Kreis Südwestpfalz Da schläft ein Riese

Bis zum Jahr 2050 soll der Landkreis Südwestpfalz die „Wärmewende“ vollzogen haben, sagte Landrat Hans Jörg Duppré vergangene Woche bei einer Informationsveranstaltung in der Kreisverwaltung. Ziel ist es, den dann anfallenden Wärmebedarf ausschließlich über Erneuerbare Energien zu decken.

Die Kreisverwaltung hatte zur Informationsveranstaltung „Wärmewende in der Südwestpfalz“ mit Umwelt-Staatssekretär Thomas Griese und Alexander Reis vom Umweltcampus Birkenfeld eingeladen. Wie Duppré dabei betonte, lebt das dabei vorgestellte Konzept davon, dass es „von vielen mitgetragen“ werde: von Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen. Während Strom schon zu 65 Prozent („ein respektabler Wert“) aus erneuerbaren Energien gewonnen werde, liege der Anteil bei der Wärmegewinnung nur bei zehn Prozent. Weil die Wärmeerzeugung zu mehr als 90 Prozent fossil, also durch Öl und Gas geschehe, sei damit (bedingt durch den Kauf dieser Energieträger) ein Wertschöpfungsverlust für die Region in Höhe von geschätzten 50 Millionen Euro pro Jahr verbunden, berichtete Manfred Seibel von der Kreisverwaltung. Ein Großteil der Heizanlagen verursache durch ihr Alter von mehr als 20 Jahren hohe Energieverluste. Andere Verluste entstünden durch die unzulängliche energetische Gebäudesanierung; sie liege unter einem Prozent. Zukunftsweisende Wege zeigte Alexander Reis mit den KfW-Quartierskonzepten auf. Wenn ein Wärmekessel eine Bestandsdauer von 20 bis 25 Jahren habe, dürften fortan keine neuen Kessel mehr eingebaut werden, wenn das Wärmekonzept fristgerecht erreicht werden soll, erklärte er. Seither würden in kleinen Gemeinden rund 800 000 Euro für fossile Brennstoffe ausgegeben. Werde die Energie aber vor Ort erzeugt, bleibe dieses Geld in der Region. Ziel sei es, eine größere Effizienz und eine CO2- Minderung zu erreichen. Bei den Inhalten des Programms kam Reis auf die energetische Sanierung von Gebäuden zu sprechen, die Verbesserung der Wärmeversorgung etwa durch ein Nahwärmenetz, die Gewinnung und Nutzung von erneuerbaren Energien (etwa von Biomasse), auf Photovoltaikanlagen und die LED-Straßenbeleuchtung. Die Kosten des Konzepts hingen von der Größe, der Struktur oder den Baugebieten ab. Sie könnten sich für eine kleine Gemeinde auf 30 000 Euro belaufen. Durch Förderung schrumpfe diese Summe auf 4500 bis 6000 Euro. Davon seien noch einmal Eigenleistungen abzuziehen, so dass am Ende ein Betrag zwischen 1200 und 2000 Euro übrig bleibe. Reis: „Das ist der kleine Preis für eine einjährige Konzeptstudie mit handfesten Ergebnissen“, um deren Umsetzung sich „eventuell“ ein Sanierungsmanager kümmere. Griese stellte vor, was „das Land im Wärmebereich entwickelt“, den er als „schlafenden Riesen“ betitelte, da bislang lediglich elf Prozent des Bedarfs aus erneuerbarer Energie gedeckt werde. Deshalb gebe es die energetische Quartiersentwicklung, die darauf bedacht sei, die Nahwärme auszubauen durch Sanierung und Nutzung natürlicher Quellen. Zur zukunftsfähigen Infrastruktur gehören laut Griese die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED und Nahwärmenetze, mit denen sich in einer Gemeinde 1200 Tonnen Kohlendioxid einsparen ließen. Betreiber eines Nahwärmenetzes könne eine Verbandsgemeinde oder eine Genossenschaft sein. Zu empfehlen seien Holzschnitzel oder eine Biogasanlage. Sie mache es möglich, überschüssigen Strom, aus Wind und Sonne erzeugt, in Gas weiterzuverarbeiten und für Wärme zu nutzen. Die „Sektorkoppelung“, die Zusammenführung von Energien, eröffne neue Chancen. Der Staatssekretär setzte sich auch dafür ein, die energetische Gebäudesanierung voran zu treiben. Holz als „leichter und klimafreundlicher Rohstoff“ solle verstärkt als Baustoff verwendet werden. Holz eigne sich zur Aufstockung von Gebäuden in Großstädten, und bei Einzellagen auf dem Land biete sich an, mit „Öfen auf Holzbasis zu arbeiten“. In der Aussprache machten Bürgermeister auf Verluste ihrer Nahwärmenetze aufmerksam und auf Pleiten. Einerseits mussten sie sich sagen lassen, dass man „gute Ideen auch schlecht umsetzen“ kann. Andererseits bekamen sie das Zugeständnis, dass bei solchen Projekten auf „die Politik unbedingt Verlass sein muss“.

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