Speyer Die Möbel stehen noch

Familienglück: Elke Schall-Süß, Christian Süß und das im April geborene Töchterchen Stella Helene.
Familienglück: Elke Schall-Süß, Christian Süß und das im April geborene Töchterchen Stella Helene.

«RÖMERBERG.»Die vor drei Jahren zurückgetretene vierfache Tischtennis-Europameisterin Elke Schall-Süß weilte mal wieder zu einem Kurzbesuch im elterlichen Zuhause in Heiligenstein. Derzeit lebt die 197-fache Nationalspielerin und fünfmalige Olympiateilnehmerin mit Ehemann Christian Süß und dem im April zur Welt gekommenen Töchterchen Stella Helene in Düsseldorf.

18. Mai 2014: Nach 24 Profijahren tritt die gebürtige Speyererin mit ihrem Bundesliga-Team Tusem Essen bei TTG Bingen/Münster-Sarmsheim zu ihrem letzten Wettkampf an – und gewinnt: ein schöner Abschluss gegen die frühere chinesische Nationalspielerin Ding Yaping. In vertrauter Umgebung, im Wohnzimmer ihrer Eltern Annemarie und Geo Schall, fühlt sich die frühere Weltklasse-Athletin sichtlich wohl. Ihr Baby auf dem Arm oder zumindest im Blick, wenn sich Patenkind Sina um das Neugeborene kümmert, schaut sie noch einmal auf den Beginn und das Ende ihrer so erfolgreichen Tischtennis-Laufbahn zurück. Schwergefallen sei ihr der Abschied vom Wettkampfgeschehen nicht: „Ich war mit mir im Reinen und habe mich nach reiflicher Überlegung zum Rücktritt entschlossen. Da der Fokus bereits auf die Trainertätigkeit gerichtet und die absolute Konstanz nicht mehr vorhanden war, ist mir diese Entscheidung nicht schwergefallen.“ Lächelnd berichtet sie, wie sie als kleines Mädchen nach wochenlangem Nachdenken ihre Eltern davon zu überzeugen versuchte, sie beim Heinrich-Heine-Sportgymnasium in Kaiserslautern anzumelden, um dort mindestens dreimal täglich zu trainieren. Ihrem Argument „entweder, ich darf dorthin oder ich reiße euch die Möbel ab“, verschlossen sich die Eltern schließlich nicht mehr – zum Glück: Dem Beginn einer glanzvollen Sportlerlaufbahn mit unzähligen nationalen und internationalen Titeln sowie der fünfmaligen Wahl zur deutschen Tischtennisspielerin des Jahres, stand nichts mehr im Wege. Bis zum heutigen Tag habe sie den Schritt zum Profisport nicht bereut: „Ich war immer mit Leib und Seele dabei, hatte das Glück, mein Hobby zum Beruf zu machen, und genau das war das Richtige für mich.“ Sie sei zwar nicht unbedingt das Supertalent gewesen, habe sich aber durch immensen Trainingsfleiß hochgearbeitet. „Echte Talente gibt es nur wenige. Auch mir ist Tischtennis nicht in die Wiege gelegt worden. Mein Talent war, arbeiten und schuften zu können“, erklärte die junge Mutti. Auch zur finanziellen Seite ihres Sports äußerte sich die 43-Jährige zufrieden: „Mit den Summen, die im Fußball oder Tennis zu verdienen sind, ist unser Sport zwar nicht vergleichbar. Beklagen kann ich mich aber auch nicht.“ Mit ihrer Mama habe ihr zudem die bestmögliche Managerin und Beraterin zur Seite gestanden. Nach dem Erwerb ihres Trainer-A-Scheines und der Qualifikation zur Ernährungs- und Fitnessberaterin wirkte Elke Schall-Süß zunächst als hessische Landestrainerin. Seit 1. August 2015 gehört sie dem Trainerstab des Deutschen Tischtennis-Verbandes (DTTB) an, betreut und trainiert talentierte Kinder im Tischtennis-Internat in Düsseldorf sowie Spielerinnen der deutschen Damen-Nationalmannschaft. „Ich hab’ mein Leben lang Tischtennis gespielt, vieles dazu gelernt und viel Erfahrung gesammelt, die ich auch in Zukunft gerne weitergeben möchte. Tischtennis war und ist mein Leben“, erklärte sie ihren Schritt zum Trainerdasein, das manchmal schwieriger sei, als selbst an der Platte zu stehen. Derzeit sei sie aber nur für ihr Töchterchen da, das sie auf keinen Fall in fremde Hände geben möchte. „Ein 24-Stunden-Job, den ich gerne wahrnehme“, sagt sie und ergänzt: „Tischtennisspiele zu gewinnen, erfolgreich zu sein, war immer wunderbar. Doch die Geburt meines Kindes ist das Schönste und Ultimativste in meinem Leben und hat alles Bisherige übertroffen.“ Mutter Annemarie hört interessiert zu und nickt: „Sie hat sich ein Kind so sehnlich gewünscht und war schon ganz verzweifelt. Auch ich freue mich riesig, dass es jetzt geklappt hat.“ Wie es nach dem Babyjahr mit dem Trainer-Job beim DTTB weitergehe, sei derzeit noch offen. Für mindestens ein Jahr möchte sie sich nur der Betreuung ihres Kindes widmen. „Demnächst werde ich mich mit Cheftrainer Richard Prause zusammensetzen, um alles Weitere zu bereden“, teilte Schall-Süß mit. Ein Engagement im sozialen Bereich mit der Übernahme von Schirmherrschaften und der Austragung von Schaukämpfen zugunsten behinderter Kinder sei für sie selbstverständlich. Auch für benachteiligte Kinder der dritten Welt möchte sie sich gerne einsetzen. Zum Vorhaben ihres Ehegatten, sich als Pilot ausbilden zu lassen, sagte sie: „Christian hatte zwei Kindheitsträume, eine Karriere als Tischtennisprofi und als Pilot im Cockpit eines Flugzeuges zu sitzen. Den ersten hat er sich bereits erfüllt, und beim zweiten werde ich ihn selbstverständlich in jeder Hinsicht unterstützen.“

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