Speyer Vollblutmusiker entfesseln Urkräfte

Mit Kraft und Temperament des Volkstons hat am Freitagabend das Gaspard-Trio im Speyerer Ratssaal das Publikum hingerissen. Ob bei Joseph Haydns ungarisierenden Schnellmärschen, Frank Martins irischen Balladen oder Antonin Dvoraks rasant beschleunigenden Dumkas: Immer hat das Trio den musikantischen Nerv getroffen.

Vor der Mobilisierung von aufgeladenen Emotionen und der Entfesselung von wahnsinnigen Temposteigerungen bedarf es der Tugenden der aufmerksamen Verständigung und des homogenen Zusammenspiels. Diese grundlegenden Fähigkeiten waren bei den drei Gaspard-Musikern einschränkungslos vorhanden: Der griechische Primgeiger Jonian Ilias Kadesha agierte mit feinsinniger Tonbildung und temperamentvollem Feuer, die britische Cellistin Vashti Hunter mit satter, leidenschaftlicher Sonorität und der deutsche Pianist Nicholas Rimmer mit noch in schnellsten Figuren leuchtendem Anschlag. Haydns einleitendes Zigeuner-Trio G-Dur war gleich mehr als ein Einspielstück. Die liedhaften Perioden wurden delikat ausphrasiert. Es war gleichsam mit Händen zu greifen, wie sich der hier noch am Flügel-Ende positionierte Geiger Kadesha und Pianist Rimmer einander die Bälle in kantabler Leichtigkeit zu warfen. Die anfänglich eher begleitende Cellistin Hunter durfte dann die Schnellmarsch-Figuren im Finalrondo kräftig markieren. Dank der komprimierten balladesken Dichte und der rasanten Beschleunigungen der drei Sätze Martins wurden musikantische Erz- und Urkräfte entfesselt. Nach expressiven Balladentönen ließen die Trio-Gäste ihrem Temperament als wahre Vollblutmusiker in bravourösen Ostinato-Beschleunigungen immer wieder freien Lauf. Nach der Pause vereinten die Gaspard-Leute dann in Dvoraks Dumky-Trio in e-Moll, opus 90, ihr überlegenes Ausformulieren der Satzcharaktere bei Haydn und ihr elanvolles Vorwärts-Drängen in Martins irischer Folklore zu einem meisterlich griffigen Spiel voller Abwechslung und voll musikantischer Wucht. Denn Dvorak baut in seinen vier in sich reich gegliederten Trio-Sätzen die Entwicklungen auf dem Langsam-Schnell-Prinzip auf. Das Gaspard-Trio konnte so stets auf leidenschaftlich-satte Tonbildung die spontane musikalische Attacke folgen lassen. So wurden erhebende Poesie, schimmerndes Kolorit, glühende Klangfülle und wildes Temperament im Wechsel in homogener Einheitlichkeit vorgeführt. Zugaben entfachten vor allem mit einem akzentreichen Haydn-Presto den Beifall nur immer wieder von Neuem. Man wird dem Gaspard-Trio stets gerne wieder begegnen.

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