Pirmasens Südwestpfälzer Handwerk sucht Nachwuchs

Handwerksbetriebe in der Region haben Probeme, offene Lehrstellen zu besetzen. Das gilt insbesondere für Bäckereien.
Handwerksbetriebe in der Region haben Probeme, offene Lehrstellen zu besetzen. Das gilt insbesondere für Bäckereien.

Die Auftragslage beim Handwerk ist gut - Wartezeiten für Kunden inklusive.

Laut der jüngsten Handwerksbilanz zählt die Stadt insgesamt 328 Betriebe mit rund 4000 Beschäftigten. Das Handwerk ist mit etwa 350 Millionen Euro Umsatz ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Stadt und der gesamten Region. „Wer heute in einem gut geführten Handwerksbetrieb arbeitet, der hat ein zukunftssicheres Auskommen“, betont Michael Lindenschmitt, der für die Betriebe in der Region zuständig ist. Allerdings sehen das immer weniger Schulabgänger so. Früher habe sich der Nachwuchs, der für die Betriebe überlebenswichtig ist, aus motivierten Realschulabgängern gespeist. „Die waren schulisch gut ausgebildet und motiviert zu arbeiten“, blickt er zurück. Viele dieser Absolventen, die sich für eine Ausbildung im Handwerk entschieden hätten, seien geblieben. „Das sind die erfolgreichen Firmeninhaber, die sich aktuell bei uns in den Innungen engagieren.“ Heute sei die Situation eine andere. Immer weniger gut qualifizierte Jugendliche würden sich für eine Ausbildung im Handwerk interessieren. Und das, obwohl sich auch dort vieles verändert und schnelle Aufstiegsmöglichkeiten geschaffen wurden. „Sie können heute den Meister kurz nach ihrer Ausbildung anschließen und dann im Anschluss sogar berufsbegleitend studieren“, sagt er. Für die Fehlentwicklung macht er unter anderem die Politik verantwortlich. Eine gewollte höhere Abiturquote pro Jahrgang und der „Akademisierungswahn“, wie er es nennt, würden viele potentielle Kandidaten von einer Lehre im Handwerk abhalten. Die Schüler, die von der Realschule plus abgingen, seien oftmals nicht genügend qualifiziert, hört er in Gesprächen mit den Unternehmen immer wieder. Inzwischen hätten Politik und Betriebe die Probleme erkannt und versuchten gegenzusteuern. Nach Angaben der Handwerkskammer der Pfalz stehen zur Zeit in der Region Südwestpfalz noch rund 130 Lehrstellen in den handwerklichen Berufen zur Verfügung. Dabei gebe es attraktive Ausbildungsberufe und -betriebe, weiß Lindenschmitt. Gerade die größeren Firmen hätten inzwischen Lösungen für die schwierige Situation parat. „Bringen die Bewerber nicht die benötigte Qualifikation mit, dann helfen die Unternehmen mit Nachhilfe und Betreuung nach“, sagt er. Das bestätigt Dieter Leyenberger, Leiter der Personalentwicklung bei der Wasgau AG in Pirmasens. Wer Interesse für den Beruf zeige, dem werde durch einen Förderunterricht geholfen. Dafür steht in seinem Unternehmen eine Fachkraft zur Verfügung. Dennoch sei es schwierig, offene Stellen gerade in der Bäckerei und Metzgerei zu füllen. „Wir schauen inzwischen nicht mehr zu sehr auf die Noten der Bewerber, sondern versuchen, mit gezielten Eignungstests ein Interesse für den Beruf abzuprüfen“, so Leyenberger. Trotzdem seien auch für das aktuelle Lehrjahr noch immer viele Ausbildungsplätze unbesetzt. „Gerade in Bereich Pirmasens und der Südwestpfalz freuen wir uns über Bewerbungen“, wirbt er für eine Ausbildung in seinem Unternehmen. „Wir schauen uns mögliche Auszubildende vorher gerne bei einem kurzen Praktikum an“, erklärt Jutta Weis von der Firma Elektro Hög. Nach vielen Jahren Erfahrung wüssten sie danach meist schon, ob es passe, sagt sie. Hatte das Unternehmen bis vor kurzem noch keine Bewerbungen für den offenen Ausbildungsplatz vorliegen, seien inzwischen doch einige eingegangen. „In diesem Jahr hat unser 50. Jubiläum und die damit verbundene Öffentlichkeit geholfen“, meint Weis. „Wir haben immer ausbildet, suchen allerdings seit zwei Jahren nicht mehr aktiv nach Lehrlingen“, sagt Svenja Borck von der gleichnamigen Metzgerei in der Schlossstraße. Das bedeute aber nicht, dass sie einem motivierten Bewerber nicht eine Chance geben würden. Sie findet es schade, dass sich so wenige junge Leute für den Metzger-Beruf interessierten. Der sei abwechslungsreich und biete Zukunftschancen für die, die ihn mit Engagement ausübten. „Wenn wir ausbilden, dann nehmen wir unsere Aufgabe als Betrieb ernst und geben unser Bestes“, sagt Borck. Das würden sie auch von einem potenziellen Bewerber erwarten. Dafür seien nicht nur der Abschluss oder die Noten entscheidend. „Die Bereitschaft, etwas zu lernen und sich zu entwickeln sowie das Interesse für den Beruf müssen vorhanden sein.“

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