Speyer Naturkundemuseum hat Heimstätte gefunden

Sind Teil der Sammlung, die nun in der Realschule plus beherbergt ist: die Schmetterlinge, die Erich Bettag teilweise selbst gef
Sind Teil der Sammlung, die nun in der Realschule plus beherbergt ist: die Schmetterlinge, die Erich Bettag teilweise selbst gefangen hat.

«Dudenhofen.»Der 81-jährige Naturforscher aus Dudenhofen, der sich mit zahlreichen wissenschaftlichen Beiträgen und der Entdeckung mehrerer Arten als Insektenkundler (Entomologe) einen Namen gemacht hat, investierte unzählige Stunden in den Aufbau der „wichtigsten und wertvollsten Stücke“ seiner Sammlung in zwölf Vitrinen auf den Fluren der Realschule plus. Fossilien und Insekten-Präparate zählt Erich Bettag zu diesen Glanzstücken. „Ich bin froh und dankbar, dass sie nun in der Schule ausgestellt sind“, sagt er. Die Ortsgemeinde Dudenhofen kaufte vergangenes Jahr die mehrere Tausend Teile zählende Sammlung Bettags für 10.000 Euro (wir berichteten). Den Wert der naturkundlichen Kostbarkeiten bei einem Verkauf an Privatsammler gibt der bisherige Eigentümer mit „mindestens 100.000 Euro“ an. Der Grund für seine Entscheidung, die Ortsgemeinde als Käufer vorzuziehen, sei der damit verbundene Bildungsauftrag, erklärt Bettag. Denn „seine“ Sammlung soll als Anschauungsmaterial für Natur- und Umweltbildung dienen. Nachdem der 81-Jährige erfolglos nach einem Gebäude für die Einrichtung eines Museums in Dudenhofen gesucht hatte, kam das Angebot von Landrat Clemens Körner (CDU), in die vom Rhein-Pfalz-Kreis getragene Realschule plus „einzuziehen“, zur rechten Zeit. Bettag zeigte sich nach einer Besichtigung des Schulgebäudes überzeugt, den passenden Ort für sein „Museales Naturzentrum“ gefunden zu haben. Die Kreisverwaltung ist laut deren Sprecherin Kornelia Barnewald „stolz, die Ausstellung beherbergen zu dürfen“. Realschulrektorin Claudia Berger sieht die Sammlung als Gewinn für die Einrichtung. „Die Ausstellungsstücke können auch im Unterricht verwendet werden. Im neuen Rahmenlehrplan für das Fach Biologie werden Evolution und Menschheitsgeschichte bereits ab Klasse 7 behandelt, bisher war das erst in den Klassen 9 und 10 der Fall“, sagt sie. Außerdem profitiere das Fach Geschichte von einzelnen Sammlungsteilen, ist Berger überzeugt. „Viele Kinder interessierten sich bereits für die Sammlung, als Herr Bettag sie aufgebaut hat“, teilt sie mit. Der Gang entlang der zwölf Vitrinen beginnt nach biografischen Angaben zu Erich Bettag und einer Übersicht zu den Erdzeitaltern. Zuerst sind die ältesten Stücke ausgestellt: Fossilien der ersten Lebewesen, die vor etwa 545 Millionen Jahren den Meeresgrund besiedelten, von Bettag in Schweden gefunden. Es folgen versteinerte Überreste von Fischen, Reptilien, Sauriern und Pflanzen, überwiegend in Deutschland entdeckt. Knochen und Zähne von Mammuts, Nashörnern und Flusspferden hat Bettag teilweise im Kieswerk Speyer gefunden. Steine und Knochen, von Menschen als Werkzeuge benutzt, zählen ebenfalls zur Sammlung. Der zweite Hauptbereich des „Musealen Naturzentrums“ dreht sich um Insekten: Schmetterlinge, Käfer und Fliegen, überwiegend von Bettag eingefangen und präpariert, geben einen Einblick in die Vielfalt der heutigen Tierwelt in Deutschland, aber auch in einigen anderen Gebieten der Welt wie Nordafrika und Südostasien. Von der Kreisverwaltung habe Bettag jüngst sechs Holzkästen zugesagt bekommen, um zudem Teile der fossilen Insekten darin zu zeigen, informiert er. „Wir sind stolz, die Sammlung von Erich Bettag in Dudenhofen zu haben“, sagt Ortsbürgermeister Peter Eberhard (CDU). Sie bedeute eine Aufwertung der Realschule plus, an der Naturbildung bisher schon einen Schwerpunkt dargestellt habe. Die Kosten für die zwölf Vitrinen in Höhe von 16.000 Euro teilten sich die Ortsgemeinde und der Kreis, informiert er. Laut Kreissprecherin Barnewald entsprechen die Vitrinen den „brandschutztechnischen Sicherheitsbestimmungen“. Eberhard teilt mit, dass er derzeit für weitere solcher „Regale“ Geldgeber suche. Bettag würde in weiteren Vitrinen, die im ersten Stockwerk stehen sollen, seine Anomalien (abnorme Bildungen bei Pflanzen), Mineralien und Brennstiftbilder ausstellen, wie er sagt. Derzeit lagern diese in einem Kellerraum der Schule. Die Eröffnung des im Wesentlichen fertig eingerichteten „Musealen Naturzentrums“ wird laut Eberhard frühestens Ende August, spätestens im Oktober stattfinden; nach den Sommerferien werde ein Termin gesucht. Zudem sei noch festzulegen, auf welchem Weg Führungen durch die Ausstellung gebucht werden können.

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