Speyer Sportliche Aufgabe

Im Büro tätig, aber auch viel in der Erstaufnahmeeinrichtung unterwegs: Steffen Renner.
Im Büro tätig, aber auch viel in der Erstaufnahmeeinrichtung unterwegs: Steffen Renner.

Die Vorteile des Betreiberwechsels am 1. April vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) zum Unternehmen European Homecare (EHC) hätten seine Erwartungen übertroffen, sagt Renner. „Die rund 60 Beschäftigten von Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion und EHC sind schon jetzt zu einem hervorragenden Team zusammengewachsen.“ Rund 350 Geflüchtete aus 23 verschiedenen Nationen suchen nach Angaben Renners derzeit auf dem Gelände der ehemaligen Kurpfalzkaserne Asyl. Diese Anzahl macht dem AfA-Leiter keine Angst. Ausgerichtet sei die Einrichtung für 1250 Bewohner, betont er. Dass das Land auf ihn als Leiter der im September 2015 eröffneten AfA aufmerksam geworden sei, wundert Renner nicht. Zwei Jahrzehnte lang habe er bei der Stadt Ludwigshafen im Flüchtlings- und Asylbereich inklusive Rückkehrberatung gearbeitet. „Für mich war das ein guter Zeitpunkt für eine Veränderung“, so der 47-Jährige. Der neue Arbeitsplatz liegt fast vor Renners Haustür. In Waldsee lebt er mit Ehefrau und drei Kindern, 15, elf und acht Jahre alt. „Alle sportbegeistert“, weist der Familienvater nicht ohne Stolz auf Handballerfolge des Nachwuchses hin. Für Hobbys bleibe da wenig Zeit, beschreibt Renner seine Wochenenden: „Taxi-Einsatz von einem Sportereignis zum anderen.“ Zudem ist er noch zweiter Vorsitzender im Waldseer FCK-Fanclub und besitzt seit einem Vierteljahrhundert eine Dauerkarte für Fußballspiele auf dem Betzenberg. „Wenn ich nicht so faul wäre, könnte ich mit dem Fahrrad nach Speyer fahren“, sagt Renner selbstkritisch. „Viel zu oft in der Garage“ stehe die 34 Jahre alte Vespa, die er vom Vater übernommen habe. „Für sie hätte ich gerne mehr Zeit“, bedauert er. Auch am Grill würde er gerne häufiger stehen, bekennt Renner sich zu einer weiteren Leidenschaft. Unregelmäßige Arbeitszeiten und häufige Wochenend-Einsätze in der AfA hinderten ihn daran. Waldsee ist seit der Heirat Wahlheimat des Rheingönheimers, Speyer die Stadt mit der „richtigen Größe für Einkäufe, Feste und Freizeit.“ „Ich arbeite gerne mit Menschen und bin gerne von Menschen umgeben.“ Damit erklärt Renner, warum er jeden Tag gerne in die AfA geht. Er brauche den Trubel, betont er. Als Bindeglied zwischen Aufsichtsbehörde, Polizei und Integrationsministerium sei er dafür verantwortlich, dass alles ordnungsgemäß ablaufe, weist Renner auf viel Verantwortung hin. Die geplante Übernahme der Aufgaben der Ingelheimer Aufnahmeeinrichtung versteht der AfA-Leiter als Standortsicherung. Er freue sich auf mehr Bewohner, mehr Mitarbeiter und mehr Sicherheitsdienst. Sein Ziel: „Den Bewohnern den Aufenthalt so einfach wie möglich zu machen und sie aufs Leben in Deutschland vorzubereiten.“ Bis zu sechs Monate blieben die Flüchtlinge mittlerweile in der Einrichtung. „Sprache, Bildung, Regeln und sinnvolle Freizeitangebote sind wichtig“, betont Renner. Seit einigen Tagen führten Bewohner ihr eigenes AfA-Café, erzählt er. „Sie sind dankbar, wenn sie arbeiten dürfen und Verantwortung übernehmen können.“ Die Einrichtung soll nach Ansicht Renners mehr als eine Herberge sein. Am liebsten mischt sich der Leiter unter Bewohner und Belegschaft. „Das ist das Schönste an meiner Arbeit“, sagt er. Im Tischfußball träten Flüchtlinge gerne gegen ihn an. „Dabei erfährt man, wo der Schuh drückt“, verrät Renner. Seinen Jobwechsel habe er „noch keine Sekunde bereut“, versichert er. „Hier könnte ich alt werden.“

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