Speyer Mehrere Gefangenenlager

Eine „außergewöhnlich gute Quellensituation“ im Stadtarchiv Speyer bewog den Hamburger Geschichtslehrer Jan Storre, sich mit einem – angesichts seiner Herkunft – außergewöhnlichen Thema zu beschäftigen: Zwangsarbeit in Speyer.

Den Anlass dazu hatte Storre die Universität Mainz gegeben, wo er sich für sein Staatsexamen als Gymnasiallehrer und Fachberater für Geschichte mit dieser Situation in Rheinland-Pfalz beschäftigen sollte und dabei auf Speyer als besten „Fundort“ gestoßen war. Speziellen Anlass zu einem Vortrag in Speyer gab nun die Aufstellung von 45 Holzskulpturen des englischen Bildhauers Robert Koenig an einigen Standorten der Stadt: die „Odyssey“-Ausstellung. Wie berichtet, will der Künstler aus Manchester damit seiner Mutter gedenken, die während der Nazi-Zeit als polnische Zwangsarbeiterin in den Pfalz-Flugzeugwerken tätig werden musste. Storre berichtete über sein nur Speyer betreffendes Forschungsergebnis aus den Jahren zwischen 1939 bis 1945 während eines Referats, das die örtlichen Bezirksgruppe des Historischen Vereins der Pfalz, das Stadtarchiv und die Volkshochschule gemeinsam in der Villa Ecarius arrangiert hatten (wir berichteten). Zusammenfassend ist laut Storres Forschungsergebnissen festgehalten, dass „die Lebensbedingungen und die Behandlung durch die Einsatzleiter“ für im Juni 1944 etwa 1900 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen aus Polen, der Sowjetunion und Frankreich „oft schlecht waren“. Am meisten hatten die „Ostarbeiter“ zu leiden. Untergebracht waren die unfreiwilligen Besucher Speyers in den Lagern Eselsdamm, Kuhweide und Waldeslust sowie in Lagern der Flugzeugwerke, der Ziegelwerke und der Filz- und Munitionsfabrik Melchior Heß. Storre: „Es war möglich, dass es weitere Kriegsgefangenlager auf Firmengelände gab. Doch das lässt sich nicht nachweisen, ebenso nicht die Unterbringung in landwirtschaftlichen Betrieben“. Nicht beantworten konnte der Referent, der sich für seine Recherchen wochenlang in Speyer aufhielt, wieso die überwiegend von der örtlichen Kriminalpolizei der 1940er Jahre gefertigten Berichte zu diesem Thema erhalten sind: Einem Befehl aus Berlin von 1945 zufolge waren sie „vollständig zu vernichten“.

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