Speyer Du grünst nicht nur zur Sommerzeit

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Annweiler. „Wenn die Leute von ,O Tannenbaum’ sprechen, meinen sie ja oft die weit verbreiteten Fichten“, bemerkt Stefan Asam, Leiter des Forstamts Annweiler. Dabei ist die hiesige Region die tannenreichste im ganzen Land. Sieben Prozent des Bestands des Forstamts Annweiler sind Weißtannen. Ein Schwerpunkt liegt in der Umgebung von Bad Bergzabern, die ebenfalls zum Forstamt Annweiler gehört, mit 14 Prozent. Damit bilde die heimische Weißtanne zusammen mit Buche und Kiefer den „Dreiklang unseres Bergmischwalds“, wie es Asam nennt. An Heiligabend mit Engeln und Weihnachtskugeln behängt wird trotzdem meist eine andere: die Nordmann-Tanne. Obwohl diese in Deutschland gar nicht natürlich vorkommt. „Diese Tannenart wird hier nur in Weihnachtsbaumkulturen angebaut“, weiß der Forstamtsleiter. Oft würden aber auch ganze Lkw-Ladungen aus skandinavischen Plantagen angekarrt, um sie in Baumärkten zu verkaufen. „Aber die Weißtanne ist unsere heimische, die, die hierher gehört.“ In der Eiszeit hatte sie einst den Rückzug bis in die Apenninen in Italien angetreten, berichtet Asam. Vor 2500 Jahren sei sie dann auf südwestlichem Weg über das Schweizer Jura wieder hochgewandert. „Unsere Region ist der nordwestliche Ausläufer ihres natürlichen Verbreitungsgebiets“, erklärt Asam und schwärmt davon, wie vital die hiesigen Bestände sind. „Die Weißtanne hat sich vom Sorgenkind zum Krisengewinner entwickelt“, resümiert Asam und erinnert an das Waldsterben Mitte der 1980er-Jahre. In dieser Zeit sei die Weißtanne richtig gebeutelt worden. „Viele dachten, die hat keine Chance mehr.“ Aber mit der zunehmenden Luftreinhalte-Politik kam auch die Renaissance der Weißtanne. „Sie hat sich total revitalisiert.“ In unserer heutigen Zeit zeige sich, dass die Weißtanne den Klimawandel erstaunlich gut aushalte und eine Perspektive habe. Sie könne gut mit Trockenheit und Wärme umgehen. Mit ihren Pfahlwurzeln erreiche sie auch tiefe Wasserschichten. Sie sei ein wichtiger Baum in den heimischen Mischwäldern. Sehr schattenverträglich könne sie lange im Dunkeln ausharren. „Und wenn sie dann irgendwann Licht bekommt, geht sie richtig ab.“ Nur das Wild mache ihr zu schaffen, besonders Rehe knabberten gerne an ihren Knospen. „Deswegen muss die Jagd stimmen“, sagt Asam. Im Forstamt Annweiler funktioniere dies, anderswo seien Wildzäune nötig, um den Bestand zu etablieren. Geschlagen würden rund 2000 Festmeter Weißtannen-Holz pro Jahr, berichtet Asam für sein Forstamt. Das gehe größtenteils in die deutsche und elsässische Sägeindustrie als Bau- und Konstruktionsholz. Christbaumkulturen würden von dieser Tannenart nicht angelegt, da dominierten klar die Nordmanntannen. „Die haben noch längere Nadeln, sind etwas dichter und gelten damit als das Ideal eines Weihnachtsbaums, das bei den Leuten begehrt ist“, weiß der Forstamtsleiter. Zudem ließen sie sich am einfachsten kultivieren. Auch das Forstamt Annweiler habe eine Nordmann-Tannen-Kultur angelegt. Aber bis diese zum Selbstfällen herangewachsen sei, würden wohl noch acht Jahre vergehen, überschlägt Asam. Sein Weihnachtsbaum wird natürlich auch eine Tanne werden – aber keine Weißtanne, keine Nordmann-Tanne, sondern eine Kork-Tanne aus dem Garten eines befreundeten Försterkollegen. „2,50 Meter, zimmerhoch muss sie sein.“ Geschmückt wird dann traditionell am 23. Dezember mit der Familie – aber ganz ohne Farbkonzept. „Da geht’s chaotisch zu. Jeder darf, wie er will. Dafür wird der Baum jedes Jahr ein Unikat“, berichtet Asam. Südwest

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