Pirmasens Signalhafte Töne ganz lyrisch

„German Hornsound“ spielte sich beim ersten Pirmasenser Horn Festival in der Alten Post in die Herzen des musikbegeisterten Publ
»German Hornsound« spielte sich beim ersten Pirmasenser Horn Festival in der Alten Post in die Herzen des musikbegeisterten Publikums.

Einen unterhaltsamen Ausflug in die Musikgeschichte lieferten am Sonntagmorgen die vier Musiker von „German Hornsound“. Mit ihren Hörnern intonierten sie Stücke, die wohl kaum einer der 100 Besucher mit Horn in Verbindung gebracht hätte. Die Protagonisten des Festivals lieferten dabei nicht nur ein hervorragendes Konzert, sondern auch interessante Gespräche mit dem Publikum selbst. Einzig und allein störend war der heftige Wind, der bei der Open-Air-Matinee immer wieder die Tischdecken flattern ließ und so manchen Sonnenschirm umriss.

Weit mehr als nur Marschmusik boten Christoph Ess (Bamberger Symphoniker), Sebastian Schorr (Württembergische Philharmonie Reutlingen), Stephan Schottstädt (Staatsorchester Hannover) und Timo Steininger (Konzerthausorchester Berlin) alias „German Hornsound“ am Sonntag zum Gesprächskonzert „Das Waldhorn“ auf dem Joseph-Krekeler-Platz vor der Pirmasenser Alten Post. Die virtuose Musikreise startete mit Georg Friedrich Händels „Feuerwerkmusik“ aus dem Jahr 1748, führte über Constantin Homilius, der im 19. Jahrhundert an der Petersburger Reformierten Kirche wirkte und das Quartett B-Dur op.38 für vier Hörner komponierte, zu Anton Bruckners „Andante“, Felix Mendelsohn-Bartholdys „Nocturno“ aus dem „Sommernachtstraum“ und Carl Maria von Webers „Der Freischütz“. Nach dem „Jagdteil“, führte die musikalische Reise zu Giuseppe Verdis „Offertorio“ aus dem „Requiem“ und kam mit Stücken von Piazzolla, Kerry Turner und Lowell E. Shaw bei der gemäßigten modernen Musik an, wie Christoph Ess sie nannte, der die Matinee spannend moderierte, „German Hornsound“ bewies mit der außergewöhnlichen Musikauswahl, dass das Metier des Horns nicht nur der Marsch sein muss, sondern dass die Blechbläser durchaus modern sein können. Das Horn sei zwar eines der ältesten Instrumente der Musikgeschichte, das ursprünglich hauptsächlich dazu diente, Signale zu blasen, auf der Jagd, bei der Post und in den Alpen, erklärte Christoph Ess, doch mit Mozart sei alles anders geworden. Der Komponist der Wiener Klassik schätzte das Instrument aus gerolltem Metall, bei dem man einen Grundton von zwölf bis 15 Obertönen hat, und bei dem durch Lippenspannung und Luft der Klang zusätzlich variiert werden könne. Außerdem wusste Mozart, dass man mit der Hand im Schallbecher den Klang abrunden und weicher und lyrischer klingen lassen kann. Damit erklärt sich Ess einverstanden. „Mit dem Horn ist vieles möglich“, kündigte er im Vorfeld des Festivals an und nun weiß es auch das Publikum. War es angetan von den Klängen des Waldhorns im Jagdteil, war es um so überraschter, wie leidenschaftlich und gefühlvoll ein Horn argentinische Tangostücke spielen kann, wie beschwingt die „Drei Fripperies“ daherkamen und wie mitreißend der virtuose Satz von Kerry Turner war, der, wie Ess findet, ein wenig im Wilden Westen spiele. Der Joseph-Krekeler-Platz verwandelte sich am Sonntag zur Matinee in einen entspannten Konzertsaal, in dem ebenso die lukullischen Köstlichkeiten Anklang fanden, die von Eric Kunz komponiert und arrangiert wurden. Es war, als spielten sich die vier jungen Spitzenhornisten in die Herzen ihres Publikums, doch das Besondere an allen drei Konzerten von „German Hornsound“ war eindeutig die Publikumsnähe und auch die Individualität und Kreativität der Musiker, mit der sie ihre Konzerte arrangieren. Denn die unterhaltsamen Erläuterungen von Christoph Ess, mit denen er im Laufe des Konzerts sein Instrument immer ein Stückchen weiter vorstellte und in die Musikgeschichte einband, genoss das Pirmasenser Publikum ganz ohne Frage. Das Festival der extravaganten Musikinstrumente soll ein Leuchtturm der Pirmasenser Kulturszene werden. Das könnte gelingen, denn signalhaft war nicht nur der Klang der Hörner als Symbol der Königlich Bayrischen Post, sondern der gesamte Auftakt, der vom Publikum vor allem am Sonntag hochgeschätzt und angenommen wurde. Besondere Orte brauchen besondere Veranstaltungen. Und das Hornfestival stand dem Ambiente in der Poststraße ausgesprochen gut. Info Das Open-Air-Abschlusskonzert „Summertime“ mit „Salaputia Brass“ im Rahmen des Pirmasenser Horn Festivals findet am 23. Juli ab 20 Uhr auf dem Joseph-Krekeler-Platz statt.

x