Speyer Mit schönen Grüßen vom Montmartre

Chansons auf der Wiese (im Vordergrund von links): Laurent Leroi und Julie André. Eine Bilderstrecke zum Konzert finden Sie in d
Chansons auf der Wiese (im Vordergrund von links): Laurent Leroi und Julie André. Eine Bilderstrecke zum Konzert finden Sie in der RHEINPFALZ-App.

Sehr französisch ist es gestern Vormittag beim dritten, erneut sehr gut besuchten Speyerer Picknickkonzert dieses Sommers zugegangen: Auf dem Platz der französischen Garnison in der Hans-Stempel-Straße spielte und sang das Duo „Le Roi Julie“ Chansons.

Als Sängerin Julie André, begleitet vom Akkordeonisten Laurent Leroi, gegen Ende das älteste Chanson des Konzerts, „Dans le prison de Nantes“, im Walzertakt anstimmt, fassen sich doch etliche Zuschauer ein Herz. Auf der Wiese tanzen sie zu dem Lied über einen Gefangenen, dem ein hübsches Mädchen die Fesseln löst, sodass er entkommt und ihr verspricht, irgendwann zurückzukehren, um sie zu heiraten. Davor gab es viel Bekanntes und Beliebtes, jeweils frenetisch bejubelt vom frankophilen Publikum. Zu hören waren etwa „La vie en rose“ und „Padam padam“ von Edith Piaf ebenso wie „L’Auvergnat“ von Georges Brassens, dessen sehr politischen Text Julie André fürs Publikum übersetzte. Zu „C’est si bon“ und „Les feuilles mortes“ trat etwa die Ode der Sängerin Barbara an die deutsche Stadt „Göttingen“. Chansonnier Serge Gainsbourg war im Programm mit „Accordeon“ und dem von ihm selbst nur einmal gesungenen, aber in der Fassung von Carla Bruni bekannt gewordenen „Tu t’en vas a la derive“ vertreten. „Mon homme“ ist ein trauriges Lied von einer Frau, die sich aus Liebe alles gefallen lässt und darüber auch noch glücklich ist. Gesungen hatte es in den 20er Jahren die Pariser Künstlerin Mistinguett. Mit dem Chanson „Le tourbillon“ von den Aufs und Abs der Liebe erinnerte „Le Roi Julie“ an die am 31. Juli gestorbene Schauspielerin Jeanne Moreau, die es im Filmklassiker „Jules et Jim“ von 1962 vorgetragen hatte. Mit ihrer warmen und gefühlvollen Altstimme versetzte Julie André – ein weitgehend in Cannes aufgewachsenes Artistenkind – ihr Publikum auf einen Platz oder ein Gartenlokal im Pariser Stadtbezirk Montmartre. Begleitet vom Akkordeon des aus Straßburg stammenden Laurent Leroi, wusste die Sängerin darüber hinaus vieles über Inhalt und Geschichte jedes Chansons zu erzählen. So waren auch die beiden Zugaben der Übersetzung wert: Der „Tango corse“ des in den 50er und 60er Jahren als italienischer Dorfpfarrer „Don Camillo“ beliebten Schauspielers Fernandel ist ein Spottlied auf die angeblich langsamen und faulen Korsen. Beim „Java“ schließlich handelt es sich um einen Tanz in den Pariser Nachtlokalen der 20er. Der Reiz dabei: Er bot reichlich Gelegenheit, die dortigen Mädchen zu berühren.

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