Speyer „Vielleicht verdienen wir noch mehr“

Am Kleiderstand von Natalie Schneider fündig geworden: Die Herbstjacke passt und gefällt der Kundin.
Am Kleiderstand von Natalie Schneider fündig geworden: Die Herbstjacke passt und gefällt der Kundin.

Vor drei Jahren haben Stadtteilverein und Jugendcafé Speyer-West den Familienflohmarkt auf dem Berliner Platz zum ersten Mal ausgerichtet. Inzwischen steht dafür jeweils das dritte Wochenende im Juni und September fest im Veranstaltungskalender. Am fünften Familienflohmarkt am Samstag haben sich nach Veranstalter-Angaben knapp 60 Anbieter beteiligt. Kleine und große.

Benjamin (8) und Gabriel (7) haben nach zwei Stunden schon fast resigniert. 3,31 Euro habe er eingenommen, sagt der Ältere der Jungen, die sich eine Decke für abgespielte Dinosaurier und Zubehör teilen. Gabriel zählt nur 2,50 Euro. „Mädchen haben es besser“, ist er überzeugt. Und hat Recht mit seiner Einschätzung. Josi, die Siebenjährige am Stand nebenan, hat schon mehr als 25 Euro im Geldbeutel. Etwas neidisch blickt Mutter Jasmin Gardinger auf ihr kleines Verkaufsgenie. „Ich habe bis jetzt nur zwei Sachen verkauft“, sagt sie. Bisher sei sie immer nur zum Einkaufen zum Flohmarkt gekommen, erzählt sie. „Heute ist Verkaufs-Premiere.“ Viele seien zum ersten Mal dabei, berichtet Christa Berlinghoff, Leiterin des Stadtteilbüros. Mit sechs weiteren Helfern steht sie seit 6 Uhr auf dem Platz. Eine Stunde vor dem Flohmarkt-Aufbau zeichne sie ein, wo wer für wie viel Standgebühr stehen könne, erklärt Berlinghoff. Zwei Taschen trägt sie in Richtung Büro. „Ich bin fündig geworden“, freut sie sich. „Wir wollen den guten Zweck unterstützen“, betonten Lieselotte Flörchinger und Gerhard Roth, der auch zum ersten Mal dabei ist. 50 Prozent der erzielten Standgebühren erhält das Jugendcafé, die andere Hälfte der Stadtteilverein. Gerade hat Jasmina Schmidt einen kuscheligen Fellschal verkauft. Um einen Euro ist sie vom Wunschpreis sechs Euro abgewichen. „Handeln ja auf dem Flohmarkt üblich“, sagt sie. Im nächsten Frühling will sie wieder dabei sein, kündigt die Speyererin an. „Hier geht was.“ Das nimmt sich Roswitha Werling auch vor. Ihre selbst gebackenen Muffins gehen weg wie warme Semmeln. Sie habe nach dem Ausfall des Flohmarkts auf der Maximilianstraße (wir berichteten) auf gepackten Kartons gesessen, berichtet Christina Dreißigacker. Sie habe sehr bedauert, dass die Traditionsveranstaltung in der Innenstadt diesen Herbst ausgefallen war – gesundheitsbedingt, wie die Stadt angegeben hatte. Kurzentschlossen sei sie deshalb mit Sack und Pack zum Berliner Platz gekommen, so Dreißigacker. „Ideal“, meint sie. An- und Abfahrtsmöglichkeiten seien sehr gut, der Aufbau später und damit stressfreier als auf der Maximilianstraße, schwärmt sie. „Toiletten, Bäckerei, Bank – alles da. Besser geht`s nicht.“ Hanne Fries wohnt nicht weit weg vom Berliner Platz. Sie hat Geschirr, Schmuck und Deko für den Flohmarkt aussortiert. „Ich bin total begeistert“, beschreibt sie ihren ersten Eindruck. „2,50 Euro Platzmiete und dann noch um die Ecke – ich komme wieder.“ Mit Blick auf ziemlich dunkel drohende Wolkengebirge beginnt sie langsam einzupacken. Noch scheint die Sonne warm auf Anbieter und Käufer. „Solange es nicht regnet, bin ich zufrieden“, meint Bianca Marschall, deren Tapeziertisch-Sortiment sich um 12 Uhr deutlich gelichtet hat. Auch bei Lysett Vogt ist einiges weg vom Tisch. Sie habe sich den Flohmarkt zwar größer vorgestellt, sei aber jetzt froh. „Umso mehr Leute sind zu mir gekommen“, sagt die Dudenhofenerin. Bei Benjamin und Gabriel ist die Stimmung deutlich gestiegen. „14,51 Euro“: Benjamin ist restlos begeistert. „10 Euro in einer Stunde“, strahlt der Achtjährige. Auch Gabriel ist mit 8,50 Euro in der Tasche vollauf zufrieden. „Vielleicht verdienen wir noch mehr“, hofft er auf Glückssträhnen-Fortsetzung in der letzten Flohmarktstunde. Die Serie Für diese Serie, eine Momentaufnahme aus dem Alltag, sind wir jede Woche gezielt in der Stadt unterwegs.

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