Speyer Vom Sofa auf die Wahlparty

Johannes Steiniger hat sich noch keine großen Gedanken gemacht, wie er den Tag der Entscheidung verbringen wird. Fest steht nur: Ab 17.30 Uhr hat er alle Helfer der CDU zur Dankeschön-Party in die Dürkheimer Winzergenossenschaft eingeladen. Der vor vier Jahren über die Landesliste in den Bundestag eingezogene Lehrer will diesmal in Nachfolge seines nicht mehr antretenden Parteifreunds Norbert Schindler das Direktmandat im Wahlkreis Neustadt-Speyer holen. Am Sonntag wolle er „ausschlafen, später gemütlich aufs Sofa“, dazwischen die Kreuzchen machen. Am Nachmittag gehe es „vielleicht irgendwo in den Wald auf eine PWV-Hütte “, sagt er. Für Isabel Mackensen wird es am Samstag ein langer Abend, wie sie denkt. Die SPD-Kandidatin schenkt beim Andechser Bierfest in Haßloch am SPD-Stand Getränke aus. Daher erwartet sie, dass sie trotz der Aufregung gut schlafen wird. Am Sonntagmorgen will sie gemütlich zu Hause mit ihren Eltern frühstücken und dann wählen gehen. Ab 16 Uhr herrscht Betrieb in Meckenheim: Auch die 30-Jährige hat ihre Wahlhelfer eingeladen, es wird gegrillt. Misbah Khan wird nachmittags zur zentralen Wahlparty der Grünen in deren Mainzer Landesgeschäftsstelle fahren. Sie sei sehr gespannt, so die 27-Jährige, nicht nur wegen einer möglichen Ampelkoalition: „Ich hoffe sehr, dass die AfD nicht die drittstärkste Kraft wird“, sagt die Meckenheimerin, „das ist aktuell meine größte Sorge“. FDP-Kandidat Markus Dürr wird am Abend auf der Party der Landesliberalen in Mainz sein. Morgens steht um 10 Uhr der Urnengang an, weitere Termine habe er nicht: „Der Wahlkampf ist dann ja erledigt.“ Linke-Kandidat Maximilian Keck geht „mit einem guten Gefühl“ in den Wahltag: „Ich habe im Wahlkampf gemerkt, dass unsere Akzeptanz in der Bevölkerung gestiegen ist.“ Der Böhl-Iggelheimer will am Sonntagabend im Neustadter Rathaus die Ergebnisse verfolgen. AfD-Bewerber Wolfgang Kräher wird heute und morgen noch an drei Wahlständen in der Region unterwegs sein. Den Wahltag selbst will er als Beobachter in einem Wahllokal verbringen. Wo, stehe noch nicht fest, so der 68-jährige Dürkheimer. Marion Schleicher-Frank, Kandidatin der Freien Wähler, sagt, sie habe im Wahlkampf das Gefühl erhalten, dass ihre Gruppe bekannter werde. Am Sonntag will sie als Schifferstadter Beigeordnete in den Wahllokalen Kuchen verteilen und spätabends nach Neustadt fahren. Für kleinere Parteien treten Thomas Cohnen (49, Neustadt, Neue Liberale) und Shanna Nuss (51, Speyer, Die Einheit) an. Cohnen ist gebürtiger Wiesbadener und als promovierter Gymnasiallehrer im Pädagogischen Landesinstitut Speyer tätig. Er ist 2014 wegen des „von der FDP verantworteten Niedergangs des Liberalismus“ in die Neue Liberale eingetreten, deren Bundesvorstand er angehört. Er wirbt für ein steuerfinanziertes Grundeinkommen, einen reformierten Föderalismus mit Aufwertung der Kommunalebene und mehr europäische Integration. Nuss ist in Kasachstan geboren und 1999 nach Deutschland übergesiedelt. Sie ist Technikerin für Bergwesen, hat später Geophysik studiert und eine Lehre als Speditionskauffrau absolviert. Seit März ist sie Mitglied von „Die Einheit“. Es sei die einzige Partei, die die Interessen der Russlanddeutschen vertrete. „Wir schätzen den traditionellen Familienwert, sind für ein bundeseinheitliches Bildungssystem, gegen Investitionen, die von der Nato gefordert werden.“

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