernden Violinistin Lisa Hahnewald, beschreibt stille Momente, bevor der Kirrberger in das Bühnenlicht tritt. So also sieht es im Partytier aus, bevor es die Bühnen unserer Region rockt. Soul ist längst nicht die einzige Stilrichtung, die der Solist mit seinen hervorragenden Begleitern bietet. Hier klingt es jazzig, da mal funky. Ab und an kommt dann auch der Reggaerocker durch, der dann sprichwörtlich auf die Pauke haut. Warum auch sollte Okuesa seine musikalischen Wurzeln verheimlichen? Die Mischung stimmt jedenfalls und reicht schon im ersten Bühnenjahr für knapp zwei Stunden Musik, ohne das Langeweile einkehrt. Okus Blick auf das Leben ist zu entwaffnend, zu ehrlich und zu klar, um zu langweilen. Zuweilen gibt es köstliche Einblicke in die Gedankenwelt eines Mittvierziges. „Mein Phallus bringt mich irgendwann zu Fall. Das ist mir sowas von egal“, reimt Oku in „Hobby Casanova“ sorglos. Zum fröhlichen Lied gibt es mit „Bitte bleib“ eine ernsthafte Fortsetzung. „Der Kopf ist voll, das Bett ist leer“, beklagt der gefallene Frauenheld. Die Musik endet beklemmend traurig. Wow! Es gibt Augenblicke voller Energie, mit fetten Basssequenzen. René Müller weiß an seinem Instrument genau, wann Zurückhaltung von Nöten und wann Donnerhall angebracht ist. Es gibt Lieder, die nachhallen. Wie „Herz zu verschenken“ für eine Organspendeorganisation: „Ich hab’ ein Herz zu verschenken, und es ist zum Leben gemacht“. Als der Song endet, breitet sich der Beifall in Form zustimmender Stille aus. Noch gibt es zu wenige Hörproben des OQmans im Internet. Vielleicht war das Zweibrücker Publikum deshalb mit seiner Resonanz auf das Konzertangebot so zurückhaltend. Doch zum Song „Paradies“ gibt es mittlerweile ein Video. Dieses Jahr soll auch die erste OQman-CD veröffentlicht werden. Noch ist nicht klar, ob das Debüt live oder im Studio aufgenommen wird. Es dürfte aber toll werden. Denn der OQman kann es auch solo.

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