Speyer Persönlich bekannt mit jedem Stein

Ralf Wagner
Ralf Wagner

„Er kennt jeden Stein im Schloss beim Vornamen.“ Der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Michael Hörrmann, findet gar nicht genug Lobesworte für Ralf Wagner. Seit kurzem ist der gebürtige Speyerer Konservator des Schwetzinger Schlosses. Seine Karriere begann aber in einer Restaurantküche.

Der Vater, ein Busfahrer, nimmt den Sohn mit auf Tour. 40 Jahre ist das inzwischen her. Der kleine Ralf hat Zeit, die Umgebung zu betrachten, die historischen Bauten und die Landschaft mit den Burgen. Nach dem Abitur macht er zunächst eine Lehre im Schwetzinger Restaurant „Zum Löwen“. „Ich habe dann doch gemerkt, dass ich eher von den schönen Dingen angezogen werde“, erzählt er. Er studiert in Heidelberg Kunstgeschichte, Geschichte und Archäologie. 2007 schließt er seine Dissertation ab: Zehn Jahre lang hat er das Badhaus im französischen Teil des Schlossgartens untersucht. Wagner ist also ein „neuer“ alter Mitarbeiter. „Er arbeitet seit 26 Jahren hier und ist jetzt ganz besonders der richtige Mann am richtigen Ort“, sagt Hörrmann. Zur neuen Aufgabe des 51-Jährigen zählen neben Schloss und Schlossgarten auch Burgen und antike Badruinen in Baden-Württemberg. „Unser kulturelles Erbe ist keine Zwangsbespaßung“, betont Wagners Chef weiter. „Wir müssen Leute immer wieder für unsere Schlösser und Burgen begeistern.“ Deswegen sei es ihm für die Stelle wichtig gewesen, dass jemand nicht nur forsche, sondern auch vermitteln könne. Als langjähriger Schlossführer wisse Wagner genau, „was das ganz unterschiedliche Publikum interessiert und wo die Aufmerksamkeit nachlässt“. 3,8 Millionen Besucher pro Jahr haben Baden-Württembergs Schlösser, Klöster, Gärten, Burgen und Ruinen nach seinen Angaben. Rund 750.000 davon kommen nach Schwetzingen. Als Konservator koordiniert Wagner auch Forschungsaufträge. Zum Beispiel für die Festungsruine Hohenneuffen oder die Burg Rütteln in Lörrach. „Ich werde aber auch selbst in die Archive gehen“, sagt er, „da ist noch viel Arbeit zu tun“. Mit seinen Mitarbeitern feilt der Konservator zudem an neuen Besucherkonzepten wie Inklusions-Führungen und Angeboten für Jungs, um Wasserräder nachzubauen. Auch die neueste Technik soll Einzug halten: „Wir möchten die Burgen vor Ort virtuell wiederauferstehen lassen“, sagt Wagner, „durch Filme oder 3-D-Brillen“. Er fühlt sich keineswegs an einem historisch unbedeutenden Ort in der Peripherie: „In der Provinz sind oft wichtigere Dinge passiert als in den Metropolen.“ Beeindruckt sei er nach den vielen Jahren vielleicht nicht mehr, sagt er, „aber es ist ein angenehmer Arbeitsplatz in einem Garten, der in einem tollen Zustand ist“.

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