Speyer Bloß keine Angst haben

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Thomas Rapp ist seit zwei Jahrzehnten fit in Selbstverteidigung. Sein Wissen will er vor allem Kindern und Jugendlichen weitergeben, um sie in ihrer Persönlichkeit zu stärken, aber auch, um sie gegen mögliche Angriffe zu rüsten. Am Samstag hat Rapp als Dozent für die Volkshochschule Römerberg in der Multifunktionshalle der Realschule plus einen Workshop angeboten. Obgleich sich nur vier Kinder angemeldet hatten, fand die Veranstaltung dennoch statt.

„Für mich ist es wichtig, dass die Kinder hier rausgehen und sagen: Ich bin selbstsicherer geworden“, macht Rapp deutlich, dass ihm jeder einzelne junge Mensch am Herzen liegt. Mobbing und Erpressung – das seien keine Seltenheiten heutzutage, weiß der Fachmann. Teilweise bestätigt sich das auch an diesem Vormittag im Dialog mit den Kindern. „Was wir hier erzählen, bleibt in der Runde“, verspricht Rapp. Das, was er dann zu hören bekommt, animiert Rapp dazu, dem Nachwuchs gleich die wichtigste Botschaft mit auf den Weg zu geben: „Wenn ihr nichts macht, geht es immer weiter.“ Stattdessen sei reden angesagt, mit den Eltern, den Lehrern oder einer anderen Vertrauensperson. „Jeder kann sich wehren“, sagt Rapp. Wie das geht, sollen die Kurs-Teilnehmer in den kommenden drei Stunden lernen. Eine davon ist Nina, zehn Jahre alt. Selbstbewusst tritt sie schon auf, mit festem Blick und aufrechter Haltung. Genau so soll es sein. Rapp macht den Kindern den richtigen Auftritt bei einem Rollenspiel deutlich. „Das ist Thomas eins“, sagt er und läuft los. Schlaffe Schultern, hängender Kopf, Blick auf den Boden, schlurfender Gang. „Und das ist Thomas zwei“, folgt die nächste Ansage. Rapp lässt die Hallentür energisch ins Schloss fallen, marschiert zielstrebig mit gestrafftem Oberkörper und festem Blick auf die Kinder zu. „Merkt ihr den Unterschied?“, fragt er. Nina nickt mit Nachdruck. „Ich bin hier, damit ich mich verteidigen kann, wenn mal etwas passiert“, sagt sie auf Nachfrage. In der Grundschule hat die Schifferstadterin schon einmal einen Selbstverteidigungskurs mitgemacht. Einiges davon hat sie im Kopf behalten. Auch Joshua, ebenfalls zehn Jahre alt, hat schon erste Erfahrungen in Sachen Selbstverteidigung gesammelt. Im Urlaub im vergangenen Jahr sei das gewesen. „Das hat mich selbstbewusster gemacht“, betont der Junge aus Hanhofen. Um sich noch besser wehren zu lernen, hat er sich für den Kurs in Römerberg angemeldet. Dieser ist ein dreistündiger Mix aus Theorie und Praxis. Die Zeit brauche es, um Fortschritte zu erzielen, sagt Rapp. Individuelle Ansprache sei ihm dabei besonders wichtig. Jedes Kind nimmt er wahr, analysiert sein Verhalten, spornt es an und motiviert es zum Weitermachen. Steter Tropfen höhle auch bei der Gewaltprävention den Stein. Selbst „Stopp“ zu sagen und das mit Gesten zu untermalen, will intensiv trainiert sein. Das merken auch die Kinder schnell. Dafür dürfen sie ihren Frust einmal nahezu grenzenlos rauslassen. Rapp hat dafür sogenannte Pratzen mitgebracht. Bei diesen handelt es sich um Schlagpolster, wie sie auch beim Boxen benutzt werden. Querbeet hat Rapp weitere Übungen für die jungen Teilnehmer parat, um sie fit in der Abwehr zu machen und ihnen zu zeigen, dass Angst die schlechteste Form der Selbstverteidigung ist.

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