Speyer „Art, sich die Welt zu erklären“

300 bis 400 Lieder: Danny Dziuk bei einem Auftritt in Landau.
300 bis 400 Lieder: Danny Dziuk bei einem Auftritt in Landau.

Der Berliner Songschreiber, Komponist und Produzent Danny Dziuk ist am Freitag, 1. September, 20 Uhr, neben dem Mannheimer Stefan Ebert zu Gast bei seinem Kollegen Ulrich Zehfuß in der dritten Ausgabe der Reihe „Ulis Wohnzimmer“ im Speyerer Lokal „Philipp eins“. Unsere Mitarbeiterin Simone Tietz hat vorab mit Dziuk gesprochen.

Herr Dziuk, verraten Sie mir, wie Ihr Wohnzimmer aussieht?

Ich habe überhaupt kein Wohnzimmer. Ich habe ein großes Arbeitszimmer und ein großes Esszimmer, eine kleinere Küche und Schlafzimmer, Küche und Bad, das ist schon alles. Wissen Sie schon, was Sie im musikalischen Wohnzimmer von Ulrich Zehfuß erwartet? Ja, im Groben. Ich kenne Uli aus der Sago-Umgebung, das war die Schule um den Liedermacher Christof Stählin, wo wir uns getroffen haben. Und ich weiß, dass bei Uli Zehfuß in seinem Wohnzimmer schon Dota Kehr und Sebastian Krämer waren. Das sind für mich derartig gute Referenzen, dass ich mich sehr vertrauensvoll darauf einlassen werde. Was bringen Sie mit ins Wohnzimmer? Ich singe meine Lieder, unterstützt von Karl Neukauf, einem exzellenten Berliner Chansonnier. Im Wesentlichen geht es um mein letztes Album. Das ist im Frühjahr 2016 rausgekommen und teilweise sehr groß besetzt, mit bis zu zwölf Leuten, Bläser und Streicher und was sonst nicht noch alles. Wir reduzieren das an diesem Abend auf die Knochen, das Skelett, es bleibt nur die pure Form der Songs. Das machen wir schon längere Zeit, das ist so eine Art Übung, die Songs auf ihren Wahrheitsgehalt zu testen. Jeder gute Song kann auch mit ganz einfachen Mitteln aufgeführt werden, ohne, dass er an Glaubwürdigkeit verliert. Natürlich benutzt man ein Album dazu, alles ein bisschen bunter zu gestalten. Kurz: mein Album in reduzierter Form, der pure Gehalt der Lieder. Werden Sie beide singen? Wir beide werden Klavier spielen und auch Gitarre, wir wechseln uns da quasi reziprok ab. Karl spielt möglicherweise noch ein bisschen Schlagzeug. Ich werde natürlich singen, er möglicherweise auch. Mal sehen, das hängt auch davon ab, wie viel Zeit uns bleibt. Und am Ende werden dann alle Beteiligten des Abends ein Stück zusammen spielen, wenn ich das Konzept richtig verstanden habe. Die Bezeichnung „Liedermacher“ weckt die Erwartung politischer Aussagen. Blickt man in der Welt umher, scheint es dafür eine Menge Anlass zu geben. Ich komme weniger aus dieser Tradition politischer Liedermacher, sondern eher aus der Dylan/Cohen/Newman-Ecke, die mehr von Persönlichem oder Subjektivität geprägt ist. Man kommt aber leider nicht umhin, die rasanten politischen Veränderungen seit 2008 wahrzunehmen, ob man will oder nicht, und deshalb fließt das in meine Texte mit ein. Leonard Cohen hat mal gesagt, die höchste Form von Song sei das Gebet, ob nun in An- oder Abwesenheit Gottes. Daran gemessen wäre es sogar besonders dämlich, Songs über Tagespolitik oder auch Dinge zu schreiben, worüber man vielleicht besser Vorträge halten sollte. Es fließt aber trotzdem ein, vielleicht deshalb, weil es halt auch das subjektive Empfinden beeinflusst. Lieder sind halt auch eine Art und Weise, sich die Welt zu erklären. Und da kommt man dann einfach nicht drumherum. „Er ist doch eigentlich ein ganz lieber Kerl, man darf ihn nur nicht provozieren“: Das stammt aus einem Lied, das Sie nach Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten aufgenommen haben. Und jetzt? Ja, das war natürlich Vollsatire, aber es trifft leider den Kern, wie sich zeigt. „Vielleicht lernt er ja schneller, als man denkt“, haben Sie da gesungen. Das war eine Hoffnung vieler Leute, die dachten, nach seinem Sieg würde er seine Wahlkampfrhetorik vielleicht herunterschrauben. Das ist nicht passiert, aber nichtsdestotrotz ist er angezählt. Sie schreiben viele Lieder für andere Künstler, für Annett Louisan und zuletzt Axel Prahl. Was ist der Unter-schied zwischen dem Schreiben für sich selbst und für andere? Dass ich nicht so viel in mir selber rumsuchen muss. Das ist auf Dauer ziemlich anstrengend. Beim Schreiben für andere ist das leichter: Sie haben oft Vorschläge, was sie sagen wollen, man redet viel. Und wenn klar ist, was gesagt werden soll, ist es für mich – rein handwerklich – mittlerweile nicht mehr so besonders schwierig, das in gereimte Form zu bringen. Natürlich spielen dabei auch ein glückliches Händchen oder Zufälle eine Rolle. Muss da menschlich die Chemie stimmen? Das ist schon wichtig, vor allem muss man die Musik des anderen mögen. Neben Handwerk spielt natürlich Erfahrung eine Rolle, was auch mit der Entwicklung des eigenen Instinktes zu tun hat. Man kriegt halt mit der Zeit ein sichereres Gefühl dafür, was funktionieren kann und was nicht, was ich jetzt wiederum im künstlerischen Sinne meine und nicht im kommerziellen. Das ist schwer zu erklären, aber wenn man es macht, ist es sehr einfach. Im Wesentlichen geht es darum, dass man liebt, was man macht. Alles andere wäre sowieso Quatsch. Wissen Sie denn, wie viele Lieder sie in Ihrem Leben bereits geschrieben haben? Oh Gott – über den Daumen gepeilt vielleicht so 300 bis 400. Vorverkauf Eintrittskarten gibt es bei den RHEINPFALZ-Servicepunkten und beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter der Telefonnummer 0631 37016618 sowie der Internet-Adresse www.rheinpfalz.de/ticket.

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