Speyer Nicht gegen den Willen der Gemeinden

Das Geothermie-Wärmeheizkraftwerk im elsässischen Rittershoffen: So ähnlich könnte das von der Deutschen Erdwärme geplante Geoth
Das Geothermie-Wärmeheizkraftwerk im elsässischen Rittershoffen: So ähnlich könnte das von der Deutschen Erdwärme geplante Geothermiekraftwerk im Wald zwischen Bellheim, Lustadt und Westheim aussehen – nur dass dieses auch Strom produzieren soll.

«Lustadt/Westheim.» „Wir hoffen, dass sich die Bürger für das Projekt aussprechen“, sagte Lutz Stahl im Hinblick auf den Bürgerentscheid in Lustadt und Westheim am Sonntag. Er ist Geschäftsführer der Deutschen Erdwärme (Karlsruhe), die im Wald zwischen Bellheim, Lustadt und Westheim ein Geothermie-Kraftwerk bauen möchte. Trotz der ablehnenden Haltung, die die betroffenen Gemeinden bisher einnehmen, möchte Stahl weiter an dem Projekt festhalten, wieder ins Gespräch kommen und darüber verhandeln, wo er letztlich sein Kraftwerk bauen kann. Der Suchraum sei so weit eingeschränkt, dass der nächste Schritt die Standortfestlegung wäre, und dazu bräuchte er als Partner eine Gemeinde, die Grundstückseigentümer sei. Die Behauptung, das Vorhaben könne allein mit Hilfe des Bergrechts umgesetzt werden, will Stahl so nicht gelten lassen. Und er betont: „Wir können nicht gegen den Willen der Gemeinden bauen, die wir brauchen.“ Zuletzt sei die Geologie vor Ort detailliert untersucht worden. Das Gelände sei sehr geeignet für das Vorhaben. Die naturschutzrechtliche Untersuchung sei nun beendet. Derzeit werde der Bericht verfasst, der laut Stahl voraussichtlich im Oktober erscheint. Die Erlaubnis, in dem fraglichen Gelände bohren zu können, läuft laut Stahl normalerweise fünf Jahre. Was die DE nach Ablauf dieser Frist tut? Dazu sagt Stahl nur so viel: „Wenn wir das nicht tun (nämlich bohren; Anmerkung der Redaktion) tut es ein anderer.“ Angesichts geringer werdender fossiler Energieträger wie Erdöl setze die Regierung auf erneuerbare Energien. „Da wird der Druck größer“, sagt Stahl. Er ist auch stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes Geothermie und als solcher nach eigenen Angaben im Gespräch mit allen Parteien. Von denen zeigten sich alle der Geothermie gegenüber aufgeschlossen. Stahl glaubt, dass es seitens der Regierung mehr akzeptanzfördernder Maßnahmen, ähnlich wie beim Polderbau, bedarf, um die Kommunen davon zu überzeugen mitzumachen. So verweist er auf das Förderprogramm „Wärmenetze 4.0“ des Bundes, das ein Volumen von 17 Milliarden Euro habe. Zunächst einmal sei das nichts für Häuslebauer, weil drei Gigawatt abgenommen werden müssten. Interessant sei es aber für Wohnquartiere, Stadtteile oder Gemeinden. Auf der Internetseite des für den Fördertopf zuständigen Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) heißt es: „Gefördert werden zunächst Machbarkeitsstudien mit bis zu 60 Prozent sowie in einem zweiten Schritt die Realisierung eines Wärmenetzsystems 4.0 mit bis zu 50 Prozent der förderfähigen Vorhabenkosten.“ Mit „Wärmenetzsysteme 4.0“ wird laut Bafa seit dem 1. Juli erstmals eine systemische Förderung der Wärmeinfrastruktur eingeführt, „mit der nicht nur Einzeltechnologien und -komponenten, sondern Gesamtsysteme gefördert werden“. Die zu fördernden Wärmenetze würden sich durch hohe Anteile erneuerbarer Energien, die effiziente Nutzung von Abwärme und ein deutlich niedrigeres Temperaturniveau im Vergleich zu klassischen Wärmenetzen auszeichnen. Stahl hofft, dass Gemeinden, denen das Kostenrisiko bisher zu hoch erschien, angesichts der möglichen Zuschüsse im Hinblick auf sein Projekt nun umdenken. Dass dieses funktionieren könnte, davon gibt sich Stahl überzeugt. Schließlich gebe es im Umfeld des geplanten Kraftwerks zahlreiche Industrie- und Gewerbebetriebe, nicht zuletzt in Germersheim, von der Wohnbebauung ganz zu schweigen. Zum Rückbau der Geothermiebohrstelle im Bellheimer Gewerbegebiet, sagte Stahl, dass der Zeitpunkt des Verschließens noch unklar ist. Die DE hat die nach fehlgeschlagenen Bohrversuchen lange unberührte Bohrstelle von der Karlsruher Firma Hotrock übernommen. Die Landtagsabgeordnete Barbara Schleicher-Rothmund (SPD) fordert einen baldigen Rückbau nicht nur der der Geothermieanlage in Bellheim, sondern auch der in Rülzheim. Diesbezüglich habe sie den fürs Landesamt für Geologie und Bergbau zuständigen Wirtschaftsminsieter Volker Wissing (FDP) angeschrieben, um zu erfahren, wann der Rückbau abgeschlossen ist und welche Pläne es für die künftige Geländenutzung gibt.

Von der Bellheimer Geothermie-Bohrstelle längst verschwunden: der Bohrturm.
Von der Bellheimer Geothermie-Bohrstelle längst verschwunden: der Bohrturm.
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