Speyer Fließendes Holz, lichte Räume

Raum in der Fläche: Elke Zauners Bild (Ausschnitt).
Raum in der Fläche: Elke Zauners Bild (Ausschnitt).

Ab Sonntag zeigen zwei Künstler aus Bayern Holzskulpturen und Ölgemälde in Speyer. Die im Chiemgau lebende Malerin Elke Zauner und der Münchener Holzbildhauer Heiko Börner bespielen unter dem Titel „Sichten und Fluchten“ die Räume des Kunstvereins mit rund 50 abstrakten Arbeiten zum Thema Raum und Bewegung.

Ein Würfel löst sich von seinem Platz und wickelt sich um einen Kubus. Eine Kugel schießt durch eine Scheibe und dehnt sie wie einen Beutel in die Länge. Ein an der Wand hängender Kasten klappt auf und lässt seine Vorderseite an zähen Fäden herunterhängen. Für den aus Thüringen stammenden Holzbildhauer Börner materialisiert sich in diesen Szenen seine Vorstellung einer „prozesshaften Skulptur“. Dabei reizt ihn nicht nur der Widerspruch zwischen dynamischen Bewegungsabläufen und der nun mal unvermeidlichen Statik einer Skulptur, sondern auch die Mimesis von Materialeigenschaften: Dem spröden, splitternden Holz von Linde, Esche oder Buche verleiht er überraschenderweise die Illusion von etwas Zähflüssigem, Teigigem. Mit trickfilmartigen Skizzen bereitet er seine Kollisionen und Deformationen von geometrischen Körpern vor. Bild für Bild spielt er Verformungssequenzen durch und wählt daraus eine Momentaufnahme aus. Davon ausgehend entsteht – im Wechsel zwischen Zeichenstift und Motorsäge – die endgültige Gestalt der Skulptur, wie Börner erläutert. Eine solide handwerkliche Ausbildung bringen sowohl Börner als auch Zauner mit: Anfang der 90er Jahre absolvierte die heute 45-Jährige in Oberbayern eine Lehre als Kirchenmalerin, während der ein Jahr jüngere Börner das Handwerk der Holzbildhauerei in Thüringen und München erlernte. Abschlüsse an Kunstakademien schlossen sich an: Der Thüringer studierte in Wien, die Bayerin machte ihr Diplom in München. Zahlreiche Ausstellungen, Stipendien und Auszeichnungen können beide Künstler vorweisen. Mit der Speyerer Ausstellung begegnen sie sich zum zweiten Mal in diesem Jahr in einem Gemeinschaftsprojekt. Spielt Börner in seinen Arbeiten mit der (Un-)Möglichkeit der Darstellung von Dynamik im festen Werkstoff Holz, so widmet sich die Malerin Zauner einem ähnlich gelagerten Problem in ihrem Medium: der (De-) Montage des illusionistischen Raums im Zweidimensionalen. Mit vertikalen und horizontalen Farbflächen in leuchtenden Farben entwirft die Künstlerin eine auf den ersten Blick undurchdringliche, bunte Oberfläche. Bei längerer Betrachtung jedoch scheint sie zum Eintreten in den Bildraum einzuladen. Frontal stehen dem Betrachter die Fassaden und fensterartigen Formen in Zauners Bildern gegenüber. Seit Kurzem, seit die Malerin aufs Land gezogen ist, tauchen Elemente der ländlichen Umgebung in den Gemälden auf. Fast, meint man, sind auch Bäume zu erkennen. Wohl unbewusst, so die Künstlerin, hätten sie sich in ihre Bilder eingeschlichen – so wie das architektonische Thema, das ihr seit einem Rom-Stipendium zuflog und alles Figürliche verdrängte. Die leuchtende Farbigkeit hätten ihre Bilder jedoch schon immer besessen. Das müsse an ihrer Ausbildungszeit in den farbenprächtigen barocken Kirchen liegen, meint die Bayerin. Ausstellung —Zu sehen beim Speyerer Kunstverein bis 13. August, donnerstags bis sonntags, 11 bis 18 Uhr —Eröffnung am Sonntag, 25. Juni, 15 Uhr, mit einer Einführung von Kunsthistorikerin Martina Wehlte, begleitet von der städtischen Musikschule

Zwischen Statik und Dynamik: Heiko Börners Skulptur.
Zwischen Statik und Dynamik: Heiko Börners Skulptur.
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