Kreis Südwestpfalz „Das war für mich eine ganz, ganz schwere Zeit“

Der Ruf der Verwaltung – hier das Verwaltungsgebäude in der Landauer Straße in Zweibrücken – habe unter dem Streit gelitten, fin
Der Ruf der Verwaltung – hier das Verwaltungsgebäude in der Landauer Straße in Zweibrücken – habe unter dem Streit gelitten, findet Verbandsbürgermeister Gundacker.

Nachdem im November in einem anonymen Brief Vorwürfe erhoben wurden, in der Verbandsgemeindeverwaltung Zweibrücken-Land herrsche eine schlechte Stimmung, hat sich Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker ein halbes Jahr lang nicht oder nur knapp zu den Vorwürfen und der weiteren Vorgehensweise geäußert. Gestern stellte er im Gespräch mit der RHEINPFALZ seine Sicht dar. Zu den Vorwürfen an sich – darunter der, dass er Mitarbeiter mobbe – äußerte er sich allerdings wenig. Er möchte nach vorne blicken.

Beim Zuhören merkt man: Dass die Aufarbeitung kaum vorankommt, liegt aus Gundackers Sicht auch am Personalrat. Das sagt der Bürgermeister aber so nicht. Denn er will nicht, dass es so aussieht, als gieße er Öl ins Feuer. Mehrfach betont er, dass er gesprächsbereit sei. Verwaltungsspitze, Personalrat und die Angestellten der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land sollten gemeinsam – „im Vertrauen und im Dialog“ – versuchen, die Zusammenarbeit in der Verwaltung zu verbessern. Das sei sein Wunsch, sagt er. Wörter wie „offen“ und „vertrauensvoll“ benutzt er immer wieder. Mehrfach betont er auch, dass es nicht darum gehe, wer gewinnt und wer verliert: „Es gibt keinen Gewinner und keinen Verlierer.“ Zwischen den Zeilen hört man aber heraus, dass er sich etwas mehr Einsatz von der Personalvertretung gewünscht hätte und sich auch zu Unrecht angegriffen fühlt. „Das könnte schon abgeschlossen sein“, sagt er einmal. Er fordert den „wahrhaftigen Willen auf eine Einigung“ und sagt später: „Es geht darum, dass der feste Wille zur Einigung da sein muss. Es nutzt nichts, wenn das nur einer möchte.“ An anderer Stelle erwähnt er, dass es alle zwei Wochen einen festen Termin für ein Gespräch zwischen Personalrat und Bürgermeister gebe, und er sagt: „Ich würde mir wünschen, dass das häufiger angenommen wird.“ Man müsse Dinge ansprechen, benennen und gemeinsam daran arbeiten, fordert Gundacker. Es sei der Auftrag der kompletten Verwaltung, „das für unsere Bürger zu tun“. Der Ruf der Verwaltung habe unter dem Streit gelitten: „Imageschäden für die Verbandsgemeinde drohen; für die ganze Region.“ Nun gehe es darum, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Er ergänzt: „Der Personalrat hat da eine ganz besondere Rolle dabei. Er ist als Bindeglied zwischen Belegschaft und Verwaltung tätig.“ Rückblickend sagt Gundacker: „Das war für mich eine ganz, ganz schwere Zeit.“ Auf das Gespräch hat er sich ausführlich vorbereitet, auf mehreren Seiten aufgeschrieben, was er sagen möchte. Dazu zählt, dass er noch einmal erläutert, was seit November 2016 geschah. Die folgenden Daten nennt der Bürgermeister. November 2016: Bei der Staatsanwaltschaft, den Zweibrücker Zeitungen und dem Personalrat geht ein anonymer Brief ein, in dem Vorwürfe gegen Bürgermeister Jürgen Gundacker und Mitarbeiter der Verwaltung erhoben werden. Die Stimmung in der Verwaltung sei schlecht, der Krankenstand hoch, und der Bürgermeister mobbe Mitarbeiter. 13. Dezember: Das Beratungsbüro Arbeit und Leben aus Mainz stellt sich in der Verwaltung bei den Abteilungsleitern, dem Personalrat, dem Verbandsbürgermeister und den Beigeordneten vor. Danach erstellt es ein erstes Angebot. 21. Dezember: Der Verbandsgemeinderat beschließt, Arbeit und Leben mit der Schlichtung zu beauftragen. Dafür werden im Haushalt 10 000 Euro bereitgestellt. 10. Januar: Der Personalrat lehnt Arbeit und Leben ab und schlägt die Evangelische Kirche oder die Pfalzakademie als Schlichter vor. 12. Januar: Der Personalrat ist nun doch bereit, mit Arbeit und Leben Gespräche zu führen. Hier sei „ein gewisser Sinneswandel eingetreten“, sagt Gundacker. 16. Januar: Der Auftrag für ein Gespräch zwischen Arbeit und Leben und dem Personalrat für 500 Euro wird erteilt. 7. Februar: Weil im Frühjahr Personalratswahlen sind, möchte der Personalrat der neu gewählten Personalvertretung die Schlichtungsgespräche überlassen. Gundacker sagt, er sei „konsterniert“ – also unangenehm überrascht – gewesen, dass etwas, „was dringlich und wichtig ist, acht Wochen vor der Neuwahl des Personalrats zurückgestellt wird“. 21. Februar: Der Personalrat führt ein Auftaktgespräch mit Arbeit und Leben. 30. März: Neuwahl des Personalrats, der sich eine Woche später erstmals trifft. Gerd Reischmann, der derzeit erkrankt ist, bleibt Vorsitzender. 13. April: Sondierungsgespräch zwischen den Abteilungsleitern, Personalrat, Verbandsbürgermeister und seinen Beigeordneten. 9. Mai: Arbeit und Leben unterbreitet einen Vorschlag für ein neues Auftaktgespräch. 18. Mai: Der Personalrat fordert, Arbeit und Leben auf Grundlage des Beschlusses vom Dezember mit der Schlichtung zu beauftragen und setzt dafür eine Frist bis 31. Mai. 24. Mai: In einer E-Mail werden die stellvertretenden Personalratsvorsitzenden Sonja Müller und Frank Kilian zur Verbandsgemeinderatssitzung am 1. Juni eingeladen. Als Tagesordnungspunkte sind Personalangelegenheiten und die Verwaltungsorganisation genannt. Unter dem zweiten Punkt geht es um die Schlichtung, was nicht explizit erwähnt wird. Als Kilian später bei Büroleiter Karl-Heinz Brügel nachfragt, ob weitere Punkte behandelt werden, die den Personalrat betreffen, verneint dieser. Auch wenn die Schlichtung nicht eigens genannt wird, findet Gundacker: „Bei dieser Situation, die wir seit November durchlebt haben, sind das ja ganz wesentliche Punkte. Wenn ich mich in den Personalrat hineinversetze, dann wüsste ich, wo ich bin an diesem Tag.“ 1. Juni: Der Verbandsgemeinderat beschließt, vorerst interne Gespräche zu führen, ohne Arbeit und Leben. 2. Juni: Der Personalrat wird über die Entscheidung vom Vorabend informiert. Eine Woche später meldet sich der Personalrat in einer Pressemeldung und zeigt sich seinerseits überrascht, dass der Verbandsgemeinderat nun doch keinen Schlichter einsetzen möchte. Es wird offensichtlich, dass die verschiedenen Seiten nicht genug miteinander sprechen. Das soll sich ändern, wünscht sich Gundacker, und er sagt: „Ich bin dazu bereit.“ Im Übrigen habe er weder einen unmittelbaren Vor- oder Nachteil, ob ein Schlichter eingesetzt wird oder nicht. Als nächster Termin steht am Montag eine Sitzung des Personalausschusses an. Das ist ein Gremium des Verbandsgemeinderates. Eingeladen ist auch der Personalrat, die Vertretung der Angestellten. Zu den Vorwürfen in dem anonymen Brief sagt Gundacker wenig. „Es geht im Allgemeinen um das Thema Direktionsrecht“, spricht er etwas hölzern einen Punkt an, die Weisungsbefugnis. Übersetzt heißt das: Der Chef darf dem Angestellten sagen, was der wie tun soll. Bekannte hätten ihn auch angesprochen und sich gewundert, was für Wesenszüge ihm nachgesagt werden, sagt der Bürgermeister. Näher will er nicht auf die Vorwürfe eingehen. Dass er die Zeitung eingeladen hat, hat Gundacker dem Personalrat nicht gesagt, geschweige denn, ihn hinzugebeten. Er habe das Anliegen aus seiner Sicht darstellen wollen, sagt er als Begründung – und jetzt müsse man „stark und gemeinsam arbeiten“, fügt er an.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x