Speyer „Das ist unser Schicksal“

Der heutige Zustand: Die Rückwand des Seibert-Hauses ist mit Folie verpackt. Im Innern des Haues wird zurückgebaut und untersuch
Der heutige Zustand: Die Rückwand des Seibert-Hauses ist mit Folie verpackt. Im Innern des Haues wird zurückgebaut und untersucht. Wie lange das dauert und wann wieder aufgebaut werden kann, ist offen.

Der furchtbare Abend: Am Samstag, 10. Juni, gegen 19 Uhr, bricht ein Brand auf dem Grundstück neben der Firma in Seibert Zelt-Verleih in der Werkstraße aus. Die Flammen schlagen in Windeseile auf das Anwesen Seibert über. Die Folgen für die Familie sind verheerend. Heute, sechs Wochen später, ist noch längst keine Normalität zurückgekehrt.

„Vorwärts geht es geradeaus.“ Das ist das Motto von Andreas Seibert. Nie war dieser Slogan und das Leben danach wichtiger als in diesen Tagen und Wochen für den Inhaber der Firma Zeltverleih Seibert in Speyer. Das Feuer hat Material vernichtet, eine Lagerhalle zerstört. Das gerade zwei Wochen zuvor fertig sanierte Wohnhaus der Familie mit zwei zehn und 14 Jahre alten Kindern ist nicht mehr bewohnbar, als um 4.30 Uhr das Feuer aus ist. Die nüchterne, faktische Bilanz: 1,5 Millionen Euro Schaden. Zum Glück kommen keine Personen zu Schaden. Die Familie muss machtlos mit ansehen, wie das Feuer wütet. Der Anblick der verkohlten Reste lassen verzweifeln. „Kann die Firma gerettet werden? Kann ich die Familie weiter erwähnen? Wie geht es überhaupt weiter? Da haben Sie Existenzängste“, sagt Andreas Seibert im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Damals sind er und seine Frau Yasmin am Boden. Inzwischen haben sie sich gefasst. „Es geht weiter. Wir blicken nach vorne.“ Gattin Yasmin ist dankbar für die positive Lebenseinstellung ihres Mannes. „Er ist rational, ich bin hoch emotional.“ Das Thema beschäftigt alle. „Es ist ein täglicher Kampf.“ Aber: Die Familie hat Glück im Unglück. Und sie ist unendlich dankbar. „Uns ist nichts passiert. Wir leben und wir sind gesund. Es gibt noch Schlimmeres. Das war eben unser Schicksal.“ Bekannte, die im Ausland leben, haben der Familie ihr leerstehendes Haus in Speyer zur Verfügung gestellt. „Das ist toll, wir fühlen uns wohl darin, es ist Rückzugsort. Aber es ist nicht unser Haus. Mindestens ein Jahr lang soll die Situation dauern, sagt die Versicherung“, bringt die 41 Jahre alte Mutter Yasmin das Dilemma auf den Punkt. „Aber die Kinder leiden. Ihre Zimmer haben sie nicht mehr. Viele Lieblingsdinge daraus auch nicht.“ Schlimm sei auch das Ausräumen ihres Hauses gewesen. Vier Container gefüllt mit persönlichen Dingen mussten weggeworfen werden. „Jedes Stück ist ein Stück von deinem Leben.“ Unsere Versicherung Axa war von der ersten Minute an da. Wir sind gut betreut“, sagt das Ehepaar, das auch andere „Versicherungsfälle“ kennt. Andreas ergänzt: „Bis jetzt zumindest ist es kein Problem.“ Das eigene Haus wird derweil Stück für Stück zurückgebaut. Geklärt werden soll über diesen Weg, was Brandschaden ist, was Wasserschaden. „Spezialfirmen sind dazu im Auftrag der Versicherung im Einsatz und prüfen.“ Denn es gilt: „Wiederaufbau geht vor Neubau.“ Eltern, Geschwister, Schwager – alle helfen zusammen. „Meine Eltern haben die Kinder oft rausgenommen aus der Situation hier, haben sich mit ihnen beschäftigt“, ist Yasmin dankbar für die Unterstützung. „Ohne meinen Bruder würde ich im Geschäft nicht weiterkommen“, betont dagegen Andreas. „Die Familie ist das Wichtigste.“ „Wir haben ein ganz tolles Team. Unsere acht Mitarbeiter haben ohne Murren und ohne auf die Uhr zu schauen, angepackt und geholfen. Lieferanten und Geschäftskunden haben extra produziert, und uns was geliehen, obwohl ja für die Branche jetzt Hauptsaison ist. Wirklich keiner hat uns hängen lassen“, freut sich der 40-jährige Chef über die erfahrene Solidarität. „Wir konnten zum Glück trotz der Brandschäden sofort weiterarbeiten, konnten alle Aufträge erfüllen. Ich war teilweise 23 Stunden am Tag auf den Beinen.“ Zelt-Seibert hat namhafte Kunden von BASF bis Porsche, im In- und Ausland mit langfristigen Verträgen. „Wir hatten seit dem Feuer keine Zeit mehr für unsere Kinder. Das tut uns leid, das vermissen sie auch. Wir wünschen uns Zeit und positive Erlebnisse, alle gemeinsam“, sagen beide. „Das wird auch wieder“, betont Andreas Seibert. Es klingt trotzig, aber zuversichtlich. Die Brandursache ist bisher nicht gefunden. „Vielleicht irgendwann einmal. Aber wir leben und sind zusammen“, sagt er. Das sei wichtig. Die verkohlten Reste liegen noch auf dem Nachbargelände, wo das Unheil begann. „Aber ich schaue nicht mehr dorthin“, sagt Seibert. Das Telefon läutet. Ein Kunde. Ein Schritt weiter in die Normalität.

Der Brand: Die Flammen haben das Haus erfasst.
Der Brand: Die Flammen haben das Haus erfasst.
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