Speyer Ende einer Wallfahrt

Auf der Kippe: Thorsten Brunow als David.
Auf der Kippe: Thorsten Brunow als David.

„Psalm 2016“, ein „Theater-Oratorium“, das Neues Geistliches Lied, Psalmentexte und die Auseinandersetzung mit Flucht und Migration in der Gegenwart miteinander verbindet, ist am Freitagabend in der voll besetzten Kirche St. Bernhard aufgeführt worden – unter der Leitung des Komponisten Gregor Linßen. Veranstalter war der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Speyer.

Auf der Bühne, die in diesem Fall aus dem Chorraum der Kirche besteht, begegnen sich zwei Menschen: der typische westliche Hedonist David (Thorsten Brunow), dem es gut geht und der will, dass das auch so bleibt, und eine junge Frau (Alma Gildenast), die den Müll weg fegt. Sie heißt Maria, ist Muslimin und kommt aus dem Iran. Ihr Vater, ein Lehrer, hat „die Schönheit der Sprache über die Ignoranz der Sprecher gesetzt“ und wurde wegen seiner Worte hingerichtet. Seine Familie konnte fliehen. Die Auseinandersetzung der beiden, des Ich-Bezogenen, der zunächst nicht gerne aus seiner Wohlfühl-Blase heraus schauen mag, und der jungen Frau aus der anderen Kultur, besitzlos geworden durch die Flucht, steht im Fokus. Was sie nicht verloren hat, ist ihr Glaube und die Liebe ihres Ehemannes, der zwischendurch per Handy zum Essen ruft, das er gekocht hat. So ist ihr Weltbild trotz der Umstände positiv, während das von David, dem Ungläubigen, der nur für sich selber sorgt („Ich bin mein eigener Hirte, mir wird nichts mangeln“, sagt er), zynisch und geistig arm wirkt. „Wenn nur nicht dieses unterirdische Grollen wäre“, sagt er und versucht, eine Wand, die zu kippen droht, zu stützen. Der Chor kommentiert die Auseinandersetzung mit den im Stil des Neuen Geistlichen Lieds vertonten Psalmen, manche in herkömmlicher Übersetzung, manche in unsere Gegenwart übertragen. Die Psalmen sind nicht nur dem Judentum und Christentum, sondern auch dem Islam heilig. Es sind Psalmen, die König David zugeschrieben werden. Die Vertonung steht ganz im Dienst des Textes, wichtige Sinnsprüche werden vielfach wiederholt. Auch Maria singt – ein deutsches Magnificat. Begleitet wird der Chor vom Instrumentalensemble „Ami“, das moderne Elemente wie E-Gitarre und Schlagzeug und eine Streichergruppe enthält. Stattliche 80 Personen sind auf der Bühne. Der Chor setzt auch schauspielerische Akzente, zeigt etwa Streit, indem die Einzelnen mit den Notenblättern aufeinander hauen. Zusätzlich wird die Aufführung mit Bildern, auf Leinwände geworfen, unterstützt, etwa einer langsam untergehenden Erde. Christian Knoll, Leiter des Arbeitskreises Neues Geistliches Lied, erzählte zu Beginn, wie der Projektchor sich mit dem Stück auseinander setzte: Die Probenwoche war verbunden mit der ersten Musikwallfahrt des BDKJ Speyer. Nach den Proben im Jugendhaus St. Christophorus in Bad Dürkheim wanderte man in zwei Tagestouren von Bad Dürkheim über Haßloch nach Speyer – zusammen mit dem Komponisten. Die Aufführung war gleichzeitig Abschluss der Wallfahrt.

Neues Geistliches Lied, Psalmentexte und die Auseinandersetzung mit Flucht und Migration in der Gegenwart: Der Chor setzt auch s
Neues Geistliches Lied, Psalmentexte und die Auseinandersetzung mit Flucht und Migration in der Gegenwart: Der Chor setzt auch schauspielerische Akzente.
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