Speyer Wenn nicht nur die „Forelle“ tanzt und singt

„Auf dem Wasser zu singen – Schubert plus“: So hatte die Speyerer Pianistin Christine Rahn ein Klavierrezital überschrieben, das sie gestern als „Konzert am Nachmittag“ des Seniorenbüros im Historischen Ratssaal Speyer gestaltet hat. Das Programm umfasste Werke der deutschen Romantik.

Dafür hat die Künstlerin – zuletzt als Teil einer Trioformation in der Speyerer Konzertreihe „Kontrapunkte“ zu erleben – ein ausgesuchtes Faible. Schuberts A-Dur-Sonate war schon mal ein anspruchsvoller Prüfstein zu Beginn, den die aus Calw stammende Musikerin, die in Karlsruhe und Hannover studiert hat, mit ebenso viel Souveränität wie Sinn für romantische Poesie bewältigte. Klassisch und kraftvoll war das Spiel der fünfmaligen Bundespreisträgerin „Jugend musiziert“, die neben Klavier auch Liedgestaltung studiert hat. Den liedhaften Ausdruck, den sie in ihre Schubert-Deutung brachte, ließ Rahn danach nicht minder eingebungsvoll in drei Liszt-Transkriptionen von Schubert-Liedern einfließen. In warmer Klangtönung gab sie den Stücken große Beredtheit und Tiefe. Innige Dialogstrukturen formten Geist und Gehalt der Lieder plastisch nach. In „Die Forelle“ ließ die 1989 geborene Musikerin den Fisch munter tanzen, singen und schwimmen. Der pianistischen Bewegung gab sie schwungvolle Heiterkeit und Eloquenz. Robert Schumanns Zyklus „Papillons“ sind zwölf Charakterstücke, die in heiteren Tanzrhythmen ein Maskenfest nachzeichnen. Mit mal pointiert akzentuierten Rhythmen, mal in frei schwingendem Tempo rubato ließ Christine Rahn die Polonaisen und Walzer tanzen. Poetische Anmut und seelenvolles Spiel wechselten dabei mit heiterer Gewitztheit und virtuosem Schwung. Die zwei nachfolgenden Konzertetüden von Liszt gehören mit zum Anspruchsvollsten, was ein Klaviervirtuose spielen kann. Sehr anschaulich machte die Pianistin das „Waldesrauschen“ mit ausgesprochen klangschön modellierten, feinen Arabesken. Detaillierte, fein glitzernde Ornamente in delikater Tönung waren ebenso in „Gnomenreigen“ zu hören. Dessen düster entschlossenen Beginn intensivierte Rahn am Ende zu großer Sogkraft und insistierender Leidenschaft, versehen mit großen Spannungen. Das Publikum zeigte der Künstlerin für ihre atemberaubende und hochkonzentrierte Wiedergabe seine Begeisterung. Liszts Bearbeitung von Schumanns Lied „Widmung“ bildete den glasklar und in beseelter Gesanglichkeit modellierten Schluss des Konzerts.

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