Speyer Virtuose Variationen mit Extrasaiten für den Bass

Etwas ganz Besonderes hat es am Sonntagabend in der gotischen Kapelle des Speyerer Adenauerparks zu hören gegeben: Axel Wolf spielte italienische Unterhaltungsmusik vom Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts auf historischen Nachbauten alter Lauten. Das vom Motettenchor Speyer organisierte Konzert stand unter dem Motto „Viva Italia“.

„Die meisten Leute hören und spielen ja Bach als etwas in der Rückwärtsschau von der Gegenwart aus“, sagte Wolf in der zweiten Hälfte seines Programms, bevor er eine Partita in c-Moll für Laute von Johann Sebastian Bach spielte. Seine Musik sei ja vor Bach entstanden, und so sei sein Blick auf den Komponisten einer in die Zukunft, in die Moderne. „Das ist schon eigenartig“, räumte der Musiker ein. Die Partita war tatsächlich das neueste Stück im Programm. Das bedeutet aber nicht, dass die älteren altmodisch klangen, ganz im Gegenteil. „Musik wird nicht besser oder schlechter im Lauf der Zeit, nur anders“, unterstrich Wolf. Er hatte zwei Instrumente mitgebracht: eine Barocklaute mit sechs zusätzlichen Basssaiten, wie sie im 17. Jahrhundert üblich war, und eine Theorbe oder Chitarrone. Dieses historische Lauteninstrument hat ebenfalls zusätzliche Basssaiten. Sie sind in einen zweiten Wirbelkasten gespannt, der der Theorbe ihren typischen langen Hals verleiht. An der Entwicklung der Theorbe war auch der 1566 geborene Lautenist und Lautenkomponist Alessandro Piccinini aus Bologna beteiligt gewesen. Von ihm spielte Wolf am Sonntag drei Suiten mit virtuosen Verzierungen. Eine Suite aus Tanzsätzen war auf der Theorbe zu hören, für die beiden anderen verwendete der „Echo“-Preisträger die ein wenig heller klingende Barocklaute. Vom Komponisten Michelangelo Galilei, dem jüngeren Bruder des Astronomen Galileo Galilei, präsentierte Wolf eine viersätzige Suite, deren einzelne Teile – anders als später üblich – ohne Absetzen ineinander übergingen. Als „ziemlich verrückt“ galt nach Angaben des Solisten der Römer Girolamo Kapsberger. Gemeint ist damit wohl vor allem besonders virtuos und experimentierfreudig – zumindest klang ein Werk des Italieners so. Schon einer anderen Generation hatte der nach 1650 geborene Giovanni Zamboni angehört. Seine Stücke erwiesen sich als sehr „basslastig“. Das galt ebenso für die Zugabe: eine Chaconne mit richtigen Bassriffs, der ihr Alter nicht anzuhören war. Mit ihren vielen virtuosen Variationen klangen die Stücke verspielt, heiter und ungemein melodiös. Axel Wolf spielte in der gotischen Kapelle von Kopien der originalen Aufzeichnungen.

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