Speyer Drachen, Quallen und Engel, die Pistolen tragen

Die „Galerientage“ funktionieren wie eine kleine Kunstmesse. Man kann aber auch einfach zum Vergnügen durch die Räume der Städtischen Galerie und des Kunstvereins flanieren und Werke etablierter Künstler ebenso wie vielleicht noch nie Gesehenes anschauen. Per Verlosung erhielt jeder der elf Galeristen „seine“ Ecke, im größten Raum unten kann man sich einen schnellen Gesamtüberblick verschaffen. Jede Galerie ist hier mit einem oder zwei Bildern vertreten. Die Speyerer Galerie von Josef Nisters ist mit farbkräftigen Acrylbildern von Oliver Christmann vertreten. Die sich wiederholenden Motive – wie Muster – sind auf der einen Seite deutlich zu sehen, auf der Hälfte des Bildes verdeckt mit Überstreichung, durch die sie leicht schimmern. Lea Lenhart, die von der Neustadter Galerie Up Art vertreten wird, eine der jüngsten Künstlerinnen der Ausstellung, zeigt Perlen-Objekte, die in sanften Farben schimmern und leuchten wie Unterwassergeschöpfe oder Quallen. Von Sebastian Fath Contemporary in Mannheim kommt alles, was silbern schimmert – Spiegelndes von Adolf Luther und von Günter Weseler atmende puschelige Wesen auf halb blinden Spiegeln. Die großformatigen weiblichen Akte, Tuschezeichnungen von Vlada Hauser in tänzerischen Haltungen, eine mit Riesenschlange, stellt die Freinsheimer Galerie Zulauf aus. Das Thema Tanz setzt sich fort in den Bronzefiguren von Karl-Heinz Oswald, der von der gleichen Galerie vertreten wird. Verschmitzt-witzig sind die Objekte und Acrylgemälde des Nürnbergers Ottmar Hörl, die Linde Hollinger aus ihrer Ladenburger Galerie mitgebracht hat: Schwarze Schutzengel mit Pistole im Schoß, der Hase von Albrecht Dürer in Gold in einem Koffer – Dürers Vater war Goldschmied – und moderne Variationen zu Dürers Rasenstück. Döbele Kunst aus Mannheim zeigt Bilder von Igor Oleinikov aus Berlin in Sfumato-Ölmaltechnik, wie sie Leonardo da Vinci entwickelt hat. Es sind geheimnisvolle Landschaften, die am Altrhein liegen könnten. Von der gleichen Galerie sind auch Arbeiten von Dagmar Roederer dabei: Die Figuren auf einigen bunten chinesischen Porzellanvasen haben sich selbständig gemacht, ein freundlicher kleiner roter Drache wirkt erschrocken ob der plötzlichen Freiheit, Vögel fliegen, und vorn steht ein blaues chinesisches Pferd. Man denkt bei den kräftigen Farben an Henri Matisse. Axel Malik, dessen Arbeiten wiederum Hollinger zeigt, hat Zeichnungen, die aussehen wie Schriftbilder einer unbekannten Schrift. Zur gleichen Galerie gehören die Arbeiten von Madeleine Dietz in schwarz und braun, die aus der Wüste, aber auch aus tiefer Vergangenheit kommen könnten. Die Miniaturen von Kathrin Schneider sind Farbspiele – auf Kupferplatten gemalt, die die Töne leuchtender wirken lassen.

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