Speyer Attraktiver als Topmodels

Mit ihrem Auftritt beim Kulturbeutel-Festival haben die „Alten Mädchen“ am Donnerstagabend im ausverkauften Alten Stadtsaal das Publikum zum Toben gebracht. Ihre Themen: Quer durch den – weiblichen – Garten von Menopause, Paarungsverhalten und Werbesprüchen bis zu Spätgebärenden und aufsässigen Pubertierenden.

Die „Mädchen“ auf der Bühne – Anna Bolk, die auch alle Texte und Lieder schreibt, Jutta Habicht, Ines Martinez, und Sabine Urig, die einst Heinz Beckers Ehefrau Hilde gespielt hatte – entsprachen in etwa dem durchschnittlichen „Mädchen“ vor der Bühne, was wohl auch ein Teil ihres Erfolgs ist: Anfang fünfzig und figürlich von dünn bis eher kräftig. Die vier Frauen gewinnen damit zwar nicht bei „Germanys next Topmodel“, dafür haben sie viel Attraktiveres zu bieten: Persönlichkeit, Charme und Witz. Zu Beginn kommt Sabine Urig wie zufällig auf die Bühne in einer Art „Mami-allein-zu-Haus“-Outfit und bricht temperamentvoll aus: In „Mein Jahr bei Parship“ singt sie über die durch die Partnerbörse gefundenen Männer, während die anderen drei „Alten Mädchen“ sie mit Gesichtsausdrücken beobachten, die Milch sauer werden lassen. Auch sie tragen, was normalerweise außer dem Spiegel keiner sieht: Bademantel über Unterwäsche, Trainingshosen, Nachthemd mit Socken. Später kommt es sogar zum Striptease beim Lied „Ich hab den Büstenhalter eingerahmt“, der vier BHs von A bis Doppel-D offenbart, gerahmt von Unterröcken. Warum gibt es die Menopause nur bei Menschen- und Schimpansenfrauen? Die Männer haben Schuld, weil sich abschafft, was nicht mehr gebraucht wird. Die männlichen Paarungsregeln – Frau nicht älter als 28 – mal konsequent umzudrehen und den Männern dazu noch eine Menopause zu verpassen, war erhellend. Auch Zuschauer wurden einbezogen: Werner in der ersten Reihe, bis Donnerstagabend eher unbekannt, wurde heftig als Objekt der Begierde angesungen und auf die Bühne geholt, wo er beim – wörtlich genommenen – Blinddating von Anna Bolk mit verbundenen Augen zu ertasten war – ganz jugendfrei natürlich. Selbst den Ausfall eines Mikrofons konnten die Sänger- und Tänzerinnen locker überspielen, bis Hilfe kam. Alle vier haben schon unter der Regie von Gerburg Jahnke gespielt, einer Hälfte der legendären „Misfits“ – was wohl Einiges zur Art des Witzes der „Alten Mädchen“ erklärt. Niemanden hielt es am Ende noch auf seinem Stuhl.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x