Speyer „Ich kann gut für Bläser schreiben“

Komponieren für Kinder: Andreas N. Tarkmann spricht sich für „schöne Erlebnisse“ aus.
Komponieren für Kinder: Andreas N. Tarkmann spricht sich für »schöne Erlebnisse« aus.

„Puck erzählt… seinen Sommernachtstraum“: Diese Koproduktion des Speyerer Kinder- und Jugendtheaters mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ist bei deren Sommerresidenz „Reformation mit Mendelssohn“ am Freitag, 30. Juni, und Sonntag, 2. Juli, jeweils 15 Uhr, im Alten Stadtsaal Speyer zu erleben. Der Komponist Andreas N. Tarkmann (61) hat das Stück musikalisch kindgerecht bearbeitet. Unsere Mitarbeiterin Olivia Kaiser hat mit ihm gesprochen.

Herr Tarkmann, Sie haben die Musik arrangiert. Was heißt das eigentlich genau?

Das bedeutet, dass man bestehende Musik umarbeitet. Man bearbeitet sie beispielsweise für eine bestimmte instrumentale Besetzung, die es vorher nicht gegeben hat. Man kann einen Klavierauszug für ein ganzes Orchester hoch arbeiten, und es gibt die Möglichkeit, ein Stück für ein ganzes Orchester für weniger Instrumente einzurichten. So habe ich es bei der Mendelssohn-Musik für „Puck erzählt… seinen Sommernachtstraum“ gemacht: Ich habe die Musik in ein anderes Ensemble transferiert und dem neuen Instrumentarium anpasst. In diesem Fall für neun Blasinstrumente? Ich bin bekannt dafür, dass ich sehr gut für Bläser schreiben kann. Ich selbst habe Oboe studiert und weiß genau, was für Bläser machbar ist und was nicht. Das Original ist eine Bühnenmusik, die Mendelssohn für ein großes Orchester komponiert hat. Interessant ist dabei, dass er im Alter von 17 Jahren die Ouvertüre komponiert hat – die sehr berühmt geworden ist – und erst 20 Jahre später die komplette Bühnenmusik. Ich habe die interessantesten Stücke – außer besagter Ouvertüre – ausgesucht und sie für Bläser umgeschrieben. Das war in einer Zeit, in der ich sehr viel Repertoire für Bläser schaffen wollte. William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ ist eine sehr fantasievolle Geschichte. War das für Sie ein wichtiger Aspekt beim Arrangieren? Absolut. Aber es ist ja auch bereits einmalig gut von Mendelssohn komponiert. Die Atmosphäre mit den verhuschten Elfen wollte ich in meinem Arrangement ganz genau treffen und mit den Bläsern transportieren. Es ist auch immer wieder der Fall, dass während des Konzerts ein Sprecher den Sommernachtstraum erzählt und so beide Ebenen verbindet. Ich finde, das funktioniert sehr gut. Zumal ich bei meiner Bläserfassung die Passagen ausgelassen habe, in denen die Schauspieler sprechen, weil ich das akustisch problematisch finde. Ansonsten ist die ganze Musik vorhanden, und man kann sie immer wieder neu verwenden, so wie es jetzt für ein Kinderpublikum in Speyer gemacht wird. Komponiert man für Kinder anders als für Erwachsene? Man komponiert genauso ernsthaft im Sinn von seriös, aber man komponiert weniger abstrakt. In Verbindung mit Geschichten oder einem gut fassbaren Inhalt kann man sehr schön Musik für Kinder schreiben. Ich war lange am Schauspielhaus in Hannover als Leiter der Bühnenmusik tätig, und Teil meiner Arbeit war es, die Kindertheaterstücke zu komponieren. Das habe ich sehr gern gemacht, da wurde in mir das glückliche Kind von früher wach. Es ist eine Musik, frei von jedem künstlichen „Ismus“, aber man kann trotzdem alle kompositorischen Tugenden und Tricks anwenden. Kann man so Kinder gut an klassische Musik heranführen? Die erste Begegnung mit klassischer Musik oder mit Oper sollte unbedingt positiv sein. Wenn man mit Pauken und Trompeten über die Kinder herfällt, dann kann das schnell schief gehen. Sie sind dann sehr geprägt, deshalb sollte es ein schönes Erlebnis sein, sodass die Kinder Lust haben auf mehr. Das bedeutet, dass man zum Beispiel im Fall der Oper die klassische Form etwas aufbricht. Dass Darsteller sich singend unterhalten, ist etwas Künstliches, deshalb sollte die Sprache dann möglichst natürlich sein. Wenn die Form zu künstlich erscheint, dann nehmen Kinder das oft nicht ernst. Das erste Konzert oder die erste Oper sollte für Kinder ein Schlüsselerlebnis sein. Zur Sache und Vorverkauf —Theaterstück von Renate Fräßdorf für Zuschauer ab zehn Jahren mit Kevin Herbertz und einem Nonett der Staatsphilharmonie. Regie: Matthias Folz. —Eintrittskarten gibt es bei den RHEINPFALZ-Servicepunkten und beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618 sowie der Internet-Adresse www.rheinpfalz.de/ticket.

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