Speyer Erst die Rätsche, dann die Hupe

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Waldsee. Matthias Laur atmet tief durch, konzentriert sich, zielt – passt. Er atmet wieder, diesmal vor Erleichterung. Der Abteilungsleiter Bogensport vertritt beim Aufstiegskampf zur Regionalliga Südwest mit seiner Mannschaft als einziger die Pfälzer Seite, nämlich den ESV Landau. Die vier Mitbewerber-Teams kommen aus Baden, Südbaden, Württemberg und dem Saarland. Bei aller Ernsthaftigkeit ist die Stimmung bestens in der Rheinauenhalle Waldsee, der Austragungsstätte des Wettkampfs.

Die Bogenabteilung der TG Waldsee richtet das Turnier aus. Landesbogenreferentin Gila Meinelt von der TG ist an dem Tage die Oberhexe in entsprechender Verkleidung. Schließlich ist Fasnachtssamstag, und der geht selbst an den achtsamsten Bogenschützen nicht einfach so vorbei. „Wir haben gesagt, wenn schon heute, dann machen wir einen auf doof“, plaudert sie über die Vorbereitungen. So fröhlich die Atmosphäre auch ist: Es geht um was beim Wettkampf, um gerade mal zwei freie Plätze in der Regionalliga Südwest nämlich. Im Modus jeder gegen jeden treten die Teams an. Angesichts der ungeraden Zahl schießen die Mannschaften zwischendurch auch ohne Wertung – als Placebo, wie Meinelt das dann nennt. Fünf Matches kommen so am Ende für jeden zusammen. Was nach so wenig klingt, erfordert enorm viel, nicht nur Sorgfalt, sondern auch Kondition und Kraft. Das Spannen der Sehne geht in die Arme. Meinelt ist begeistert von den so genannten Recurvebogen der olympischen Klasse, mit denen die Sportler zielen. „Die lassen sich prima an Alter, Kraft und Können anpassen“, erklärt sie im Gespräch mit der RHEINPFALZ und ergänzt: „Der Bogen ist ein dermaßen individuelles Gerät, dass keiner dem anderen gleicht.“ Der Außenstehende erkennt die Feinheiten kaum, fiebert aber in jedem Fall mit und – erstaunlich für Laien der Materie – jubelt lauthals. Sang- und klanglos gehen Treffer also nicht an den Fans vorüber. Vor allem die Anhänger der Östringer Bogenschützen machen sich bemerkbar, samt ohrenbetäubender Rätschenmusik. Beim Duell mit den Sportlern aus dem südbadischen Litzelstetten stehen sich nunmehr die altersmäßig jüngsten Mannschaften des Wettkampfes gegenüber. Peer Gensle erntet für seinen Treffer ein Jawoll von den Vereinskollegen. Die verfolgen die Schüsse durchs Fernglas genauestens. Talia Klefenz macht kurz darauf die Becker-Faust. Ihr Pfeil landet im Zehner. Zwei Minuten erhält eine Mannschaft insgesamt Zeit, um sechs Pfeile auf sechs verschiedene Scheiben in 18 Meter Entfernung zu schießen – möglichst mittig natürlich. Dann ertönt die Hupe. Die Auswertung nach jeder Runde übernehmen die Bogenschützen selbst. Dabei beweisen sie Teamfähigkeit und Fairness. Einig werden sich die Teilnehmer immer. Gila Meinelt weiß um die Anforderungen, die sich allen während des Aufstiegskampfes stellen. „Wenn jemand den Sport ernst nimmt, muss er zwei-, dreimal in der Woche trainieren“, sagt sie. Und schon ertönt wieder die Rätsche beim nächsten Treffer der dynamischen Östringer.

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