Zweibrücken Das wilde Herz schlägt

Thomas Godoj rebelliert gegen die Vermarktungsmaschinerie im Musikgeschäft. Trotzdem ist er erfolgreich.
Thomas Godoj rebelliert gegen die Vermarktungsmaschinerie im Musikgeschäft. Trotzdem ist er erfolgreich.

Veranstalter werben immer noch gerne damit, dass Thomas Godoj ein Gewinner der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ ist. Dabei ist das nun schon fast zehn Jahre her. Der Rockmusiker nimmt auf der Maifestbühne in Homburg vor 1500 Zuhörern sogar nicht einmal mehr die Abkürzung „DSDS“ in den Mund. Denn er ist für sich einen Schritt weiter gegangen.

Wenn es um Gewinner oder Platzierte aus DSDS geht, ist Homburg nicht lange zimperlich. Zahlreiche mittlerweile Namenlose hieraus durften sich bei diversen Festivitäten schon zur Schau stellen. In Erinnerung geblieben – zumindest in jüngerer Zeit – ist eigentlich nur noch Beatrice Egli. Sie war 2014 hier. So weit die Sängerin nun musikalisch von Thomas Godoj, Sieger 2008, entfernt ist, haben beide doch etwas Bedeutendes gemeinsam. Denn sie haben sich schnell vom selbst ernannten Pop-Titanen Dieter Bohlen entfernt. Egli tat das, weil von Anfang an klar war, dass sie mit ihrer Art und ihrer Stimme in die Schlagerszene gehört. Dort ist sie heute noch im Windschatten von Helene Fischer präsent. Godoj war von Beginn an Rockmusiker. Zwar erschien seine erste CD noch in den Farben des DSDS-Haussenders. Doch der in Polen Geborene suchte bald danach das Weite. Wer dem 39-Jährigen deshalb das musikalische Ende prophezeite, sollte ihm heute anerkennend auf die Schulter klopfen. Der Rockrebell hat es auf seine Weise geschafft. Zum Thema sagt er von der Bühne nur: „Ihr kennt mich von den Medien und so, denen ihr immer folgt. Ich habe mich dann aber einen Schritt weiter gewagt. Jetzt darf ich in Homburg spielen. Stadtfeste sind was Schönes.“ Zuvor hat der Sänger mit seiner vierköpfigen Band sein Konzert mit „Hallo Zeit“ aus der aktuellen CD „Mundwerk“ souverän begonnen. Thomas Godoj rockt. In Begleitung von zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug. Mittlerweile tut er das völlig unabhängig von der Musikindustrie. Mit eigener Plattenfirma und der Hilfe von Fans und Förderern. Crowdfunding nennt Godoj lieber Schwarmfinanzierung, weil nicht alles amerikanisiert werden müsse. Rund 1500 Leute sind gekommen, um dem Vermarktungsaussteiger zuzuhören. Erstaunlich viele kennen seine Texte. Und er verlässt sich auf viele Songs seiner aktuellen Mundwerk-CD. Die sind überraschend gut, und man möchte nach dem Konzert gerne einige nachhören. „Das wilde Herz“ ist so ein Lied. Dynamisch rockt Godoj, der noch mehr Zuhörer verdient hätte, die Talstraße. Seine Songs müssen sich hinter keinem gleichartigen Deutschrockpopper verstecken. Doch während Revolverheld sogar bei MTV-Unplugged auftritt, ist Godoj eben auf Stadtfestbühnen glücklich. Mit „Du bist dabei“ hat er auch eine klassische Power-Rockballade im Gepäck, die sich auf der Bühne etwas heftiger als auf CD austoben darf. Und mit dem Song „Mundwerk“ gibt es eine Hymne, die von der Band geschickt in die Länge gezogen wird. Mit diesem schönen Ohrwurm geht es in das Finale eines Konzerts, das anderen Musikern Mut machen sollte. Ja, es gibt gute Musik, die nicht von der Industrie geformt in den Erfolg gepresst wird. Zum Glück.

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