Speyer „Das Thema Wald ist unerschöpflich“

Jürgen Render
Jürgen Render

«HANHOFEN.»Seit mehr als 20 Jahren laden die Ortsgemeinde Hanhofen und das Forstamt Pfälzer Rheinauen zum Walderlebnistag ein – am morgigen Samstag ist es wieder soweit. Bei Förster Jürgen Render laufen alle organisatorischen Fäden zusammen. Im Gespräch mit Yvette Wagner erklärt er, warum der Wald allgemein und die Veranstaltung im Besonderen Erlebnisse sind.

Herr Render, für viele ist Wald nur eine Ansammlung von Bäumen. Worin besteht das Walderlebnis für Sie persönlich?

Ich liebe den Wald, ich fühle mich im Wald sehr wohl - deshalb habe ich den Beruf des Försters ergriffen. Auch in der Freizeit bin ich im Wald unterwegs, ich wandere seit 30 Jahren, vor allem unternehme ich gern Trekking-Touren im Pfälzerwald. Das Thema Wald ist unerschöpflich. Wald ist spannend, es gibt immer was zu entdecken. Können Sie nach so langer Wald-Zeit überhaupt noch Neues entdecken? Hochspannend sind zum Beispiel Pflanzen und Käfer. Jeden neu entdeckten Käfer fotografiere ich und schlage anschließend nach, um mehr über ihn zu erfahren. Spannend sind für mich auch Hinterlassenschaften unserer Vorfahren, wie historische Gräben und Grenzsteine. Sie geben Anstoß, darüber nachzudenken, wie es dort früher genau aussah. Warum kommen seit mehr als 20 Jahren Klein und Groß zum Walderlebnistag? Ich denke, das Erfolgsrezept besteht darin, dass Akteure aus der Region diesen Tag für Menschen in der Region gestalten. Alles, was gezeigt wird, ist echt. Dadurch wird der Erlebnistag authentisch – und er ist nicht kommerziell. Ich glaube, das schätzen die Besucher. Nicht zuletzt bietet der Tag ein schönes Ambiente und eine gute Einstimmung auf den Herbst. Die Erlebnisschule Wald und Wild ist wieder mit präparierten Tieren vertreten. Ist solch eine Präsentation im Digitalzeitalter nicht veraltet? Im Gegenteil. Kinder können einen Marder aus allernächster Nähe sehen und vorsichtig das Gefieder einer Eule berühren. Wo gibt es das sonst? Präparate sind kein Ersatz für lebende Tiere, aber man kann sie ganz in Ruhe betrachten und Einzelheiten entdecken. Näher kommt man an diese Tiere nicht heran – auch nicht im Zoo. Deshalb hat die Erlebnisschule Wald und Wild ihre Berechtigung. Auch lebendige Tiere gehören zum Walderlebnistag, im letzten Jahr unter anderem Frettchen, Bienen samt Königin, ein Holzrückepferd, Erbsenmuscheln und Rückenschwimmer. Über was können die Besucher in diesem Jahr staunen? Die Frettchen sind wieder mit dabei. Ansonsten lasse ich mich wie die Besucher überraschen. Die Natur- und Vogelschutzvereine suchen erst kurz vor dem Walderlebnistag nach Tieren, die sie mitbringen und zeigen. Natürlich fügen sie der Tierwelt dabei keinen Schaden zu. Die Tiere kommen anschließend auch wieder dorthin, wo sie gefunden wurden. Für Jäger ist die Jagd sicherlich ein Erlebnis, aber sie ernten auch Kritik. Warum bietet der Walderlebnistag den Jägern ein Forum? Diesen Tag gestalten Menschen, die beruflich oder ehrenamtlich mit dem Wald zu tun haben – das ist mein Ansinnen. Jäger gehören unverrückbar dazu. Unser Wald ist keine Urlandschaft mehr, sondern das Ergebnis der Kulturgeschichte und vieler Akteure, die ihn hegen und pflegen. Ohne die Jagd würde die Artenvielfalt im Wald leiden. Um das zu erläutern: Zum Beispiel bestimmt vor allem das Rehwild durch Verbiss in hohem Maß, was im Wald wächst und was nicht. Im Winter verbeißen sich die Tiere auch an jungen und seltenen Pflanzen, was denen extrem schadet. Jäger begrenzen die Zahl der Rehe und sind deshalb wichtige Partner beim Waldbiotop-Management. Termin Walderlebnistag, Samstag, 23. September, 10 bis 16 Uhr, Gemeindewald Hanhofen (Beschilderung ab dem Kreisel am östlichen Ortseingang von Hanhofen), offizielle Eröffnung 11 Uhr, Baumfällung 14 Uhr.

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