Speyer Zur Sache: Bürgerentscheid über Geothermieprojekt bei Bellheim, Lustadt und Westheim

„Sind Sie für die Vorbereitungen und den Bau eines Tiefengeothermie-Kraftwerks im Gemarkungsbereich der Ortsgemeinde Lustadt beziehungsweise der Ortsgemeinden Lustadt und Bellheim?“ Diese Frage wird Lustadtern und Westheimern beim Bürgerentscheid am Wahlsonntag gestellt. Von den rund 3300 Lustadtern sind 2440 aufgerufen, ihre Meinung über die Pläne zum Bau eines Geothermiekraftwerks im Wald zwischen Bellheim, Lustadt und Westheim kund zu tun; von den rund 1700 Westheimern sind es 1391. Das teilte der Büroleiter der Verbandsgemeindeverwaltung Lingenfeld, Jens Hinderberger, mit. Die Wahllokale befinden sich in beiden Orten jeweils in der Schule; rechtliche Vorgaben machen es erforderlich, dass die Bundestagswahl in einem und der Bürgerentscheid in einem anderen Saal abgehalten wird. Nach den Erdstößen in Landau und Insheim, stehen viele Südpfälzer dem Thema „Geothermie“ skeptisch bis ablehnend gegenüber. Wobei Lutz Stahl, Geschäftsführer der Deutschen Erdwärme, sagt, dass es mittlerweile modernere, bessere und damit sicherere Technik gebe als die in Landau zum Einsatz gekommene. Stahl plant eine Anlage, die Wärme und Strom erzeugt. Dazu müsse in eine Tiefe von bis zu 3500 Meter gebohrt werden, wo Temperaturen zwischen 160 und 170 Grad herrschten. Die Wärmeleistung soll 40 bis 50 Megawatt betragen. Rund 50 Millionen Euro würden investiert. Für mögliche Schäden werde eine Versicherung in gleicher Höhe abgeschlossen. Als potenzielle Kunden im Visier hat Stahl unter anderem Industrie- und Gewerbebetriebe in Bellheim und Germersheim, aber auch Privathaushalte und kommunale Gebäude. Die Planungen seien langfristig angelegt. Dazu gehörten Überlegungen auch Abnehmer in Neustadt, Landau, Speyer und Ludwigshafen zu finden. Angesichts des Investitionsvolumens und weil die Wärmeverteilung eine Gemeindeaufgabe sei, schwebt Stahl die Gründung eines kommunalen Zweckverbandes vor. Dem Vorwurf der Intransparenz hält er entgegen, dass das Projekt noch in einem sehr frühen Stadium sei und deshalb vieles noch unklar. Kritiker bezweifeln Stahls Aussagen zur Sicherheit der neuen Technik. Sie befürchten angesichts der geologischen Strukturen im Rheingraben weiterhin Erdstöße und austretendes Tiefenwasser, woraus Gefahren fürs Grundwasser entstehen könnten. Zudem sei die Frage möglicher Schadensregulierung noch ungeklärt. Der Bundestagsabgeordnete Thomas Gebhart (CDU) wirft der Deutschen Erdwärme vor, intransparent zu sein. So sei diese Antworten auf die Fragen schuldig geblieben, wer ihre Gesellschafter sind, wer haftet und wer die Investoren sind. Zu Letzterem heiße es nur, dass es deutsche Investoren seien und die Anteile eine Gesellschaft in Jersey halte, wo englisches Recht gelte. Für Gebhart ist das „nicht seriös“.

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