Speyer Virtuose Salven

Slam-Poetry und Saxophon gab es beim jüngsten Abend der Reihe „Klangbilder“ im Purrmann-Haus in Speyer. Der Stuttgarter Slam-Poet Timo Brunke sorgte im Wechsel mit dem Saxophonisten Andreas Krennerich für einen spannenden und anregenden Donnerstagabend.

In jüngster Zeit treten die beiden öfters als Duo auf; der Poet und der Musiker, realisieren mit Worten und mit Klängen ganz ähnliche Kunst: virtuose Salven, wandlungsreiche Variationen, vorwärtsgetrieben vom eigenen Rhythmus und Groove. Beides ist spielerisch, aus der Improvisation heraus entstanden. Hoher Ton und Gossensprache: Mit Lust wechselt Slam-Poet Timo Brunke zwischen solchen Ebenen. Goethes „Kennst du das Land“ wurde flugs in den Duktus jugendlicher Sprachrabauken übertragen, in „krasse“ Ausdrücke und ebensolchen Tonfall. Dann wieder ergeht sich Brunke in Variationen surrealer, wandlungsreicher Bilder und Wortneuschöpfungen. Im Blues verwurzelt war das Spiel des Saxophonisten Andreas Krennerich, und daraus schuf er faszinierende freie Exkurse auf drei verschiedenen Instrumenten der Gattung. Mit Lust bog er die Töne und Phrasen, gab ihnen tänzerischen Elan, ganz ähnlich übrigens wie es sein Kollege mit seinen Sprechsalven machte. Satte, sonore Klangströme brachte er am Baritonsaxophon zu einem Strudel an rauer Energie. Große Klangfantasie entwickelte Krennerich immerzu in seinen solistischen Improvisationen, so auch am Sopraninosaxophon. Auf diesem ließ er eine elegische Klage ertönen, die an die Hirtenweise des Englischhorns zu Beginn von Wagners drittem „Tristan“-Akt erinnerte: eindringlich musiziert, mikrotonal eingefärbt, die Töne beugend, biegend, ausbeulend und sich immer weiter dem Bluesmodus annähernd. Warme, expressive Klänge, faszinierende freie Gebilde entlockte er ebenso dem Sopransaxophon, eine dunkel glühende Intensität. In flotten Swing ging das auch mal über, in lustvolles Spiel mit dem Material. Bildpate an diesem Abend war Oliver Schollenberger, Maler und Kunsterzieher aus Dudenhofen. Hans Purrmanns „Küstenlandschaft am Lacco Ameno, Ischia“ stellte er vor und bescheinigte dem Maler eine große Aufrichtigkeit. Wie eine „aufgeklappte Landschaft“ präsentiere er sein Ölgemälde, und doch würde die Räumlichkeit auch im Zweidimensionalen spürbar. Purrmann sei ein Maler für die Maler, einer der von den Kollegen sehr geschätzt werde, die weite Anerkennung beim Publikum aber nie recht gefunden habe.

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