Speyer Aktuelle Kunst im neuen Kontext

Günter Zinks Hommage an Farbmuster mittelalterlicher Glasmalerei stellt in der Raummitte Harmonie mit den Kirchenfenstern her. Auf vier Bildtafeln hat er in diesem Jahr Strukturen und Farbkompositionen per Hand oder digital gemalt. Auch Fred Feuersteins „Transformer“-Quadro-Triptychon in Acryl auf Rupfen von 2005 ist von allen Seiten sichtbar. Aus der Zentralperspektive wirkt seine Auseinandersetzung mit Leben und Vergehen eindringlich. Die rosarote Brille hat Eberhard Spitzer seinen Arbeiten „Dom Rosa“ und „Gedächtniskirche rosa“ aufgesetzt. Der „Erschaffung der Frau“ hat der Künstler mit Blick auf die weiter drohende Überbevölkerung des afrikanischen Kontinents ein Kondom beigegeben. Elias Wessel hat mit der „unbefleckten Empfängnis“ eine seiner letzten figürlichen Arbeiten aus den USA mitgebracht. 2011 habe er sein Motiv in einer katholischen Kirche an der Upper Westside in seiner Wahl-Heimatstadt New York fotografiert, erzählt er. „Körperlos“ bleibt ein fast umgedrehtes Kreuz, das Andrea Niessen aus alter, verbrannter Eiche gemeißelt hat. Die Botschaft der Künstlerin ist eindeutig: „Die Kirche hat ihre Basis und damit ihre Bedeutung verloren“, erklärt sie ihre Überzeugung. Das Kreuz zeigt dem Betrachter eindringlich den Verlust lebensnaher und inspirierender Spiritualität. Martin Eckrich hat christliche Kunst studiert. Religion ist sein Thema geblieben. Mit ihr beschäftigt sich auch die rund sieben Meter hohe Installation „Schmerz“, die er in der Ausstellung erstmals präsentiert. Sie thematisiert Eckrichs Abschied von seiner Mutter, deren Verlassen ihrer sterblichen Hülle, den tiefen Glauben der Großmutter und die Hoffnung auf Zukunft. Der immer wieder aufleuchtende Weihnachtsstern ist das Symbol dafür. Zum Neubeginn motiviert der Schifferstadter Künstler Stufe für Stufe bis zu dem Paar, das seine gesamte Installation überragt. „In St. Ludwig kann nichts unchristlich sein“, betont er seine sensible Auseinandersetzung mit dem Kirchenraum. „Opium“ und „Rauch“ sind die Titel der jüngsten Malereien von Nina Bußjäger. In Acryl auf Leinwand begegnet der Betrachter Visionen ihrer Mutter im Delirium und dem Zusammenspiel von Bindung und Loslösung. „Konzil 1 und 2“ sind die beiden Ölarbeiten auf Baumwollgewebe von Markus Sandhoff betitelt. Intensives Rot beherrscht die Bilder männlicher Geistlichkeit. Gisela Desukis in einer Nische angebrachte Videoinstallation „Dolorosa“ hat die bestehende sakrale Atmosphäre des Kirchenraums aufgenommen. Per Hand hat die Künstlerin auf Fotografien mystischer Marienerscheinungen unterschiedlich eingegriffen. Surreal wirken Moritz Feuersteins Fotografien „Behutsamkeit“ und „Hoffnung“, die Religion und Umwelt beleuchten. Ausstellung —Zu sehen in der Speyerer Kirche St. Ludwig vom 22. Juni bis zum 16. Juli, freitags bis sonntags, 15 bis 19 Uhr —Zur Eröffnung morgen, 22. Juni, 18 Uhr, spricht der Karlsruher Kunsthistoriker Thomas Angelou. Musik: Isabel Eichenlaub & Welt-Musik-Café.

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