Speyer „Musik hat mich gepackt“

Musizieren am Weidenberg: Miriam Ast und das Trio Klezmers Techter mit (von links) Klarinettistin Gabriela Kaufmann, Bassistin N
Musizieren am Weidenberg: Miriam Ast und das Trio Klezmers Techter mit (von links) Klarinettistin Gabriela Kaufmann, Bassistin Nina Hacker und Akkordeonistin Almut Schwab.

Von freien Improvisationen bis hin zu traditionellen Interpretationen: Diesen Bogen wollen die Sängerin Miriam Ast und das Trio Klezmers Techter beim letzten Speyerer Picknickkonzert dieses Sommers am Sonntag 27. August, 11 Uhr, im Garten am Weidenberg spannen. Der Eintritt ist frei. Unsere Mitarbeiterin Ute Günther hat vorab mit Ast (28) gesprochen.

Frau Ast, woher kommt Ihre Begeisterung für Klezmer?

Klezmer spiegelt für mich viele unterschiedliche Emotionen wider und ermöglicht es mir, verschiedene Facetten mit meiner Stimme zu zeigen. Die Stücke, die ich auf Jiddisch singe, erzählen oft nachdenkliche und schmerzliche Geschichten, die mich zu einem sehr ausdrucksvollen Gesang inspirieren. Natürlich lasse ich beim Musizieren mit Klezmers Techter auch meinen Jazzhintergrund einfließen. So bearbeiten wir einige der Klezmer-Stücke jazzig und bauen Soloteile für Scat-Improvisationen ein. Wir nehmen uns für jedes Stück viel Zeit und arrangieren es neu, um es uns wirklich zu eigen zu machen. Das Trio Klezmers Techter wurde vor über 20 Jahren gegründet. Wie kommt es, dass Sie seit einigen Jahren zusammen auftreten? Während meines Studiums in Mainz habe ich an einem Klezmer- und Tango-Workshop unter der Leitung des Großmeisters, des Klarinettisten Giora Feidman, teilgenommen. Dort habe ich auch Klezmers Techter kennengelernt, die den Workshop organisiert hatten. Ihre Musik hat mich einfach gepackt. Sie war sehr emotional, strahlt so viel Lebensfreude aus, ist zugleich aber geprägt von tiefster Melancholie. Klezmers Techter haben mich dann gefragt, ob wir nach dem Workshop weiterhin zusammen spielen wollen. So hat sich eine Zusammenarbeit ergeben, bei der ich unter anderem auf ihrem letzten Album mitgewirkt habe. Ihr gemeinsames Programm „In a Klezmer’s mood“ transportiert eine große Bandbreite an Stimmungen. Braucht man ein gewisses Maß an Lebenserfahrung, um sie glaubhaft rüberzubringen? Als Sängerin ist es meine Aufgabe, mich in verschiedene Geschichten reinzudenken und verschiedene Emotionen mit meinem Gesang auszudrücken. Entscheidend ist die Arbeit am Text, sich mit der Geschichte und dem Hintergrund des Stückes intensiv auseinanderzusetzen und diese dann mit eigenen, persönlichen Erfahrungen zu verbinden und lebhaft zu machen. Natürlich fällt einem das mit zunehmender Lebenserfahrung leichter. Klezmer steht nicht nur für ausgelassene Freude, sondern auch für Traurigkeit und Schwermut. Ein sommerliches Sonntagspicknick steht dagegen für pure Leichtigkeit. Haben Sie das Programm daran angepasst? Wir haben das Programm darauf abgestimmt und extra einige Stücke zum Mitsingen eingebaut, wie das bekannte Lied „Bei mir bist du schön“. Insgesamt ist das Programm sehr abwechslungsreich und eine bewusst kontrastreiche Mischung aus rein instrumentalen Liedern, was Klezmer ja eigentlich ist, und jiddischen Liedern mit meinem Gesang. So bilden wir verschiedene Stimmungen ab, eben „in a Klezmer’s mood“. Picknick – das heißt, die Leute plaudern, essen, trinken. Die Musik gerät in den Hintergrund. Stört Sie das? Natürlich macht es einen großen Unterschied für uns Musiker, ob unser Publikum zuhört oder die Musik nur als Hintergrund betrachtet. Es macht viel mehr Freude, wenn man vor einem Publikum singt, das die Musik aufmerksam mitverfolgt. Es ergibt sich dadurch eine ganz andere Energie und Flow auf der Bühne. Beim Picknickkonzert möchten wir die Zuhörer für unsere Klezmer-Musik begeistern und eine lockere Konzertatmosphäre schaffen. Die Leute kommen schließlich wegen der Musik und können dabei ihr entspanntes Sonntags-Picknick genießen. Hatten Sie selbst Gelegenheit, etwas Sommer in Ihrer Heimatstadt zu genießen? Ja, die hatte ich. Ich bin Ende Juli aus London, wo ich als freiberufliche Musikerin arbeite, wieder in meine Heimat zurückgekommen und habe hier eineinhalb sehr entspannte Wochen verbracht, mit meiner Familie und Freunden, Fahrradtouren, gutem Essen und Zeit zum Lesen. Das heißt, Proben mit Klezmers Techter für den Auftritt gab es noch keine? Oh doch. Wir hatten Anfang August zwei Probentage in Mainz. Dabei haben wir das Programm aufgefrischt und um ein paar neue Stücke ergänzt. Wir haben ja bereits häufiger zusammen gespielt, waren im Oktober vergangenen Jahres auf einer Konzerttour durch Süddeutschland und standen auch im Januar gemeinsam auf der Bühne. Es hat Spaß gemacht, nach längerer Zeit endlich wieder zusammen Musik zu machen.

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