Speyer Rio, wir kommen!

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Speyer. Sie sind gute Freunde, beide 18 Jahre alt, aus Speyer, drücken gemeinsam die Schulbänke der zwölften Klasse am hiesigen Hans-Purrmann-Gymnasium, am liebsten im Fach Geografie, – und Anfang August geht’s für Volleyballer Tobias Kray und Handballer Gideon Metzger zum Olympischen Jugendlager nach Rio de Janeiro.

„Da werden wir nun doppelten Spaß haben“, kündigt Gideon im Gespräch mit der RHEINPFALZ schon weil an. Doch dass es überhaupt so weit kam, dazu bedurfte es zunächst einmal Klassenkameradin Lea Lieberich. Die Skilangläuferin, selbst vor zwei Jahren im Olympischen Jugendlager im russischen Sotschi, wusste nämlich wie’s geht, und weihte Tobias in die Vorgehensweise ein: Bewerbungsphase abwarten und dann auf die sportlichen Erfolge sowie sozialen Fähigkeiten verweisen. Und da haben die beiden einiges drauf. Zuspieler Kray startete mit dem TSV Speyer bereits bei der deutschen Meisterschaft der Unter-16-Jährigen und tut dies Anfang Mai mit der U20 der TGM Gonsenheim in Schwerin wieder. Aktuell läuft er für die SG Speyer/Haßloch in der Verbandsliga auf, kam aber auch schon für den TSV drei Klassen höher zum Einsatz. In seinem Verein engagiert er sich als Trainer und Schiedsrichter wie Gideon, der im Jugendsprecherteam des Verbands mitarbeitet sowie für den Vereinsnachwuchs immer ein Ohr öffnet. Er begann beim TSV mit Handball, wechselte in der D-Jugend zum TV Dudenhofen, mit dem er zwei Pfalztitel gewann. Nun wirft Metzger von der Mitte und Außen seine Tore für die HSG Dudenhofen/Schifferstadt in der A-Jugend-Oberliga. Tobias sprach Gideon zwecks einer Bewerbung an. Metzger war es dann, der als Erster der beiden die Mail mit der Nachricht, zum erlauchten Rio-Zirkel zu zählen, öffnete: „Ich bin wirklich springend durch mein Zimmer. Das war eine große Überraschung. Aus ganz Deutschland sind ja nur 50 Jugendliche dabei, und wir sind ja beide keine deutschen Meister“, berichtet er. Kaum hatte sich die Aufregung gelegt, machte er seinen Kumpel überhaupt erst auf die Entscheidung aufmerksam. Mitte Mai erfahren die beiden bei einem Treffen aller Teilnehmer in der Jugendherberge Köln-Riehl Einzelheiten über die Tour mit der Deutschen Sportjugend. Hin geht’s mit der Bahn. Kennenlernen, ein einführendes Referat und der Ablauf vor Ort stehen auf dem Programm. Am 3. August beginnt dann das zweiwöchige Brasilien-Abenteuer mit Rahmenprogramm, Besichtigungen und natürlich viel Live-Sport, das die Familien der beiden übrigens jeweils 2500 Euro kostet. „Meinen Eltern und mir war es das wert“, meinte Gideon. „Ich freue mich darauf, in Rio Kontakte zu knüpfen und verschiedene Sportarten zu sehen“, teilt Tobias mit: „Am liebsten würde ich mal zum Beachvolleyball gehen, aber auch zum Handball oder Schwimmen.“ „Selbstverständlich möchte ich zum Handball“, sagt Gideon, „aber auch zu Sportarten, die sonst weniger in den Medien sind wie Mountainbike.“ Übers Internet macht sich Kray für Südamerika fit: „Ich bin gespannt, ob alle Sportstätten rechtzeitig fertig werden und wie das Land tickt.“ Gideon hat schon einiges von der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 mitbekommen, schwärmt von Rio als dem Mittelpunkt des riesigen Staates, Traumstrand Copacabana, Karneval, weiß aber auch um die Elendsquartiere, die Favelas. Und mit ernstem Gesicht drückt er seine Hoffnung aus, dass alles Politische und die Terrorgefahr den Spielen fernbleiben möge. Am 21. August geht’s dann wieder gen Heimat. Das Abiturjahr beginnt. Und anschließend? Gideon bleibt seiner Linie treu, die ihn nun ins Olympische Jugendlager bringt: „Ich würde gerne in die soziale Richtung gehen, irgendetwas mit Kindern.“ „Mir schwebt noch keine gewisse Richtung vor“, berichtet Kray. Einen Traum hegt er aber, der ihn möglicherweise schon bald wieder nach Amerika führt: „Vielleicht bewerbe ich mich für ein Volleyball-Stipendium an einem College in den USA.“

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