Speyer Der frühe Satchmo

Mit ihrer Louis-Armstrong-Produktion ist der Deutschen Oper Berlin beim Speyerer „Kulturbeutel“-Festival am Sonntagabend ein Volltreffer gelungen. Bei „Satchmos Hot Seven Band meets Franz van de Geenen“ platzte der Kulturhof aus allen Nähten.

Aus ärmlichen Verhältnissen des Rotlichtviertels Storyville in New Orleans hatte sich der Jazztrompeter Armstrong zum Weltstar empor gearbeitet. Mit seinem ausdrucksstarken und energiegeladenen Spiel hatte er Millionen Menschen begeistert und Standards für Jazztrompeter gesetzt. Die Berliner Jazzvirtuosen widmeten sich am Sonntag „Satchmos“ frühen Werken. Zwischen den Klassikern aus den Jahren, als der junge Armstrong sich in übel beleumdeten Tanzlokalen von New Orleans in der Kapelle von Kid Ory am Kornett seine Sporen verdient hatte, lasen Franz van de Geenen und Sebastian Krol im Wechsel aus der Musiker-Autobiografie „Mein Leben, Mein New Orleans“. In teilweise rührend schlichten Worten schildert der Amerikaner darin sein Leben. Der Kontrast zu seiner ausdrucksvollen und temperamentvollen Musik könnte kaum größer sein. Besonders stachen die Bläsersolisten heraus. Vor allem der musikalische Leiter und Trompeter Martin Auer erntete stürmischen Beifall. Aber auch der Rest der Hot-Seven-Truppe hatte sichtlich viel Spaß – bei Temperaturen, die selbst die „Glorreichen Sieben“ weichgekocht hätten. Bemerkenswert auch, wie van de Geenen seine Stimme in das heisere, rauchige Röcheln verwandelte, mit dem Armstrong noch Welthits gelungen waren, als seine angegriffene Gesundheit ihm das Spielen seiner Trompete mehr und mehr erschwert hatte. Im Mittelpunkt des Abends standen jedoch frühe Erfolge wie „Struttin’ With Some Barbecue“. Die großen Gassenhauer mussten bis zur Zugabe warten, denn die kaum noch jazzigen Stücke „What A Wonderful World“ und „Hello Dolly“ stammen aus Armstrongs später Schaffensperiode, während die musikalische Biografie nur die Zeit abdeckt, bis der Trompeter nach seinem Engagement auf dem Vergnügungsdampfer „Sydney“ nach Chicago gewechselt war, um seinem Vorbild King Oliver zu dessen King Oliver’s Creole Jazz Band zu folgen. Mit ausdauerndem Applaus holte das „Kulturbeutel“-Publikum das Ensemble zweimal auf die Bühne zurück. Dort gaben die Musiker schließlich doch noch gut gelaunt die beiden Charterfolge zum Besten.

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