Speyer Die ambitionierte Hobbysportlerin

Einmal Speyer, immer Speyer: Vanessa Müller vom JSV.
Einmal Speyer, immer Speyer: Vanessa Müller vom JSV.

«Speyer.» „Ich mache ambitionierten Hobbysport“, sagt Vanessa Müller (26) im Judomaxx im Gespräch mit der RHEINPFALZ und lacht wie so häufig. Dieser Ehrgeiz bringt sie nun von Montag bis Freitag, 27. Juli, zur europäischen Hochschulmeisterschaft nach Coimbra (Portugal). Was die junge Frau genau meint: „Ich bin von 8 bis 18 Uhr an der Uni Heidelberg. Danach muss man sehen, was im Training noch geht.“ Noch immer wohnt sie im Geburtsort Speyer, pendelt in die Stadt am Neckar und findet dennoch extrem kurzfristig Zeit zum Pressetermin und startet in derselben Woche beim Europapokal in Saarbrücken. Mit sieben Jahren ging’s los mit dem Kampfsport in Speyer: „Ich habe als Kind mal Ballett getanzt. Judo ist aber das einzige, was ich kann“, teilt sie mit – und lacht. Mal eine sechswöchige Pause wegen eines Daumenbruches sei’s drum: „Ich kann es mir in einem anderen Verein gar nicht vorstellen.“ Die Bande zum Klub sind so eng, dass Müller sogar die Patentante des Kindes von Michael Görgen-Sprau, dem Vorsitzenden, ist. Bei der deutschen Hochschulmeisterschaft setzte sich die Speyererin in der Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm durch. „Es waren schon bekannte Kämpferinnen dabei“, erzählt sie: „Aber nicht alle gehören einem Kader an.“ Müller wusste zwar, dass die Titelträger theoretisch zum europäischen Championat reisen. Doch als die Offiziellen ihre Daten aufnahmen, dachte sie: „Das verschwindet bestimmt in irgendeiner Schublade.“ „Das ist ganz schwer zu sagen“, beantwortet die 26-Jährige die Frage nach ihrem Ziel in Coimbra: „Ich weiß nicht, wer kommt. Ich habe noch keine Teilnehmerliste gesehen. Ich weiß ja noch nicht einmal, wann ich überhaupt kämpfe.“ Ein guter Tag sei die Voraussetzung. Dann könne sie jede schlagen. Es kommt auch immer auf die Auslosung an und ob es eine Trostrunde gibt“, fügt Gerlinde Görgen, JSV-Geschäftsführerin, hinzu. Doch der Start im Westend des Erdteils bedeutet schon jetzt Müllers größten Einzelwettkampf-Erfolg nach zweimal Bronze und einmal Gold auf Hochschulebene. Mit dem JSV-Team räumte sie ohnehin alles ab, was es so gibt. Auch wenn die Spiele mit Athletendorf für Judoka, Karateka und Taekwondo-Kämpfer, Eröffnungs- und Schlussfeier mit Einmarsch an kleine Olympische Spiele erinnern, vieles wie die Anreise, bleibt den Sportlern selbst überlassen. Da ist Müller froh, dass ihr Freund, Judoka und Coach Andreas Benkert, mit ihr fliegt. Auch er zählt zur JSV-Familie, sprang zuletzt ein, als der Teamchef der Zweitliga-Männer fehlte, wieder Michael Görgen-Sprau. Die Domstadterin: „Es ist gut, Unterstützung zu haben, jemand Vertrautes dabeizuhaben.“ Nach der Rückkehr warten die Herausforderungen mit den Speyerer Frauen im Bundesliga-Finale. Ende des Jahres folgt die deutsche Pokalmeisterschaft. „Cool“ wäre mal ein Auftritt bei der Universiade, den Olympischen Spielen der Studenten: „Das ohne Kaderstatus zu erreichen, ist schwer.“ Doch den Alltag der ambitionierten Hobbysportlerin bestimmt dann die Promotion in Chemie in Heidelberg, die sie in zwei Jahren abgeschlossen haben will.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x