Speyer „Eine Musik, die nicht alt wird“

Auf der Suche nach Energien und Gefühlen: Johannes Stange (Bildmitte) und seine Musikerkollegen vom Little Vintage Orchestra.
Auf der Suche nach Energien und Gefühlen: Johannes Stange (Bildmitte) und seine Musikerkollegen vom Little Vintage Orchestra.

Wenn Johannes Stange in seine Trompete haucht, wird selbst ein Flüstern zu laut. Der Mannheimer Jazzmusiker ist aber bei Weitem nicht nur ein Mann der leisen Töne. Mit seinem Little Vintage Orchestra tritt Stange am Samstag, 19. August, 19.30 Uhr, beim Internationalen Oldtime Jazz Festival im Speyerer Rathaushof auf. Unsere Mitarbeiterin Ute Günther hat vorab mit dem 30-Jährigen gesprochen.

Traditionsbewusst und zugleich jung, galant ebenso wie ungestüm – wie passt diese Beschreibung des Speyerer Festivals zu Ihrem Little Vintage Orchestra?

Ich finde, dass diese Beschreibung nicht nur zu meiner Band, sondern generell zum Oldtime Jazz sehr gut passt. Das ist eine Musik, die nicht alt wird. Nach wie vor wird sie von Hörern jedes Alters gerne gehört und zaubert wohl beinahe jedem Menschen ein Lächeln auf die Lippen. Sie steht für pure Lebensfreude und wird dabei nicht albern oder platt. Welche Lieder spielen Sie? Wir spielen unter anderem Stücke aus dem Repertoire von Louis Armstrong. „Mackie Messer“ und „La Vie en Rose“ dürfen hier natürlich nicht fehlen. Das sind Melodien, die jeder kennt. Aber auch Stücke wie zum Beispiel der „Muskrat Ramble“ stehen auf dem Programm, oder „Douce Ambiance“ von Django Reinhardt. Die Arrangements schreiben Sie. Wovon lassen Sie sich dabei leiten? Da der alte Jazz, ja: Jazz generell, von der Improvisation lebt, versuche ich, die Musik so zu schreiben, als würde sie im Moment entstehen. Dabei verwende ich unter anderem den mehrstimmigen Satz, eine Schreibtechnik, die sich in den frühen Phasen des Jazz noch nicht wiederfand. Damals hatte jedes Instrument seine eigene Funktion und Spielweise, wodurch dann eine Mehrstimmigkeit entstand. Ich möchte dem Grundgefühl der Stilistik treu bleiben und gleichzeitig das Gewürz hinzufügen, welches die Musik zu unserer eigenen macht. Wo setzen Sie Ihre musikalischen Grenzen? Das ist nicht einfach zu beantworten. Als Jazzmusiker sind wir mit so vielen verschiedenen Facetten der Musik in Kontakt. In den Free Jazz bin ich bislang nicht wirklich vorgedrungen. Extra für Ihren Auftritt in Speyer holen Sie die Stuttgarter Sängerin Franziska Schuster und den Mannheimer Schlagzeuger Christian Huber zu Ihrem Septett dazu. Warum passen die beiden so gut dazu? Christian Huber am Schlagzeug kenne ich noch aus dem Studium. Er hat ein großartiges Gespür für den alten Jazz und stellt sich für diese Musik ein ganz eigenes Drumset zusammen. Mit ihm spiele ich auch im „Black Project“ und in der Produktion „Wie werde ich reich und glücklich“ des Nationaltheaters Mannheim. Franziska Schuster aus Stuttgart hat die perfekte Stimme für unsere Musik. Ich habe sie vor einem Jahr getroffen und gleich gemerkt, dass es musikalisch gut zusammenpasst. Ihre musikalischen Projekte sind sehr vielseitig. Können oder wollen Sie sich nicht festlegen? Ich bin in der Musik auf der Suche nach Energien und Gefühlen. Was berührt einen Menschen beim Hören in seinem Innersten? Dabei geht es nicht um Techniken oder stilistische Eigenheiten, das ist eine Ebene, die sehr viel tiefer liegt, und sie lässt sich in allen Musikrichtungen wiederfinden. Daher möchte ich mir hier keine Schranken setzen, mich begeistert vieles. Es scheint, Ihre Vorliebe gilt ausnahmslos der Musik des frühen 20. Jahrhunderts. Woher kommt das Ihrer Ansicht nach? Das mag so wirken, weil ich einige Projekte habe, die sich dort ansiedeln. Es stimmt, ich finde in dieser Musik eine Echtheit, die mich sehr berührt. Trotzdem spiele ich auch gerne jüngeren Jazz. Im „Black Project“ zum Beispiel. Vorverkauf Eintrittskarten gibt es bei den RHEINPFALZ-Servicepunkten und beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618 sowie der Internet-Adresse www.rheinpfalz.de/ticket.

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