Speyer Laurentiuskapelle als Herzensangelegenheit

Gleich zwei in Speyer und Umland bekannte katholische Geistliche feiern in der kommenden Woche den 65. Jahrestag ihrer Priesterweihe: Hubert Lerch und Otto Kern.

Noch täglich fährt der Pfarrer i. R. mit seinem Auto nach Ludwigshafen ans Marienkrankenhaus zum Gottesdienst mit den Schwestern. Auch mit seinen 89 Jahren denkt Hubert Lerch nicht an Ruhestand. Er betont: „Wenn ich den ganzen Tag nur in meiner Wohnung sitze, würde mir ja die Decke auf den Kopf fallen.“ Jetzt freut sich der rüstige Geistliche auf ein bemerkenswertes Priesterjubiläum. Von Bischof Josef Wendel am 29. Juni 1952, dem Peter-und-Pauls-Tag, im Speyerer Kaiserdom zum Priester geweiht, befindet sich Hubert Lerch bereits seit März 2006 in Pension. Von den 15 Priestern seines Jahrgangs in der Diözese Speyer leben nur noch fünf. Zur Jubiläumsfeier am Donnerstag, 29. Juni, 18 Uhr in der Laurentiuskapelle im Rinkenbergerhof kommt auch Pfarrer i. R. Otto Kern, der lange die Pfarrei in Heiligenstein betreute und mit seinen 90 Jahren noch regelmäßig im Speyerer Marthaheim Gottesdienste abhält. Kern, bereits 90 Jahre alt, wird am Freitag, 30. Juni, 9.30 Uhr, mit den Heimbewohnern in Speyer und am Sonntag, 2. Juli, 10 Uhr, mit den Katholiken in Heiligenstein sein großes Jubiläum feiern. Eine Herzensangelegenheit ist Lerch die Laurentiuskapelle auf dem Rinkenbergerhof im Speyerer Norden. In dieser Kapelle feiern Gläubige aus Speyer, Otterstadt, Waldsee und anderen Kreisgemeinden seit 38 Jahren jeden Montag ab 19 Uhr mit Lerch, der selbst im Rinkenbergerhof wohnt, einen Gottesdienst. Viele der Gläubigen treffen sich vorab, um 18.30 Uhr, zum Rosenkranz-Gebet. In der zur Gemeinde St. Konrad gehörenden Kapelle feiert Lerch am Montag, 3. Juli, 19 Uhr, einen Festgottesdienst. Beim folgenden Empfang gibt es auf dem Vorplatz Brezeln und Getränke. Dabei sein wird da auch sein Bruder Günther, der mit seiner Familie im Elternhaus gegenüber der Kapelle lebt und das Kirchlein betreut. Dessen Bau geht auf ein Gelübde von Franz Lerch aus dem Jahr 1910 zurück: Zu jener Zeit hatte der aus dem nordbadischen Kirrlach stammende Großvater von Pfarrer Hubert Lerch sich mit anderen Bauern im Rinkenbergerhof angesiedelt und versprochen, die im Dreißigjährigen Krieg zerstörte St.-Laurentius-Kapelle an gleicher Stelle wiederaufzubauen. Der Erste Weltkrieg verhinderte dies zwar, doch Franz Lerch gab das Vermächtnis an seinen Sohn Alfons weiter, der dann den Wiederaufbau initiierte. 1995 gründeten die Lerchs eine Stiftung. Das Gründungskapital von 50.000 Mark ist inzwischen dank einiger Spenden auf mehr als 60.000 Euro angewachsen. Dem lieben Gott ist Lerch besonders dafür dankbar, dass er mit seinen bald 90 Jahren, die er am 1. März 2018 vollenden will, noch so geistig frisch ist und sich weitgehend selbst versorgen kann. Der Pfarrer, der 28 Jahre lang die Kirchengemeine in Maxdorf leitete und 17 Jahre als Seelsorger am Marienkrankenhaus in Ludwigshafen tätig war, dichtet gern und hat in seinem 2013 publizierten Erstlingswerk Erinnerungen in Reime gefasst. So hat Lerch einen trefflichen Vergleich verfasst über „Blumen und Menschen“: „Die Blumen verwelken – die Menschen auch. So sind sie dann beide nur noch ein Hauch. Sie brauchen viel Wasser und Sonne und Licht, dann können sie atmen und vertrocknen nicht. Die Blumen zwei Wochen, der Mensch 80 Jahre + x vielleicht, dann haben sie beide ihr Ziel erreicht. Aber am Ende das ist ganz gewiss: dann blühn beide weiter – im Paradies.“

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