Pirmasens Verknotete Mann, rasende Pferde, kühne Artisten

Premiere gestern beim Zirkus Charles Knie; unser Bild zeigt die Pferdedressur mit Marek Jama.
Premiere gestern beim Zirkus Charles Knie; unser Bild zeigt die Pferdedressur mit Marek Jama.

Verknoteter Mann, rasende Pferde, verzauberte Tauben, Sänger und Tänzer: Vom rund 800-köpfigen Publikum umjubelt, feierte der Zirkus Charles Knie gestern Nachmittag seine Premiere auf dem Messplatz. 92 Mitarbeiter aus elf Nationen und über 100 Tiere waren in der gut zweistündigen Show im Einsatz und boten eine gelungene Mischung aus Akrobatik, Clownerie, Theater und Musik.

Es riecht nach Popcorn und Bratwurst, Kinder schlecken aufgeregt an ihrem Eis und zerren ihre Eltern zu ihrem Platz an der Manege. Die Hitze des Tages staut sich unter dem Zirkuszelt, ein angenehmes Lüftchen weht aber durch die Vorhänge, die die Sonnenstrahlen draußen lassen. „Ich bin schon gespannt auf den Clown“, sagt ein Junge zu seinem Vater – gleich darauf soll er für sein Warten belohnt werden. Das Liveorchester des Zirkus setzt zu einer mitreißenden Swing-Nummer an und als Zirkusdirektor verkleidet kommt Clown Henry in die Manege und heizt die Menge an, gefolgt von exotischen Tieren aus Afrika. Zebras, Kamele, Lamas und Pferde sowie verschiedene Rinderarten hören auf das Kommando von Tiertrainer Marek Jama. Alle in einer Reihe geht es durch die Manege, sie besteigen Hocker und salutieren vor dem Publikum. Vor allem die Kinder klatschen begeistert und recken staunend die Hälse. Schallenden Applaus erhalten auch die „Messoudi Brothers“. Sie reduzieren sich in ihren Jonglagen und Handständen auf das Wesentliche, bilden eine Einheit aus Kraft und Ästhetik und liefern in einem kräfteraubenden Tempo Figuren, die dem Publikum nahezu den Atem rauben. Schon jetzt bebt das Zelt. Für eine kleine Verschnaufpause, die nicht minder schön anzusehen und auch anzuhören ist, sorgt die Sängerin der Show, die Chefdompteur Marek Jamal begleitet. „Shine Bright Like A Diamond“, heißt es im Refrain aus einem Lied von Rihanna – und wie ein Diamant kommt auch der Schimmel daher. Mit Flügeln und weißer Mähne glänzt er wie Pegasus, läuft grazil ein paar Runden, um gleich wieder hinter die Kulissen zu entschwinden und für die Zwergpony-Parade Platz zu machen, die jedermann lächeln lässt. Clown Henry, „The Prince of Clowns“ aus Venezuela, wie er genannt wird, ist der heimliche Star des Nachmittags. Mal tritt er als Hutjongleur auf, mal als Kellner, zerrt gnadenlos Menschen aus dem Publikum in die Manege und bindet sie in seine Vorstellung ein – ob es da gilt, das „O Sole Mio“ mit Glocken zu klingeln oder auf Zuruf Becken eines Schlagzeugs aneinander zu schlagen. Auch die Artisten waren allesamt Spitzenklasse und sorgten für so manchen Nervenkitzel, angefangen von dem Mann, der scheinbar keine Knochen im Leib hat: Cesar Pindo. So scheute er sich nicht, sich in eine klitzekleine Plastikbox zu quetschen und seine Gliedmaßen derart zu verrenken, dass es einem Angst und Bange wurde. Einen Höhepunkt des Nachmittags markierten die „Flying Wulber“, die knapp unter der Zirkuskuppel von einem Ende des Zelts zum anderen flogen und für atemberaubende Spannung sorgten. Tollkühn lieferten sie gefährliche Sprünge und Würfe, Salti und Pirouetten sowie den dreifachen Salto Mortale, bei dem mancher feuchte Handflächen bekommen hat. Auch die Kleintiere der Show waren nicht zu verachten: Von Schweinen über Laufenten und Hunden bis zu Tauben, dressiert von Jochen Träger-Krenzola, leisteten die kleinen Stars der Show Großartiges. Sie liefen auf dem Trapez, vertrugen sich perfekt miteinander und hörten aufs Kommando. Fast noch besser, vor allem noch gelenkiger als John Belushi und Dan Aykroyd als Blues Brothers, kamen die „Wulber Brothers“ daher, die Trampolinartistik vom Feinsten boten. Mit dem Blues-Brother-Thema „The Peter Gunn“ kamen sie in schwarzen Anzügen und mit Sonnenbrillen in die Manege und flogen wie Gummibälle umher – natürlich ließ auch hier der Applaus nicht lange auf sich warten. Auch das Ballett des Zirkus konnte sich mit bis zu 70 bunten Kostümen sehen lassen und sorgte für eine extra Portion Erotik und Ästhetik.

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