Speyer Feierabend für die Schlussrocker

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„Dankschää fer die Fasnacht“, das fühlen wohl die Waldseer Narren vom Karnevalverein Uno und ihre Fans, wenn sie in diesen Tagen das Wort „Häffelgucker“ hören. Mit dem morgigen Aschermittwoch endet nämlich die Ära der Formation, die 33 Jahre lang als Schlussnummer die Uno-Prunksitzungen gerockt hat.

„Platz machen für Nachfolger“ sei der Hauptgrund für das Aufhören, nicht aber Auflösen, betonen die Mitglieder. „Wir haben großes Nachwuchspotenzial“, erklärt Uno-Präsident Bernhard Knittel. Auch die „Häffelgucker“, die noch nahezu in Ursprungsbesetzung auftreten, begannen einst als Nachwuchsband. Niemand konnte damals ahnen, dass sich aus der Idee von Heinz Mayer und seinen Mitstreitern vom Vergnügungsausschuss eine solche Erfolgsgeschichte entwickeln würde. Sein Sohn Thomas Mayer erinnert sich noch an die Grundidee des Ganzen: „Jungs, ihr macht doch gerne Musik …“ Der Name „Häffelgucker“ und das erste Programm entstanden bereits in Gemeinschaftsarbeit bei einem der mittlerweile „legendären“ Dichter-Wochenenden, die jeweils ein Höhepunkt im Proben-Zyklus ab Oktober bildeten. Diese Wochenenden sollen beibehalten werden. Bei wechselnder, der jeweiligen Technik angepasster Aufgabenverteilung verfeinerten nämlich nicht nur sieben „Vollblut-Fasnachter“ ihre Fähigkeiten, die sie nun fortan „im Hintergrund“ der Uno zur Verfügung stellen wollen, sondern es entwickelten sich auch „echte Freundschaften“, sagt Fred Rennholz. Waren die ersten Texte noch auf karierten Blättern notiert, zogen dank Technik-Freak und „Schriftführer“ Rainer Sattel vor einigen Jahren Tablet und Beamer bei den Treffen ein: „Seither arbeiten wir effizienter …“ So entstanden über die Jahre in mehr als 600 Proben 358 Lieder, vorgetragen bei gut 220 Auftritten und verewigt auf sechs Alben und zwei Singles. Musikalisch haben sich die „Häffelgucker“ nicht nur bei Volkslied, Schlager und den Charts „bedient“, sondern ihr Repertoire auch mit Eigenkompositionen bereichert. Zu eingängigen Melodien wurden aktuelle Texte formuliert – kabarettistisch pointiert und mit „klarer Aussage“, die aber akustisch nicht immer beim Publikum ankam. Alex Knittel erinnert sich wehmütig an „dichterische Leckerbissen“, bei denen so enthusiastisch mitgeklatscht wurde, dass niemand mehr den Text verstand. Das Konzept, das in 33 Jahren auch musikalisch verfeinert wurde, ging stets auf. Die „Häffelgucker“ blicken neben Prunksitzungen zurück auf TV- und Radioauftritte, zum Beispiel mit Joy Fleming, sowie auf eine Vielzahl anderer Darbietungen bei Kerwen und Straßenfesten, etwa viele Jahre lang in Limburgerhof. Der Lieblingshit der Uno-Mitwirkenden, „Sekt-Orange“, war sogar auf dem Betzenberg zu hören, und der „Lottoschei“ erzielte bisher mehr als 111.000 Klicks auf der Internet-Videoplattform Youtube. „Ganz entscheidend“ für die Erfolgsgeschichte seien auch die jeweiligen Prinzessinnenlieder – eines je Kampagne gewesen, unterstreicht Uno-Vize Rüdiger Keller. Ein Wermutstropfen war die ausgefallene Kampagne 1990/91. Ein kleiner Skandal war es, als die CD „Die nackte Wahrheit“ das entsprechende Titelbild zeigte. Ein Glanzlicht ist rückblickend das Mundart-Theaterstück rund um „Die Sauna“, in dem die Gruppe sich selbst darstellte. Daneben bezeichnet es Gitarrist Peter Rennholz als „große Ehre“, von den „TG-Schwänzeldänzern“ parodiert worden zu sein. Als Themengeber mussten in den 33 Jahren viele herhalten: Die Nachbarortsgemeinde Otterstadt, die trotz oder gerade wegen aller musikalischen „Anfeindungen“ viele Fans beheimatet, zählt ebenso dazu wie Bürgermeister Otto Reiland (CDU) oder die Vertreter der Kirche. Nicht nur ihnen, sondern auch den Fans, der Uno und den vielen „privaten“ Unterstützern aus Familie und Freundeskreis sehen sich die „Häffelgucker“ zum Dank verpflichtet. Und all die freuen sich bestimmt, dass es zukünftig – so heißt es – „Auftritte zu besonderen Anlässen“ geben könnte. Denn alle Mitglieder der „Häffelgucker“ erfüllen bei der Uno auch andere Funktionen, womöglich wird daraus sogar in Zukunft die eines Nachwuchs-Trainers? Und auch ohne närrisches Zutun: „Menschen, die Musik machen, hören damit nicht einfach auf!“ Das dürften nicht nur die Narren gutheißen.

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