Speyer Flötentöne für die Gitarre

Ein wechselseitiges Geben und Nehmen, Führen und Begleiten hat das Duo „Jazz á la flute“ gestern Nachmittag im Historischen Ratssaal Speyer dargeboten. In der Konzertreihe des städtischen Seniorenbüros musizierten die Flötistin Isabell Bodenseh und der Gitarrist Lorenzo Petrocca.

Flötistin Bodenseh hat zwar eine klassische Ausbildung, aber fürs Orchester fühlt sie sich nach eigenen Angaben nicht geboren. Eher neige sie zum Improvisieren und freien Spiel. Das bewies sie gestern im Zusammenwirken mit ihrem Duopartner Petrocca. Da tönten gute Laune und Sonnenschein aus dem Brazil-Jazz mit Sambarhythmen bei federleicht dahinfliegenden Flötentönen und warmen Gitarrenakkorden. Bodenseh und Petrocca spielten zusammen wie zwei Artisten beim Seiltanz: Gleichberechtigt präsentierten sie dem Publikum Melodien voller Charme und Virtuosität in Evergreens aus Italien und den USA. Dabei erwiesen sich beide als Meister der Variation, motivisch ebenso wie klanglich. In fantasiereichen Improvisationen ließ das Duo wechselnde Gefühle ausschwingen: von elegischen Stimmungen bis zu spielerisch dahinhuschenden Dialogen. Der Altflöte gewann Bodenseh warme, weiche Töne ab. Auch Eigenkompositionen gab es zu hören: So verknüpfte die Flötistin in ihrem Stück „A bientôt“ klangsinnliche Melodien und exotische Harmonien miteinander. Von Melancholie und vitaler Leichtigkeit durchmischt war eine Bossa Nova, die Lorenzo Petrocca für seine Ehefrau geschrieben hatte. Manchmal erweckte das Spiel der beiden Musiker den Anschein, als jagten die Melodien einander. In John Coltranes „Mr. PC“ ließ die Flötistin ihre starken technischen Fähigkeiten hören: Im zweistimmigen Spiel erzeugte sie Mehrfachklänge durch Singen ins Mundstück. Nicht minder bezaubernd tönten die italienischen Evergreens voller Hingabe und Improvisationsfreude. Als Zugabe folgte noch etwas Deutsches: Kurt Weills „Haifischsong“.

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